Читать книгу Die Kolonie Tongalen - Chris Vandoni - Страница 25

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18.

Nachdem sie sich leidenschaftlich geliebt hatten, blieben Michelle und Christopher eine Weile umschlungen im seichten Wasser liegen, ließen sich Zeit und genossen die Stimmung.

Einige Zeit später begannen sie sich von Neuem gegenseitig zu streicheln und liebten sich ein zweites Mal, noch intensiver und noch leidenschaftlicher.

Anschließend zogen sie sich an und schwammen zurück, wo sie von Ernest und Eric schon ungeduldig erwartet wurden.

Christopher erzählte von der Grotte und meinte, sie könnte sich im Notfall als ideales Versteck erweisen. Den Rest verschwieg er ihnen.

»Wir könnten die Wartezeit nutzen und das Unterdeck für die Ladung bereit machen«, schlug Eric vor. »Ich nehme an, wir erhalten nicht nur ein paar Steinchen, sondern einige Container mit schweren Brocken.«

»Vielleicht sind es lebendige Steine«, witzelte Ernest, »und die brechen dann wieder aus und verwüsten das Schiff.«

»Steine und ausbrechen?« Eric lachte. »Aber man kann nie wissen, was es auf anderen Planeten alles gibt. Vielleicht strahlen diese Steine auf eine besondere Art und Weise und machen uns alle unsterblich. Lassen wir uns überraschen.«

Niemandem fiel bei Erics letzter Bemerkung das Schmunzeln auf, das Ernests Lippen für einen Augenblick umspielte.

Als die Sonne, oder das, was von ihr durch die feuchte Luft zu sehen war, sich dem Horizont näherte, sagte Christopher, der sich seit der Rückkehr mit der Mobilkonsole beschäftigt hatte: »Meine Analysen haben ergeben, dass die Tage auf diesem Planeten tatsächlich etwas kürzer sind als auf der Erde. Ich glaube, es dauert nicht mehr lange, dann ist es hier draußen stockdunkel.«

»Dann sollten wir wieder reingehen, bevor wir uns noch verirren«, schlug Ernest erleichtert vor.

Christopher war erstaunt, dass Ernest sich die ganze Zeit über draußen aufgehalten hatte. Normalerweise kam er mit Hitze und feuchtwarmem Klima nicht gut zurecht.

Ernest erhob sich als erster, drehte sich um und machte sich auf den Rückweg, gefolgt vom Rest des Teams.

Eine weitere Stunde später saßen sie erneut zusammen am runden Tisch im Aufenthaltsraum und nahmen eine abendliche Mahlzeit ein.

Kurz davor hatte sich Afra Melinn von Norris & Roach noch einmal gemeldet und ihnen mitgeteilt, der Fluggleiter, der die chemischen Substanzen abholen sollte, sei gestartet.

Ernest hatte sich darüber hocherfreut gezeigt, da sich ein Teil ihres Auftrags somit bald erledigt haben würde und die Chancen, diesen Planeten schnell wieder zu verlassen, sich erhöhten. Michelle und Christopher wären jedoch sehr gern noch eine Weile geblieben.

Als alle ihre Mahlzeit beendet hatten, räumte Michelle das Kunststoffgeschirr in die Reinigungsmaschine. Anschließend wischte sie den Tisch ab und setzte sich wieder.

»Christopher, was meinst du dazu, wenn wir heute noch eine Systemanalyse und eine Wartung durchführen lassen würden?« Eric sah ihn fragend an. »Falls etwas nicht in Ordnung ist, hätten wir genug Zeit, uns darum zu kümmern.«

»Gute Idee. Ich werde das gleich in die Wege leiten.«

Christopher stand auf, setzte sich an ein Terminal und startete die Analyse und das Wartungsprogramm, die er eigens für diesen Raumgleiter geschrieben hatte. Die beiden Programme würden eine Weile laufen und das gesamte Bordsystem einer genauen Überprüfung unterziehen, virtuell die verschiedensten Szenarien und ihre Folgen durchspielen, sämtliche Daten verifizieren und die wichtigsten davon sichern. Als er sich vergewissert hatte, dass das Programm ordnungsgemäß lief, erhob er sich und setzte sich wieder zu den anderen.

»Es war ein langer und anstrengender Tag.« Ernest setzte zum Gähnen an. »Ich werde mich jetzt in die Koje legen und mir noch etwas vorlesen lassen.«

»Diesem Vorschlag werde ich mich gleich anschließen«, erwiderte Eric und erhob sich ebenfalls. »Ihr zwei solltet auch schlafen gehen. Der Tag war wirklich anstrengend und wer weiß, was in den nächsten Tagen alles auf uns zukommt.«

Christopher sah Eric argwöhnisch an. »Hast du irgendeine Vorahnung?«

»Nein, ich dachte nur, man kann ja nie wissen.« Eric lächelte kurz, drehte sich um und verließ den Aufenthaltsraum.

»Was machen wir nun?« Christopher blickte zu Michelle.

»Wir gehen zu dir.« Sie erhob sich, griff nach seiner Hand und zog ihn mit sich. Etwas überrascht ließ er sich mitziehen und verschwand kurz darauf zusammen mit ihr in seiner Kabine.

Wenig später saßen sie auf der Bettkante. Er klappte das Mobilterminal auf, das auf dem Beistelltisch lag, und ließ sich das Zwischenresultat der Wartung anzeigen. Bisher schien alles in Ordnung zu sein.

Dann ließ er sich nach hinten auf sein Kissen fallen und rieb seine Augen. Gleich darauf spürte er Michelles Körper neben sich. Sie schmiegte sich an ihn. Er legte seinen Arm um sie und zog sie noch fester an sich. Eine ganze Weile lagen sie reglos da und genossen den Augenblick.

Ein leises akustisches Signal riss ihn aus den Gedanken. Er hob den Kopf, sah zum Display des Mobilterminals hinüber und traute seinen Augen nicht.

Michelle spürte sofort, dass etwas nicht in Ordnung war, und hob ebenfalls den Kopf.

»Das ist doch nicht möglich«, murmelte Christopher ungläubig.

»Was ist los?«

»Eine Unstimmigkeit im Datenbestand des Sekundärsystems.« Über seine Antwort konnte sie sich keinen Reim machen. »So etwas dürfte es gar nicht geben.«

»Warum nicht?«

»Unser Datenbestand weist Abweichungen zu den Angaben aus dem aktuellsten Wartungsprotokoll auf. Seit der letzten Wartung hat niemand Daten in das Sekundärsystem übertragen, ihm entnommen oder darin verändert.«

»Könnten das nicht die Kommunikationsdaten sein?«

»Nein, die befinden sich im Primärsystem.«

»Nachträglich per Funk können auch nicht irgendwelche Informationen übermittelt worden sein?«

»Der Datenverkehr wird ebenfalls über das Primärsystem abgewickelt. Die Abweichung befindet sich jedoch im Sekundärsystem. Darauf hat niemand außer uns Zugriff. Genaugenommen habe eigentlich nur ich darauf Zugriff. Es ist gegen außen vollkommen abgeschottet, auch zum Primärsystem. Die beiden Systeme arbeiten aus Sicherheitsgründen völlig getrennt voneinander.«

»Man kann keine Daten von einem System zum anderen übertragen?«

»Das schon, aber nicht auf direktem Weg. Es läuft über ein drittes System, das Aktivsystem. Darin laufen die Prozesse, darin werden die Daten verarbeitet und die Simulationen durchgeführt. Aber während der Operationen werden sämtliche Rechenvorgänge ausschließlich mit Daten aus dem Primärsystem ausgeführt. Benötigen wir ausnahmsweise Daten aus dem Sekundärsystem, müssen sie manuell ins Aktivsystem übertragen werden. Dazu müssten bestimmte Sequenzen ausgeführt und Sicherheitssysteme überwunden werden. Das wiederum geht nur, wenn man die entsprechenden Codes kennt. Falls wir Daten aus dem Sekundärsystem auf diesem Weg ins Primärsystem übertragen, werden sie zuerst in einem speziell abgeschotteten Zwischenspeicher abgelegt und durchlaufen verschiedene Prüfungen. Wenn sie vollständig aus dem Sekundärspeicher ausgelesen und geprüft worden sind, wird die Verbindung zum Sekundärsystem unterbrochen. Erst dann werden sie ans Primärsystem übergeben, wo sie für die Bearbeitung zur Verfügung stehen. Nach der Verarbeitung werden sie jedoch nicht wieder ins Sekundärsystem zurückgeschrieben, sondern im Primärsystem gespeichert.«

»Wie kommen denn Daten überhaupt ins Sekundärsystem?«

»Das Schreiben von Daten ins Sekundärsystem kann nur im Wartungsmodus vorgenommen werden. In diesem Modus kann das Schiff nicht flie …« Christopher ließ den Satz unbeendet und erstarrte.

»Was ist mit dir?« Michelle sah ihn bestürzt an. Als sie sein Gesicht sah, spürte sie die Angst in ihrem Nacken emporkriechen.

»Der Wartungsmodus«, flüsterte er entsetzt. Hastig tippte er ein paar Befehlsstrukturen ein und beendete die Systemwartung augenblicklich. Dann aktivierte er das Alarmsystem, worauf im ganzen Raumgleiter schrille Sirenen ertönten. Anschließend sprang er auf, hastete eiligst aus seiner Kabine und ließ eine völlig verstörte Michelle zurück.

Sie stand ebenfalls auf und lief ihm hinterher. Unterwegs begegnete sie Ernest und Eric, die verwundert aus ihren Kabinen kamen und erschraken, als sie Christopher zum Bordrechner eilen sahen. Sie sah die beiden an, hob einfach nur ihre Schultern und setze eine fragende Miene auf.

Kurz darauf saß Christopher am Terminal und tippte laufend Befehlssequenzen ein.

»Was ist passiert?« Ernest war mit Eric und Michelle nähergetreten und blickte ihm verwundert über die Schultern.

»Unser Bordsystem wurde verseucht.« Christophers Stimme klang gehetzt.

»Verseucht? Etwa mit einem Virus?«

»So in etwa.«

»Was machst du jetzt?«, fragte Eric.

»Ich habe die Systemwartung abgebrochen und versuche nun, das Backup zu starten.« Christopher tippte hastig weitere Sequenzen ein.

»Wie konntest du denn feststellen, dass das System verseucht ist?«

»Das Wartungsprogramm hat einen Fehler gemeldet, den es eigentlich gar nicht geben darf.«

Bei jeder Sequenz, die er eintippte, wartete er anschließend auf deren Reaktion. »Scheiße«, fluchte er nach einer Weile, lehnte sich zurück und faltete die Hände hinter seinem Kopf. »Das Backup lässt sich nicht starten. Es reagiert einfach nicht.«

»Das klingt nicht gut.« Eric runzelte die Stirn.

»Um es im Klartext zu sagen: Das ist eine Katastrophe.« Christopher schlug verärgert mit der flachen Hand auf seinen Oberschenkel, als ob er damit sämtliche Probleme auf einmal erschlagen könnte.

»Könntest du uns etwas genauer erklären, was passiert ist und was jetzt los ist?« Ernest versuchte dabei, die Ruhe zu bewahren.

»Einen Moment noch.« Christopher tippte wieder ein paar Befehlsstrukturen ein. »Ich starte zuerst noch eine Sequenz, die unser Sekundärsystem analysiert. Wenn ich mich nicht irre, werden wir anschließend etwas sehr Unerfreuliches entdecken.«

Christopher schickte den Befehl ab. Alle starrten gespannt auf den Monitor und warteten schweigend.

Nach wenigen Sekunden, die wie eine Ewigkeit dauerten, erschien das Resultat.

Die Kolonie Tongalen

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