Читать книгу WIN - With Intention Now - Christian Jaerschke - Страница 9
Оглавление1.2 WINNER’S-MIND-FORMEL
Anhand der Winner’s-Mind-Formel (E = L x M) möchte ich zunächst aufzeigen, wodurch sportlicher bzw. ganz allgemein Erfolg entsteht. Zwei Faktoren sind entscheidend, denn sportlicher Erfolg (E) entsteht aus dem Produkt aus tatsächlichem Leistungsniveau (L) des Sportlers und seiner vorhandenen mentalen Kraft (M: mehr dazu in Kapitel 1.3)
Gabriele Bußmann, eine von mehreren Psychologen, die das deutsche Team bei den Olympischen Spielen in Rio betreut hat, verwendet die Worte etwas anders, umschreibt es aber sehr ähnlich: „Ich nehme immer die Formel LKW: Leistung ist Können mal Wollen. Die ist natürlich sehr vereinfacht. Aber die Multiplikation verdeutlicht: Ich kann noch so viel Können haben – es bringt nichts, wenn das Wollen fehlt. Ich kann aber auch weniger Können durch mehr Wollen kompensieren. Eine schöne Formel, finde ich.“
Zurück zur Winner’s-Mind-Formel. Ich möchte das Ganze anhand von vier plastischen Szenarien veranschaulichen:
Szenario 1: Ein Sportler hat aktuell ein Leistungsniveau von 100 und eine mentale Kraft von 1 – damit wir leichter rechnen können. 100 multipliziert mit 1 ergibt 100 %. Er kann also seinen Trainingszustand zum Beispiel im Wettkampf vollständig abrufen.
Szenario 2: Damit wir die vier Szenarien gut vergleichen können, gehen wir vom gleichen Leistungsniveau, also 100 aus. Dieser Sportler hat allerdings eine stärkere mentale Kraft von 1,2. 100 multipliziert mit 1,2 ergibt 120 %. Sportler 2 kann demnach im Wettkampf über sich hinauswachsen. Dadurch können im Wettkampf persönliche Bestleistungen erzielt werden. Manche sprechen hier vom sogenannten Wettkampftyp. Ich bin kein so großer Fan dieser Schubladen – denn mentale Kraft ist trainierbar.
Szenario 3: Wie gehabt gehen wir von einem Leistungsniveau von 100 aus. Dieser Sportler hat allerdings eine schwächere mentale Kraft von 0,8. 100 multipliziert mit 0,8 ergibt 80 %. Er kann seinen Trainingszustand also nicht voll abrufen.
Szenario 4: Auch dieser Sportler verfügt über ein Leistungsniveau von 100. Allerdings fehlt ihm (zumindest in einem entscheidenden Moment) die mentale Kraft völlig – wir nehmen also den Wert 0 an. Man muss kein Rechenkünstler sein, um das Ergebnis zu berechnen. 100 multipliziert mit 0 ergibt 0 %. Der sogenannte Worst Case ist eingetreten. Der Wettkampf ist völlig misslungen oder wurde sogar abgebrochen.
Ein wesentliches Ziel von Sportmentaltraining ist es, den Sportler dabei zu unterstützen, sein Leistungsniveau entsprechend seines aktuellen Trainingszustands im Wettkampf vollständig abrufen zu können und in sportlichen Erfolg umzusetzen.
Auch wenn ich die Winner’s-Mind-Formel anhand eines fiktiven Wettkampfsportlers verdeutlicht habe, wird vermutlich schnell klar, dass diese Formel genauso auf andere Bereiche angewendet werden kann, z. B. auf Prüfungssituationen, Klassenarbeiten und Vorträge. Übrigens: Eine der größten Ängste der Deutschen ist es, vor Publikum zu sprechen. Weitere Beispiele sind Präsentationen im Business, Vorstellungsgespräche, erste Dates und so weiter und so fort.