Читать книгу Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter - Christian Klicpera - Страница 30
2.8.3 Gehemmtes Verhalten und gehemmtes Temperament als Ursache
ОглавлениеUnklar ist auch der Übergang zwischen Sozialphobie und sozialer Gehemmtheit bzw. größerer Scheu und Zurückhaltung bei Kindern. Dieses Problem drückt sich in der unterschiedlichen Abgrenzung dieser Störungen in DSM-5 und ICD-10 aus. In der Entwicklungspsychologie ist durch die Gruppe um J. Kagan die frühe Manifestation eines gehemmten Interaktionsstils mit fremden Personen und in neuartigen Situationen beschrieben worden, der sich bei etwa 10 % der Kleinkinder in ausgeprägter Weise feststellen lässt und in weiterer Folge zu zurückgezogenem Verhalten im Kindergarten und in der Schule führen kann. Bei negativen Erfahrungen kann dieser Interaktionsstil später in eine Sozialphobie übergehen. Eine Reihe an Langzeituntersuchungen hat gezeigt, dass es einen Zusammenhang zwischen dem gehemmten Verhalten in den ersten Lebensjahren und Angststörungen im Schul-, Jugend- und Erwachsenenalter gibt. Die Korrelationen reichen von 0,20 bis 0,40 und wurden in mehreren Untersuchungen hoch signifikant nachgewiesen (Klein & Pine, 2002; Oosterlaan, 2001).