Читать книгу Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter - Christian Klicpera - Страница 45
3.5 Komorbidität und Differenzialdiagnose
ОглавлениеZwänge treten oft im Zusammenhang mit anderen psychischen Störungen auf (ca. bei 80 %), v. a. mit Angststörungen, Depressionen, Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen, Tic-Störungen, aber auch mit Störungen des Sozialverhaltens mit dissozialen Verhaltensweisen (Langley et al., 2010; McGuire et al., 2015).
Eine Komorbidität mit einer depressiven Verstimmung ist bei einem Viertel bis zu einem Drittel der Kinder und Jugendlichen mit einer Zwangsstörung festzustellen. Der Zusammenhang zwischen diesen Störungen ist damit relativ groß, jedoch bei Kindern noch deutlich geringer als bei Erwachsenen mit einer Zwangsstörung: Bei Letzteren leiden drei Viertel an depressiven Verstimmungen – in vielen Fällen sekundär aufgrund der durch die Zwangsstörung verursachten privaten und beruflichen Probleme. Der Zusammenhang zwischen Zwangsstörung und Depression ist bei Kindern und Jugendlichen auch weniger eng als der zwischen Angststörungen und Depression.
Ein deutlicher Zusammenhang besteht auch zwischen der Zwangsstörung bei Kindern und Jugendlichen und dem Tourette-Syndrom, einfachen Tic-Störungen, der Trichotillomanie und Sydenhams Chorea. So zeigen etwa ein Drittel bis mehr als die Hälfte der PatientInnen mit Tourette-Syndrom auch Zwangssymptome in einem klinisch relevanten Ausmaß. Umgekehrt werden etwa bei einem Drittel der Kinder mit einer Zwangsstörung gleichzeitig chronische Tics festgestellt, die allerdings nur bei einem Teil einer komplexen Tic-Störung, also einem Tourette-Syndrom, entsprechen. Tic-Störungen werden öfter bei jüngeren PatientInnen, bei Jungen und bei einem akuten Beginn der Störung beobachtet. Schließlich weist auch das gehäufte Vorkommen von Zwangsstörungen bei Angehörigen von PatientInnen mit einem Tourette-Syndrom auf einen Zusammenhang zwischen Zwangs- und Tic-Störungen hin (Rapoport & Swedo, 2002).