Читать книгу Psychische Störungen im Kindes- und Jugendalter - Christian Klicpera - Страница 54
4.4 Verlauf
ОглавлениеNach dem ersten Lebensjahr kann eine PTBS in jedem Alter auftreten. Die Symptome treten normalerweise innerhalb der ersten drei Monate nach dem Trauma auf. Im DSM-5 wird auch angegeben, dass es Monate oder sogar Jahre dauern kann, bis die erforderlichen Kriterien für die Diagnose einer PTBS erfüllt sind.
Nach Andrews et al. (2007) entwickeln ca. 7 % der Personen, die ein traumatisches Ereignis erlebt haben, erst nach symptomfreien Monaten, Jahren und Jahrzehnten eine PTBS. Zu Beginn erfüllt die Reaktion der betroffenen Personen auf das traumatische Ereignis die Kriterien einer Akuten Belastungsstörung. Die eigentlichen PTBS-Symptome, wie Wiedererleben, Vermeidungsverhalten und Übererregbarkeit, kommen erst später hinzu (Falkai & Wittchen, 2015).
Erfahrungen mit größeren Unglücksfällen haben gezeigt, dass bei solchen Ereignissen etwa die Hälfte der Betroffenen in den ersten Wochen nach dem Ereignis eine PTBS zeigt. Diese bildet sich bei einem Drittel innerhalb eines Jahres wieder zurück. Ein Viertel der Betroffenen leidet jedoch nach mehr als fünf Jahren noch an den Folgen. Erfahrungen haben zudem gezeigt, dass nicht nur große dramatische Ereignisse wie Erdbeben, schwere Unglücksfälle oder Kriegsereignisse (wie etwa der Krieg im ehemaligen Jugoslawien, derzeit die Kriege im Nahen Osten) zu einer PTBS führen können, sondern dass auch Kinder, die einen Autounfall überleben, zu etwa 25 % bis 30 % unter einer PTBS leiden. Diese ist umso schwerer und länger anhaltend, je stärker und länger die Kinder dem Ereignis ausgesetzt waren (Yule et al., 2000; Kolassa et al., 2010).
Ohne therapeutische Hilfe verläuft die Störung bei Kindern und Jugendlichen häufig chronisch (Yule et al., 2000). Im Vergleich zu Erwachsenen, bei denen ca. die Hälfte der Betroffenen innerhalb von drei Monaten bzw. des ersten Jahres nach dem Trauma beschwerdefrei ist (Falkai & Wittchen, 2015), bleibt die PTBS-Symptomatik bei Kindern und Jugendlichen über die Zeit (nach einem Jahr) relativ stabil (Landolt et al., 2003).