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Wallfahren heißt für mich: Heimat zurücklassen

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Dem vielverkauften Buch über seine Wallfahrt gab Hape Kerkeling den Titel „Ich bin dann mal weg“. Weg-Sein ist ein Stichwort, Fortgehen die Voraussetzung dazu. Wallfahren heißt zunächst fortgehen, die Familie für diese Zeit zurücklassen, die meisten Bekannten nicht mehr sehen, kaum einen Kontakt mit ihnen haben. In dieser Zeit verlasse ich die Arbeit. Die Freuden und Sorgen des Arbeitsplatzes und der Bekannten nehme ich ins Gebet mit, aber ich kann dort nicht mehr intervenieren. Ich ziehe in die Fremde und werde selber ein Fremder – für alle Menschen auf dem Weg. Ich bin (fast) überall Ausländer. Wie werde ich als Ausländer, als Fremder wahrgenommen, behandelt und – hoffentlich – aufgenommen – oder abgewiesen? Aber auch mir sind die Leute unterwegs unbekannt. Wie gehe ich auf sie zu?

Ich bin dankbar, dass wir als kleine Gruppe unterwegs sind. Zugleich bin ich lange Strecken allein. Ich setze mich der Heimatlosigkeit aus. Meist weiß ich nicht, wo ich am Abend schlafen werde. Es braucht Kraft, dieses Ausgesetzt-Sein auszuhalten. Jeden Tag bin ich auf die Hilfe von mir völlig fremden Menschen angewiesen. Es kostet mich Überwindung, ihre Hilfe anzunehmen, weil vieles nicht mit Geld zu begleichen ist. Zugleich kommen mir immer wieder Gedanken an zu Hause, die mich beschäftigen. Wie es da wohl geht, besonders meiner Mutter, die alt und schon gebrechlich ist? Wie läuft es in der Umgebung meiner Arbeitsstelle, wo andere dankenswerterweise viele meiner Verpflichtungen übernommen haben? Nur sporadisch bekomme ich darauf eine Antwort. Heimat zurücklassen – Wallfahren tut auch weh. Es ist ein echter Abschied, mindestens auf Zeit. (fm)

Vier Pilger - ein Ziel

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