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SLOWENIEN 2008 – 2013 Vom Musterschüler zum Sorgenkind

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„Der Kapitalismus ist eben wie ein Thriller, in dem der Mörder von der ersten Seite an bekannt ist, der aber am Schluss nicht verhaftet wird.“ Marcel Štefančič, jr.1)

Jože, Mateja und ihre beiden Kinder Maja und Gašper sind eine erfundene slowenische Durchschnittsfamilie, deren hier beschriebenes Schicksal der Realität des Landes aber sehr nahe kommt. Bis vor fünf Jahren arbeitete Jože in einer Baufirma, die vor zwei Jahren Konkurs anmelden musste. Mateja ist Lehrerin in einer Grundschule, Tochter Maja geht in den Kindergarten und Sohn Gašper besucht die vierte Klasse der Grundschule. Am stärksten von der Krise betroffen ist Jože: 2007 verdiente er als Bauingenieur etwa 1.000 Euro netto. Jetzt ist er ein Ein-Personen-Unternehmen, das an der Grenze zur Scheinselbständigkeit liegt. Für Jože ist es nun sogar schwierig, regelmäßig seinen Monatslohn von 600 Euro zu erhalten. Er führt vor allem kleinere Bauarbeiten durch, muss viel länger arbeiten als früher, dafür wird aber der Lohn nicht sofort am Monatsende ausbezahlt, sondern manches Mal sogar erst drei Monate später. 2007 waren davon nur etwa 20 Prozent der Löhne betroffen, jetzt sollen es schon 70 Prozent sein. Aber auch Mateja ist Opfer der Krise: Sie verdient 980 Euro im Monat, das ist um etwa 40 Euro weniger als 2007, weil der Staat die Löhne im öffentlichen Dienst gekürzt hat. Im Gegenzug muss sie nach der Schulreform nun in größeren Klassen unterrichten und auch zusätzliche Schulaktivitäten unentgeltlich durchführen. Und die Zuschüsse für Gašpars Schulmalzeiten wurden ebenfalls gestrichen: Statt 50 Euro kostet das Essen in der Schule nun 90 Euro monatlich. Um 30 Euro wurde auch der Kindergartenbeitrag erhöht, in den Maja geht. Er kostet nun 220 Euro im Monat. Teurer wurden Strom, Wasser, Müllabfuhr und die Krankenversicherung. Im Durchschnitt stiegen die Preise binnen fünf Jahren um fast 20 Prozent. Belastet wird die Familie noch durch einen Wohnungskredit. 2008 nahmen Jože und Mateja einen Kredit für ihre Wohnung auf, und zwar auf Anraten der Bank in Schweizer Franken, weil das günstiger sei. Anfänglich lag die monatliche Rate bei 450 Euro, wegen des starken Franken beträgt sie nun bereits 550 Euro. Vor der Krise konnte die Familie 300 Euro im Monat weglegen, nun sind sogar schon die Ersparnisse beinahe aufgebraucht. Ein Blick in die Zeitungen belegt die typische Situation der slowenischen Familien. So brachte die Tageszeitung „Večer“2) jüngst die Geschichte einer Pensionistin, der im Monat gerade 40 Euro für Lebensmittel überbleiben. Die Frau hatte 40 Jahre in der Textilfabrik „Mura“ in Murska Sobota im Nordosten Sloweniens gearbeitet, die 2009 in Konkurs ging, und bezieht eine Monatsrente von 600 Euro netto. Ihre Not begann 2010, als ihr Mann starb und ihr Sohn arbeitslos wurde. Zu den Fixkosten kommen noch die Reste eines Kredits für den Kauf der Wohnung und der Anteil für die Sanierung des Wohnhauses, den die Frau nicht aufbringen kann. Ans Sozialamt wandte sich die Frau erst, als ihr die Stromabschaltung drohte. Das Amt leistete eine Einmalhilfe von 260 Euro und sprang 2012 nochmals ein, als der 68-Jährigen wegen unbezahlter Betriebskosten die Zwangsvollstreckung drohte. Das Altern in Würde sieht wohl anders aus.

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