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„Generation der schlechten Chancen“

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Massiv von der Krise betroffen ist auch die Generation der über 30-Jährigen. Vor fünf Jahren waren 15.000 der 30- bis 40-Jährigen erwerbslos, nun sind es 28.000. Binnen fünf Jahren stieg die Arbeitslosigkeit bei dieser Gruppe sogar stärker an als bei den 50- bis 60-Jährigen. Ein Grund dafür sind Maßnahmen der Arbeitsmarktförderung, die Betrieben finanzielle Erleichterungen gewährt, wenn sie unter 30-Jährige einstellen. Als „Generation der schlechten Chancen“ bezeichnete die Tageszeitung „Delo“3) deshalb die Altersgruppe der 30- bis 40-Jährigen, deren Perspektiven immer mehr schwinden, je länger die Krise anhält. 13 Prozent der zwei Millionen Slowenen sind arbeitslos. Das liegt zwar noch unter dem EU-Durchschnitt, bedeutet aber, dass sich die Arbeitslosigkeit seit 2008 fast verdreifacht hat. Bezeichnend für die Erwartungshaltung der Slowenen ist das drastische Ansteigen der Auswanderer. 2011 wurden knapp 4.700 gezählt, 2012 kehrten sogar 8.200 Slowenen ihrem Land den Rücken, das ist der höchste Wert seit der Unabhängigkeit vor 22 Jahren.4)

Was sind nun die Gründe für den Absturz, der aus dem EU-Musterschüler und dem Liebling der Ratingagenturen ein Land werden ließ, dessen Bankensanierung von Brüssel kontrolliert wird und dessen Bonität Moody’s Anfang Mai 2013 auf „Ramsch-Status“ herabsetzte, wobei Moody’s Slowenien deutlich schlechter bewertet als die zwei anderen großen Agenturen S&P und Fitch. Für die Krise sind wirtschaftliche und politische Gründe verantwortlich. Den Ausgangspunkt bildete der 1. Jänner 2007, als Slowenien als 13. Land den Euro einführte. Damals war ein großer Teil der Wirtschaft nicht privatisiert, Geld war billig auf dem Kapitalmarkt zu beschaffen und viele Manager griffen zu. Sie nahmen Kredite auf, gaben die Aktien ihrer Unternehmen als Sicherheit, die sie mit dem Kredit kauften. Dieses „Management Buy-out“ praktizierten etwa Boško Šrot bei der Brauerei „Laško“, Igor Bavčar bei „Istrabenz“, einem Mischkonzern, und Bine Kordež bei der Baumarktkette „Merkur“. Alle drei Firmen sind mittlerweile im Konkurs, während Šrot und Bavčar, die bekanntesten Tycoons, im Sommer 2013 noch nicht rechtskräftig zu fünf Jahren und sieben Monaten Haft beziehungsweise zu sieben Jahren Haft verurteilt wurden. Doch ein derartiges Ende war 2007 und 2008 nicht zu erwarten, weil die Aktienkurse stiegen und auch immer mehr Holdings aus dem Boden schossen, die mit dem Kerngeschäft des Mutterbetriebs oft kaum etwas zu tun hatten. Mit der internationalen Finanzkrise Ende 2008 fielen die Kurse und damit die Bonität der Kreditnehmer, und das Kartenhaus begann einzustürzen. Außerdem platzte die Immobilienblase, und die Bauwirtschaft brach ein, die noch 2007 und 2008 einer der Motoren des Wirtschaftswachstums war. Große Baufirmen („Vegrad“, „SCT“) gingen in Konkurs.

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