Читать книгу Yasemins Kiosk - Eine bunte Tüte voller Lügen - Christiane Antons - Страница 21

15

Оглавление

4. September 1991

Heute war der erste Tag auf dem Gymnasium. Wir mussten erst zur dritten Stunde zur Schule kommen und es gab eine Begrüßungsfeier in der Aula. Mama hat sich extra freigenommen, um mich zu begleiten. Sie trug ihr Kostüm für besondere Anlässe, wie sie es nennt, und sah perfekt aus. Ich hatte meine beste Strumpfhose an, die weiße, und mein Lieblingskleid aus Jeans. Ich habe den ganzen Morgen nichts gegessen und getrunken, damit ich mir bloß keinen Flecken auf die Kleidung mache. Nach der Begrüßung hatten wir nur eine Stunde in der Klasse und haben unseren Stundenplan bekommen. Ich kenne niemanden, meine Freunde sind auf die Gesamtschule gegangen. Aber Mama meint, nur das Abi auf dem Gymnasium ist das wahre Abi. Ich sei für Höheres bestimmt. Meine Klassenlehrerin heißt Frau W. und ist nett. Wobei Mama immer sagt, mit nett allein kommt man nicht weit. Aber ich werde mal weit kommen, das weiß ich schon jetzt!

»Klingt hoffnungsvoll, oder?« Langsam klappte sie das kleine Buch zu. Dann starrte sie eine Weile stumm auf das Miststück. »Noch trägst auch du Hoffnung in dir, nicht wahr? Noch redest du dir bestimmt ein, dass alles gut werden wird. Dass du hier heile wieder rauskommst.« Sie lächelte, nahm ihre Tasche und ging zum Ausgang.

Es waren vier Schritte von ihrer Leseecke bis zur Tür. Bevor sie diese sicher von außen verschloss, drehte sie sich noch einmal zu ihrer Gefangenen um. »Weißt du, was Heiner Müller einst gesagt hat? Hoffnung ist nur ein Mangel an Information.«

Yasemins Kiosk - Eine bunte Tüte voller Lügen

Подняться наверх