Читать книгу Systemische Therapie - Christina Hunger-Schoppe - Страница 13
1.1.1 Unsichtbare Bindungen und Kontenausgleich
ОглавлениеDer ungarische Arzt und Psychotherapeut Iván Böszörményi-Nagy (1920–2007) beschäftigte sich zusammen mit Geraldine Spark und Barbara R. Krasner (Böszörményi-Nagy und Krasner 1986; Böszörményi-Nagy und Spark 2015) v. a. mit dem (transgenerationalen) Konzept der unsichtbaren Bindungen i. S. familiärer Loyalitäten und dem Konzept des Kontenausgleich i. S. eines ausgewogenen Gebens und Nehmens. Unsichtbare Bindungen werden als Beziehungsexistenzialitäten verstanden, in denen es darum geht, wer was für wen bereit ist zu tun. Daraus resultieren sogenannten Beziehungskonten, auf denen (imaginär) verbucht wird, wer wem was gegeben hat und wer wem was schuldet. Ein ausgewogenes Geben und Nehmen, d. h. eine gleichwertige und altersangemessene Verteilung von Verantwortlichkeiten, und damit wiederum Loyalitäten, lässt ein soziales System in Balance bleiben und spricht für dessen salutogenetische Beziehungsgestaltung. Symptome entstehen in der eher unbewussten Weitergabe nicht gelöster familiärer Entwicklungsaufgaben. Wenn das Geben dauerhaft überfordert, Kinder dauerhaft Parentifizierungen unterliegen oder Anerkennung für Geleistetes ausbleibt häufen sich Ungerechtigkeiten, auch über Generationen hinweg, und streben nach Ausgleich und Entschädigung (Emlein 2017).