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1.1.2 Delegation und Bezogene Individuation

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In enger Auseinandersetzung mit Böszörményi-Nagy und vielen anderen systemtherapeutischen Theoretikerinnen und Theoretikern sowie Praktizierenden entwickelte der deutsche Psychiater und Psychoanalytiker Helm Stierlin (*1926) das Konzept der Delegation und Bezogenen Individuation (Stierlin 1976, 2007). Delegationen dienen einerseits der Orientierung und Sinngebung, indem sie Familienmitglieder (transgenerational) über Loyalitätsbande miteinander verbinden (z. B. Lineage, Kinship). Sie können entgleisen, wenn Eltern ihre Lebensziele nicht verwirklichen konnten und ihre Kinder (unbewusst) beauftragen, ihre Lebensziele stellvertretend für sie zu verwirklichen. Dabei zeigen sich gebunden Delegierte in einer Dynamik, die dem Leitsatz »Kind, bleib bei uns und versorge uns!« folgt. Ausgestoßen Delegierte sind eingebunden in eine Dynamik, die mit dem Leitsatz »Kind, geh hinaus und bewirke, was wir nicht bewirken konnten!« beschrieben wird. Delegationen wirken umso pathologischer, je größer die Diskrepanz ist zwischen den für die Erfüllung der Lebensziele notwendigen und den von der zu erfüllenden Person mitgebrachten Bedürfnissen und Fähigkeiten. Die Verhandlungen von Delegationen und bezogener Individuation stehen dabei in enger Verbindung. Eine erfolgreiche bezogene Individuation ermächtigt, das Eigene zu wagen und gleichfalls der Familie verbunden zu bleiben. Bezogenheit sowie Individuation stehen in ausgeglichener Wechselwirkung und beziehen sich auch auf die Familie als Ganzes. Ihre Verhandlung und Ausbalancierung wird an jeder familiären Schwellenphase erneut bedeutsam. Zu unterscheiden sind dabei eine zu starke Individuation mit, und damit einhergehend eine zu starke Bezogenheit, von einer zu starken Individuation gegen und damit einhergehend eine zu starke Abgrenzung von wichtigen Systemmitgliedern oder einem sozialen System als Ganzem.

Systemische Therapie

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