Читать книгу Systemische Therapie - Christina Hunger-Schoppe - Страница 15
1.1.3 Mehrgenerationalität
ОглавлениеUm über mehrgenerationale Beziehungen nicht nur sprechen, sondern sie auch visualisieren zu können, entwickelten die irisch-US-amerikanische Psychotherapeutin Monica McGoldrick (*1943) und der US-amerikanische Psychotherapeut Randy Gerson (1950–1994) die Genogrammarbeit (McGoldrick et al. 2016) ( Kap. 5.5.1). Sie ermöglicht die Darstellung von Beziehungsmustern über mehrere Generationen in der Annahme, dass die Bindung an die eigene Familie Menschen ein Leben lang mitbestimmt. Je mehr eine Person über ihre Geschichte weiß, desto mehr Freiheiten gewinnt sie für die Wagnisse ihres Lebens. Die Genogrammarbeit schließt die guten wie auch die weniger guten Gestalten einer Familie ein. Jede Einzelheit einer Familienbiografie gilt als Teil eines vielschichtigen Musters, welches die Identität der Familie als Ganzes und jedes einzelnen Familienmitglieds mitbestimmt. Dabei wird die Vergangenheit zum Prolog. Das Aussperren und die Nicht-Beschäftigung mit der familiären Geschichte bindet Energie im negativen Sinne, kann zu vielfachem Verlusterleben führen und steigert die Wahrscheinlichkeit dysfunktionaler Wiederholungen in der zu gründenden Gegenwartsfamilie. Die Genogrammarbeit dient der Darstellung familiärer Kommunikations- sowie Interaktionsmuster und der Hypothesenbildung darüber, welche Einflüsse an dem Lebensentwurf rund um die aktuelle Problematik beteiligt waren und (noch) sind. Sie dient ebenso der Analyse der Konstellationen, die ein Fortwirken dieser Einflüsse in aktuellen und zukünftigen Lebensentwürfen bedingen.