Читать книгу Der Herzensdieb 3 - Christina Schwarzfischer - Страница 11

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Kapitel 9

Der darauf folgende Tag wäre wohl etwa genauso wie der vorherige verlaufen, hätte mich mein Vater nicht, als wir allein im Schlafsaal waren, aus dem Bett geschmissen. „Hey! Was soll das?“, rief ich empört.

„So haben wir nicht gewettet, Freundchen. Ich war damit einverstanden, dass du Zeit hast um dich auszuruhen, nachzudenken und dich zu sammeln. Und dass du auch den gestrigen Tag im Bett verbracht hast, leuchtete mir ja noch ein, aber jetzt ist endgültig Schluss damit. Glaub ja nicht, ich hätte dich nicht durchschaut: Du versinkst in Selbstmitleid, glaubst, dein Leben wäre nun sowieso vorüber und beginnst darum, dich gehen zu lassen. Dein Leben ist dir egal geworden und das müssen wir schleunigst wieder ändern“, fand er.

„Na und wenn schon! Dann lasse ich mich eben gehen! Es ist doch mein Leben! – Und darüber bestimme immer noch ich! Dann ist mir mein Leben eben egal geworden. Was macht das denn noch? Was ist mein Leben denn noch wert? Ich sag dir, was es noch wert ist: einen Dreck!“, beschwerte ich mich.

„Liebst du Raven?“, wollte er plötzlich von mir wissen.

Diese Frage kam sehr unerwartet, darum gab ich nur ein „Hä?“ von mir.

„Na, sag schon. Liebst du sie?“, wiederholte er seine Frage.

„Ja, natürlich! Was soll die Frage?“, wunderte ich mich.

„Willst du nicht noch so viel Zeit wie möglich mit Raven verbringen?“, stellte er mir erneut eine Frage.

„Aber das mache ich doch. Es tut gut, wenn sie einfach nur neben mir sitzt und ich weiß, dass sie hier ist“, erklärte ich.

„Und Raven? Tut es ihr auch gut? Hast du sie das mal gefragt?“, interessierte es ihn. „Sie sitzt bei dir, in der Hoffnung dass du endlich wieder gesund wirst, obwohl du nie krank warst. Wenn du sie wirklich liebst, dann tu ihr doch den Gefallen und werde wieder gesund. Ein gesunder Verstand würde schon genügen!“

Nun wurde ich rasend vor Wut. „Du brauchst mir nichts von einem gesunden Verstand erzählen! Du hast doch keine Ahnung, wie schlimm das für mich ist. Immerhin stirbst ja nicht du, sondern ich!“, rief ich ihm in Erinnerung.

„Was würdest du empfinden, wenn Alexa sterben würde? - Dein eigen Fleisch und Blut - und das deiner Liebsten! Euer einziges Kind! Sag schon! Würdest du dir nicht wünschen, dass es, anstelle von ihr, dich getroffen hätte?“, wollte er wissen. Plötzlich war meine Kehle ganz trocken geworden. Ich hatte verstanden, worauf er damit hinaus wollte und nickte betroffen. „Genau das empfinde ich auch für dich, Leander. Gerne würde ich mein Leben für dich lassen, wenn ich wüsste, dass du dadurch überlebst. Aber wir beide wissen, dass das nicht geht“, redete er ruhig auf mich ein. „Und jetzt steh auf, mach dich bereit für einen neuen Tag und geh zu Raven und deiner Tochter. Du fehlst ihnen.“ Sie vermissen mich... jetzt schon? Nein, nur über meine Leiche – und das im wahrsten Sinne des Wortes.

So schnell wie in diesem Moment war ich noch nie im Waschraum verschwunden. Und nachdem ich mich frisch gemacht, umgezogen und gekämmt hatte, fühlte ich mich gleich wie ein neuer Mensch. „Vater, Leander ist zurück!“, rief ich, worauf er mit dem Daumen nach oben zeigte.

Anschließend verließ ich die Diebesgilde und lief hinaus auf die Straße, um nach Raven zu suchen. Am Flussufer war sie nicht, ebensowenig am großen leeren Marktplatz und auch wo sie sonst immer war, konnte ich sie nicht finden. Zufällig sah ich sie genau dabei, wie sie mit Alexa die Kirche verließ. Ich hatte keinen blassen Schimmer, was sie dort gewollt haben könnte, aber im Moment hatte ich sowieso nur Blödsinn im Kopf und schlich mich von hinten an sie ran. Anschließend hielt ich ihr die Augen zu.

„Meine Gebete scheinen erhört worden zu sein. Ich kenne nämlich nur einen Menschen, der das bei mir macht“, sagte sie, löste sich aus meinen Händen und drehte sich zu mir. „Leander!“, rief sie voller Freude und küsste mich liebevoll. „Bist du endlich wieder gesund?“

„Ich denke schon“, antwortete ich.

„Hier!“ Raven überreichte mir unser Baby. „Alexa hat dich schon vermisst.“ Das hatte sie einfach so gedankenlos vor sich hin gesagt. Mein Atem stockte jedoch bei dieser Formulierung.

„Und du hast also in der Kirche für mich gebetet?“, lenkte ich das Thema wieder um. Raven nickte. Nach kurzer Zeit begann ich erneut zu reden: „Sag mal... was würdest du jetzt gerne machen? - Egal was, ich werde dir jeden Wunsch erfüllen!“

„Oh, das kommt jetzt aber sehr überraschend“, fand sie. „Warum das alles? Wo ist der Haken?“ Leider hatte sie recht: Es gab gewissermaßen einen Haken dabei, doch für den war ich nicht verantwortlich.

„Darf man seiner zukünftigen Gemahlin denn nichts Gutes mehr tun, ohne dabei gleich verdächtigt zu werden?“, antwortete ich kess darauf.

„Also wenn du schon mal gefragt hast...“, meinte Raven schließlich. „Ich würde mit dir gerne mal wieder auf einen Ball gehen und tanzen.“

„Dein Wunsch soll dir erfüllt werden“, versicherte ich ihr. „Ich werde mich gleich bei Skyla erkundigen, wann der nächste ist. Aber dann brauchst du auch ein neues Ballkleid“, fand ich. „Wann wollen wir eins aussuchen?“

„Ach Leander... das ist so lieb von dir. Aber das kostet doch immer ein halbes Vermögen. Mein altes Kleid ist doch auch schön“, wollte sie meinen Vorschlag ablehnen.

„Natürlich ist es schön, aber es gibt bestimmt noch Kleider, die mindestens genau so schön an dir aussehen - und diesen Anblick will ich einfach nicht verpassen. Ach, was sage ich denn da? An dir sieht einfach alles gut aus. Du könntest einen Mehlsack tragen und wärst dann noch immer die begehrenswerteste Frau der Welt für mich. Vermögen hin oder her, nichts ist mir zu teuer für meine Verlobte. – Aber es stimmt, mit einem Mehlsack würde ich natürlich billig davonkommen...“, machte ich einen Scherz.

„Das würde dir so passen! Na warte, du. Ich werde mir das teuerste Kleid aussuchen, das ich finden kann“, rief Raven.

„Genau! Das ist die richtige Einstellung“, stimmte ich ihr zu.

Nachdem ich Raven nach Hause begleitet hatte, machte ich mich gleich auf den Weg zu Skyla. Hauptmann Darius wollte mich nur ungern rein lassen, hatte aber keine andere Wahl, da Skyla ihm längst angeordnet hatte, meine Freunde und mich passieren zu lassen.

Bei ihr war ich in Sachen Bälle auch genau an der richtigen Stelle, wie ich bald feststellte. Sie kannte sich darin bestens aus und schenkte mir sogar einige ihrer Einladungen von jenen Bällen, auf die sie nicht vorhatte zu gehen. Außerdem wäre sie als die Prinzessin sowieso überall ohne Einladung reingekommen. Der nächste davon würde im benachbarten Königreich sein, in dem auch Elise wohnt. Bis dahin war aber noch reichlich Zeit. Skyla hatte diese Einladung versehentlich doppelt zugestellt bekommen, sie und Feodor wollten aber ohnehin nicht hingehen.

Freudig zeigte ich Raven die Einladung, worauf Heiko auf uns aufmerksam wurde. „Was hast du da?“, wollte er wissen.

„Eine Einladung zu einem Ball“, gab ich ihm zur Antwort.

„Ich würde auch gerne mal wieder auf einen Ball gehen, um ein paar Mädchen kennen zu lernen, damit ich Elise endlich vergessen kann... Wo hast du die Einladung eigentlich her? Wieder geklaut?“, interessierte es ihn.

„Nein, ich habe sie zwar nicht so bekommen, wie die letzte Einladung, dafür aber von dort, wo ich die letzte auch her hatte, nämlich von Skyla. Sie hat noch eine, möchte aber nicht hingehen. Du kannst sie ja fragen, ob sie sie dir gibt“, schlug ich vor. „Ich habe nichts dagegen, wenn du mitkommst. Also...“ Noch bevor ich zu Ende sprechen konnte war Heiko auch schon weg.

Der Herzensdieb 3

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