Читать книгу Der Herzensdieb 3 - Christina Schwarzfischer - Страница 9

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Kapitel 7

Nach etwa einer Stunde beschlossen wir dann zurück in die Stadt zu gehen, um uns am heutigen Markt umzusehen. Alexa würde heute das erste Mal dort sein. Kaum am Marktplatz angekommen, fanden wir erneut ein uns bereits bekanntes kleines, dunkelblaues Zelt vor. Olga, die Wahrsagerin, war wieder in der Stadt und an Ravens Blick erkannte ich sofort, dass ich keine Chance hatte, nicht in das Zelt gehen zu müssen. Da erinnerte ich mich wieder an Olgas Worte, die sie vor etwa neun Monaten ausgesprochen hatte: „Ich möchte euch beide warnen. Euch werden einige Prüfungen des Lebens in Sachen Durchhaltevermögen und Treue bevorstehen und dabei ist es äußerst wichtig, dass ihr zueinander ehrlich seid und einander vertraut. Nur dann wird eure Liebe diese schwierige Zeit überstehen. Eine Prüfung ist bereits angebrochen. Mehr darf ich euch darüber nicht sagen. Ach und Leander, du wirst einige Überraschungen erleben...“

„Natürlich“, schoss es mir durch den Kopf. „Mit dieser angebrochenen Prüfung meinte sie, dass Raven schwanger war, von dem wir jedoch zu der Zeit noch nichts wussten. Darum hatte sie Raven auch geraten, gut auf sich zu achten... Ich musste treu bleiben, als der Alkohol mich beinahe dazu brachte, Raven mit Skyla zu betrügen und Durchhaltevermögen beweisen, als Elise mich gefangen hielt. Raven musste mir vertrauen, als ich ihr schwor, dass ich ihr die Wahrheit sagte und für Elise keine Gefühle empfände. Überraschung genug war es auch, als ich erfuhr, dass der Attentäter von damals der Herr der Diebe war, dieser noch lebte und mein richtiger Vater wäre und dass auch meine Mutter am Leben wäre. Olga hatte die ganze Zeit über Recht behalten. Sie war eine wirklich zuverlässige Wahrsagerin. Warum sollte ich mich also vor einem Besuch bei ihr sträuben?“

Mit Alexa betraten wir das Zelt, in dem es nach Räucherwerk duftete. Olga saß, wie damals, auf ihrem Stuhl. Das Alter hatte ihr sichtlich zugesetzt. Sie wirkte von außen hin schwach und kränklich, jedoch vom Geist her schien sie alles andere als das zu sein. „Raven, Leander und die kleine Alexa...“, murmelte sie vor sich hin. „Willkommen! Freut mich, euch wieder begrüßen zu dürfen. Wie ich sehe, habt ihr alle Prüfungen erfolgreich bestanden. Ich gratuliere zu der entzückenden Tochter, auch wenn ich sie leider nicht sehen kann. Aber ihre Aura strahlt eine unglaubliche Wärme und Schönheit aus. Die jungen Männer werden sich einmal um sie reißen... ich sehe es direkt vor mir...“ Olga kicherte schelmisch-vergnügt.

„Olga, was könnt Ihr uns noch über unsere Zukunft sagen?“, interessierte es Raven.

„Um Alexa braucht ihr euch keine all zu großen Sorgen zu machen“, beruhigte uns Olga. „Ihr Leben wird die nächsten Jahre weithin friedlich verlaufen und es wird ihr, bis auf eines, an nichts fehlen.“

„Bis auf eines?“, fragte Raven nach.

„Ja, leider wird sie etwas vermissen. Doch was, das ist vorerst nicht für deine Ohren bestimmt, Liebes. Du wirst es jedoch von selbst merken, wenn es so weit ist. Mach dir jetzt aber bitte noch keine Gedanken darüber. Ich kann dir sagen, du würdest es sowieso nicht herausfinden. Genieße lieber dein Leben mit Leander, so lange dies noch möglich ist... Mehr kann ich euch über eure Zukunft nicht sagen“, gab ihr Olga zur Antwort. Etwas widerwillig hörte Raven schließlich auf zu fragen. Eigentlich war sie ja einer von jener Sorte Mensch, die immer alles zu wissen pflegten, doch sie musste sich mit nicht mehr und nicht weniger von dem, was ihr Olga ohnehin schon verraten hatte, zufrieden geben. Dann bezahlte ich sie, wir verabschiedeten uns und wollten gerade gehen, da hielt mich Olga plötzlich auf. „Leander, ich muss noch mit dir allein sprechen.“ Raven nickte mir zu und verließ mit Alexa das Zelt, während mich Olga mit ihrem rechten Zeigefinger zu sich winkte. Ich kam also näher und Olga begann beinahe schon zu flüstern: „Wenn du willst, werde ich dir verraten, an was es Alexa fehlen wird. Aber ob du es Raven sagst, das überlasse ich ganz allein dir. Ich traue dir zu, dass du weißt, was das Beste für sie ist. Aber zuvor muss ich dich warnen: Es wird für dich eine ebenso schreckliche Nachricht sein, wie für Raven. Ich frage dich also: Willst du dieses Wissen trotzdem annehmen?“ Ich atmete tief ein und bejahte entschlossen. Schließlich wollte ich wissen, was meine Tochter vermissen würde, um es vielleicht gar nicht erst so weit kommen zu lassen. „Also gut“, hauchte Olga. „Leander, was Alexa vermissen wird, das bist du. Du wirst noch in diesem Jahr sterben. – Und egal was du tust, es ist unaufhaltsam. Der dazu führenden Handlung wirst du mit oder ohne diesem Bewusstsein nicht entsagen können, da du nicht ahnen wirst, welche deiner vielen Handlungen es sein wird und dass diese so endet. Außerdem handelst du in diesem Fall aus Gründen deines Gewissens. Mehr kann ich dir dazu leider nicht sagen. Ich würde es ja, aber noch nicht einmal ich selbst kann die Tat erkennen, um dich davor zu warnen. Ich kann dir darum nur raten: Genieße die Zeit mit Raven und deiner Tochter und sorge dafür, dass sie es nach deinem Tod weiterhin gut haben werden.“

Regungslos nahm ich diese schreckliche Nachricht hin, die mir verriet, dass ich meine Tochter nicht aufwachsen sehen würde. Noch in diesem Jahr müsste ich mich von meiner wunderbaren Familie verabschieden, die mich doch so erfüllte. Es blieb mir also nicht mehr viel Zeit. Ich war felsenfest entschlossen, Raven nichts davon zu erzählen, da ich meine restliche Zeit mit der glücklichen, unbeschwerten Raven verbringen wollte, nicht mit der traurigen.

Ich stand unter Schock, während ich das Zelt verließ. Noch hatte ich es gar nicht realisiert, dass es wirklich geschehen war, dass Olga mir soeben meinen unaufhaltbaren Tod vorausgesagt hatte! Alexa weinte grundlos, wie mir Raven verriet, doch sobald ich sie in den Armen hielt, hörte sie auf damit. Ob Alexa wohl etwas ahnte? Ich war jedenfalls froh, dass Raven nicht mehr auf die Idee kam, mich danach zu fragen, was Olga mir gesagt hatte, weil sie so sehr mit Alexa beschäftigt war.

Der Herzensdieb 3

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