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8. Wiederbeginn

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Es ist klar, dass wir längst online in allen möglichen Kursen inskribiert haben, aber dennoch ist so ein erster Tag an der Uni nach den langen Sommerferien etwas Aufregendes, zumindest für mich, ich bin alleine in den heiligen Hallen der Wissenschaft unterwegs, Suzie Q. ist in ihrem Schauspielkurs, sie hat sich entschlossen dieses Jahr ernsthaft die Schauspielschule zu besuchen, um ihre Karriere voranzutreiben, na gut, wenn das so ist, soll es mir recht sein, ich habe mich auch in den Betriebswirtschaften eingeschrieben, da gibt es keine Interessenskonflikte zwischen ihr und mir, also Montags und Dienstag gehen wir ausbildungstechnisch andere Wege, Mittwochs und Donnerstags haben wir gemeinsame Vorlesungen an der Uni, Freitags haben wir frei. Vier Tage an der New York University reichen ja wirklich, man hat ja sonst nichts vom Leben.

Außerdem haben wir den Montagsfilmclub, der beginnt gleich nächste Woche, 40 Gewehre ist schon online, aber natürlich hefte ich auch ein paar Plakate an die diversen schwarzen Bretter der Uni, Suzie Q. bewirbt unser Programm an ihrer Schauspielschule.

Kein Wunder also, dass Regiehoffnungsträger Nick, unweit des schwarzen Bretts, meinen den Weg kreuzt.

„Hi, was läuft? Cool, dass du wieder den Filmclub machst“, beginnt er und macht total auf obercoolen Studienkollegen. Der Kerl will was von mir, nach Ende der Dreharbeiten zu seinem Kurzfilm vor einem Jahr hat er mich kaum noch eines Blickes gewürdigt, außerdem ist er sauer auf mich, weil ich es nach meinem Solo vor dem großen M, wie James A. Monaco, in den Kulturteil der New York Times geschafft habe, und er noch immer ein unbekannter Filmstudent ist.

„Ja, hier ist unser erster Film“, sage ich und gebe ihm einen Flugzettel.

Nick wirft einen kurzen Blick auf das einfach ausgedruckte Blatt.

„Der große Sam Fuller. Der richtig Einstig für den Studienbeginn. Was hältst du davon unseren gemeinsamen Kurzfilm demnächst im Studentenfilmclub zu zeigen“, kommt Nick endlich zur Sache.

„Klar machen wir das. Ist er endlich fertig?“

Jetzt wird es peinlich für Nick.

„Na ja, ein paar Farbkorrekturen und eine Synchronisation sind schon noch nötig. Es soll ja perfekt werden und ich habe da meine Ansprüche“, sagt er.

„Wolltest du deinen Film nicht in Sundance oder beim SXSW-Filmfestival zeigen?“ frage ich.

„Ja, wollte ich. Aber das dort sind alles Arschgeigen, die haben den Film abgelehnt, deshalb habe ich ihn auch noch einmal neu geschnitten“, sagt Nick.

„Verstehe.“

„Aber Tribeca kommt ja noch und dort habe ich dann eine neue und vor allem viel bessere Fassung. Daher wäre es echt nett, wenn wir eine Testvorführung bei dir machen könnten“, sagt Nick.

„Klar, wann willst du deinen Film zeigen?“ frage ich.

„Hast du einen Termin frei im November? Dann sich wir mit der Postproduktion bestimmt fertig.“

„Okay, gibt mir rechtzeitig Bescheid, das Monatsprogramm steht in der letzten Oktoberwoche“, antworte ich.

Nick verspricht mich rechtzeitig zu informieren und trollt sich.

Na gut, wenn er meint, er schafft das, es soll mir recht sein, aber ich möchte wirklich wissen, wieso er solange an seinem Kurzfilm herumkaut, der angeblich nicht länger als 10 Minuten ist.

Eines weiß ich, wenn ich erst einmal mit Suzie Q. drehe, dann brauchen wir für unseren ersten Film keine zwei Wochen.

Uff, die Luft ist echt zu schneiden hier, ich geh mal besser an die frische Luft, zu Schade, dass Marcus und Stella in Europa hängengeblieben sind.

Herr im Himmel rette mich, Michelle steht völlig unbedarft am Washington Square Park herum, wahrscheinlich hat sie noch keinen Plan, wo es hier lang geht.

O my God, sie hat mich schon gesehen, sie smilt wesentlich intensiver, als die It-Girls aus dem Village und schneidet mir den Weg ab.

„Hola.“

„Was?“

„Hola ist Hi“, sagt sie und freut sich über ihren ersten Joke in der Stadt.

„Verstehe, Salve auf Spanisch“, sage.

Sie hebt die Daumen und lacht. Immerhin Galvins Ehefrau hat Humor, das kann bei ihrem Göttergatten nicht schaden.

„Hast du einen Kurs an der Uni?“ frage ich.

„Ja, ich besuche den Englischkurs für Auslandsstudenten“, antwortet Michelle mit einem Akzent, der einem die Schuhe auszieht.

„Gute Idee. Sonst noch was?“

„Nein. Ich würde ja gerne einen Schauspielkurs machen, das ist noch hoffnungslos“, sagt Michelle und würzt den Satz mit etwas Spanisch.

„Suzie Q. ist an der Schauspielschule, vielleicht kann sie dich mal dorthin mitnehmen“, sage ich unvorsichtiger Weise.

„Magnificamente!“

„Was?“

„Ich meine that’s fine“, sag Michelle.

„Verstehe.“ Ob Stella Michelle verstehen würde? Ich habe echt keine Ahnung ob Italienische und Spanisch sehr ähnlich sind oder nicht. Vielleicht ist es aber auch nicht anders als der New York City-Slang und das Texas-Kauderwelsch? Wäre doch durchaus möglich, zumindest hat mir noch keiner das Gegenteil bewiesen.

Ich schlage vor Essen zugehen, aber Michelle deutet an, dass sie irgendwie schlecht bei Kasse ist und sich das teure Futter im Village nicht leisten kann.

Obacht: Galvin muss nach dem Europatrip ja total abgebrannt sein. Hoffentlich verkauft er bald ein paar Bilder, Mädels werden sehr schnell unrund, wenn ihnen das Bäuchlein knurrt, was in Manhattan ganz leicht passieren kann.

„Nudel“, sage ich.

„What?“ fragt Mischelle.

Mamma mia, die kann ja gar kein Englisch. Ich nehme sie mit in einen chinesischen Schnellimbiss und spendiere einen Becher Nudel-Go-Away, wovon jeder satt wird. Michelle ist total dankbar dafür.

He, da stimmt doch was nicht, gibt Galvin, der Arsch, ihr nichts zu essen? Ich werde mit dem feinen Herrn Künstler und Ehemann demnächst ein ernstes Wort reden. So von Mann zu Mann, ihr wisst schon, wie ich das meine, obwohl ich eher nicht der Typ bin, der die Konfrontationen sucht, schon gar nicht bei meinem Mentor Galvin.

Na gut, ich verabschiede mich von Michelle und muss eigentlich weiter, doch sie lässt sich einfach nicht abschütteln. Spielend schafft sie es, sich von mir in die Cafeteria einladen zu lassen.

Die Mädels, also wirklich! Weltweit dasselbe Theater, wahrscheinlich bringen ihre Mütter den Girls schon im Vorschulalter bei, wie man Männer um den Finger wickelt.

Na gut, wir trinken noch Cappuccino und sie isst noch einen Donut, dann trollt sie sich endlich, genau genommen bleibt sie in der Cafeteria sitzen und kämpft sich dort durch ihr Englischlernbuch, während ich in den Buchhaltungsgrundkurs einchecke, glücklicher Weise ist Michelle einsichtig genug, dass sie sich dort nur langweilen würde.

Als ich zwei Stunden später wieder in der Cafeteria vorbeischaue ist die fesche Spanierin schon weg.

Uff, zum Glück weiß sie, wann sie Leine ziehen soll. Nichts Böses ahnend gehe ich durch den Washington Square Park in Richtung Heimathafen da sehe ich sie schon von Männern belagert, als sie mich sieht, winkt sie mir zu und eilt zu mir hinüber, sie küsst mich und hakt sich sofort unter.

„Kannst du mich zur U-Bahn bringen?“ fragt sie.

„Kein Problem.“

Uff, Mädels können schon ziemlich besitzergreifend sein und Michelle ist eine ganz besonders hartnäckige Nervensäge, die genau weiß, wie man Schwache ausnutzt.

Ich setze sie in den richtigen Zug nach Brooklyn, nach Hause fahren muss sie alleine, da helfen keine schönen Blicke.

Suzie Q. ruft leidlich spät an und berichtet blumenreich wie ihr erster Tag im neuen Semester an der Schauspielschule gelaufen ist. Mit einem Wort: wunderbar.

Hat sie sich verliebt?

Wer weiß? Bei so einer wie Suzie Q. muss man/frau auf alles gefasst sein.

Endlich lässt sie auch mich einmal zu Wort kommen. Ich berichte über mein Treffen mit Michelle.

„Wenn das so ist, dass Galvin ihr nicht einmal etwas zum Essen gibt, wird es bald zwischen den beiden kriseln“, orakelt Suzie Q. zurecht.

Unvorsichtiger Weise frage ich sie, ob sie Michelle nicht einmal an die Schauspielschule mitnehmen kann.

„Spinnst du?“

„Nein.“

„Unmöglich. Das ist ein sündteures Institut. Wie soll sie sich das leisten können, wenn Michelle jetzt schon aus dem letzten Loch pfeift!“

Da ist was dran. Es wird wirklich Zeit, dass ich Galvin treffe und ihn verhöre, wieso er so ein Mädchen wie Michelle aufgegabelt hat? Des Geldes wegen offensichtlich nicht, oder hat man sie zu Hause in Spanien einfach rausgeschmissen, nachdem sie mit dem New Yorker Künstler bei ihren Eltern aufgekreuzt ist?

Alles sehr leicht möglich. Spanier sind impulsiv, das ist bekannt und erhärtet meine Theorie, dass sie sich mit den Italienern irgendwie gut verstehen könnten, wenn schon nicht sprachlich, so zumindest emotionell.

Ich werde Stella demnächst danach fragen, wie das so zwischen Spaniern und Italienern auf der Gefühlsskala läuft.

The New York City Moviemakers

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