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7. Strandgeflüster

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Wir verbringen die letzten warmen Tage vor Semesterbeginn am Brooklyn Beach. Den ganzen Nachmittag hängen Suzie Q. und ich am Strand ab, albern herum, gehen schwimmen, tun so, als wäre die Zeit stehengeblieben und wir wären wieder die Teenager vom letzten Jahr, die gerade erst der High-School entsprungen sind und darauf warten auf die Uni losgelassen zu werden.

Nach einem Hotdog und einer Seven up sagt Suzie Q. die magischen Worte: „Lass uns endlich unseren ersten Film vorbereiten.“

Shit, das sitzt.

„Wie sollen nur wir beide einen Film drehen?“

„Kleinigkeit. Wir drehen einfach einen Film über uns“, sagt Suzie Q. zuversichtlich.

Den Restnachmittag verbringen wir beide mit endlosen Diskussionen, wie so ein Film beginnen könnte, aber weil wir schnell einsehen, dass es nichts bringt aus dem Stehgreif ein Drehbuch zu schreiben, nur weil wir eines schreiben wollen, endet unsere Diskussion schnell beim Semesterprogramm des Studentenfilmclubs.

Gut, kommenden Montag, zu Semesterbeginn ist noch Schonzeit an der filmwissenschaftlichen Fakultät, aber übernächste Woche gibt es keine Ausrede mehr, der erste Film muss starten.

Nach kurzer und heftiger Diskussion, die von einigen längeren Schmusereien unterbrochen wird, beschließen wir unser drittes Semester mit einem typisch amerikanischen Genre zu beginnen.

Ein Western muss her!

Merke: Die Legenden, die Geschichte und der Mythos gehören niemanden. Sie gehören allen. Daher gehört der Western allen.

Das ist natürlich nicht von mir, Sergio Leone hat es gesagt und der kann sich wirklich nicht geirrt haben.

Aber gehört der Western wirklich allen? Und wenn ja, wann ist ein Western, wirklich ein Western? Ist er nur ein echter Western, wenn er in den USA gemacht worden ist?

Solche Diskussionen sind Suzie Q. zu dumm, sie bestimmt einfach, dass sie „Vierzig Gewehre“ sehen will. „Barbara Stanwyck und Sam Fuller, da kann wirklich nichts schief gehen“, gibt Suzie Q. zum Besten. Ich widerspreche ihr nicht.

Unser kleiner Disput wird von einer Fata Morgana gestört.

Galvin macht mit seiner Angetrauten den Strand unsicher.

Dios mio. Madre mia. Die schöne spanische Gattin kann sich in Bikini echt am Brooklyn Beach sehen lassen.

Suzie Q. erblasst vor Eifersucht. Diese gut geschwungene spanische Señorita ist eine echte Augenweide für das ganze männliche heterosexuelle und lesbische New York City und Galvin, der Glückspilz, nennt diesen saftigen Jarmon sein Eigen.

Suzie Q. und ich sollten die beiden gleich ins Wasser werfen.

Natürlich tun wir es nicht. Galvin sieht uns, winkt uns wie der letzte Yuppiespießer von der Wall Street zu und kommt Händchen haltend mit Michelle zu uns herüber.

„Hi, Leute, was läuft? Darf ich euch meine Ehefrau Michelle vorstellen“, raspelt Galvin Süßholz.

„Ja, klar.“

„Hi, schön, dass ihr hier seid“, sagt Suzie Q. und smilt, dass man schwach werden könnte, doch Galvin bleibt cool, viel mehr hat er, dank seiner schönen Michelle, sowieso immer eine Latte in der Hose, was hier am Strand noch peinlicher ist.

„Das ist Michelle, sie kommt direkt aus Madrid zu uns. Michelle, das sind Suzie Q. und Jerry, zwei wirklich gute Kumpels von mir und zwei ganz große Talente in der New Yorker Kinoszene“, sagt Galvin ganz nett über uns beide.

Suzie Q. würde Michelle am liebsten gleich wieder nach Europa zurückschicken, im Ruderboot natürlich, aber immerhin gibt sie brav Pfötchen und wie es sich für ein NYC It-Girl gehört auch die üblichen Küsschen.

Michelle sagt etwas auf Spanisch, was sich wie ‚Hola’ anhört, aber auf gut Englisch wohl ‚Hallo’ heißen soll.

Auch ich bekomme meine Begrüßungsküsschen. Dann legt sie los, wie wunderbar hier doch alles ist und wie sehr sie sich freut hier in der Traumstadt New York zu sein.

Immerhin, ihr Englisch ist so halbwegs, man/frau versteht die Spanierin, vorausgesetzt wir typischen New Yorker spitzen die Ohren, aber sie ist und bleibt ein Alien, plötzlich sagt sie in unmissverständlichen Lauten: „I like american movies.“

Suzie Q. und ich sind platt.

Galvin und seine Flamme lassen sich in unserer unmittelbaren Nähe nieder.

„Und wie sieht’s aus, plant ihr schon was für das nächste Semester?“ fragt Galvin unaufgefordert.

„Ja, klar. Übernächste Woche startet wieder der Studentenfilmclub“, sage ich.

„Als ersten Film zeigen wir einen Western mit Barbara Stanwyck“, sagt Suzie Q.

„Wow, cool. 40 Gewehre?“ fragt Galvin sofort.

Wow, gleich der erste Dahergelaufene weiß Bescheid. Suzie Q. und ich klatschen ab.

„Wollt ihr nicht mal selbst mit ein paar Kurzfilmen beginnen? Ich meine ihr seid an der Uni, die Uni ist ein geschütztes Biotop, in dem man sich austoben kann. Ich meine es wird Zeit, dass ihr mehr macht, als nur den Unifilmclub, ohne euer Engagement abwerten zu wollen. Was ist übrigens mit Stella und Marcus? Die sind doch sicher auch dabei“, sagt Galvin.

Wir klären Galvin auf, dass Stella und Marcus uns ganz schmählich vor vollendete Tatsachen gestellt haben.

„Shit. Europa. Neapel. Einfach fantastisch. Wieso tun die das?“ sagt Galvin.

Der Kerl weiß auch nicht, was er will.

?

Michelle verteilt einen Joint, aber es ist nicht irgendein Joint, es ist der größte Ofen, der je am Brooklyn Beach in Rauch aufgegangen ist. Sie verkündet, mit leichter Übersetzung durch ihren Ehemann, dass das in Spanien ganz normal wäre, dass man in aller Öffentlichkeit einen durchzieht und dass 80 Prozent des Fußvolks auf der iberischen Halbinsel regelmäßig Marihuana raucht.

Dios mio! Langsam wird klar, wieso Galvin auf Michelle steht, es ist neben ihren saftigen Kurven ihr lockerer Umgang mit Genüssen und dazu gehört nun mal auch Marihuana. Das Ansehen des spanischen Aliens steigt enorm bei den New Yorker Ureinwohnern.

Wir leisten uns eine Pizza zu viert am Brooklyn Pier und quatschen bis kurz vor Mitternacht über alles was der Fall ist, dann fahren wir in die City zurück.

Nach zwei Stationen verabschieden wir uns von Michelle und Galvin, die bleiben in Brooklyn und gehen das letzte Stück zu Fuß in sein Atelier, in dem die beiden auch wohnen.

Der Metrozug fährt ab, ein letztes Winken, dann sind sie weg. Michelle ist nicht unsympathisch, das muss man ihr lassen, sie steht auf Filme und raucht gerne Haschisch, außerdem sieht sie gut aus und sie kann es sicher gut mit den Männern, wie Suzie Q. sofort anmerkt, die besten Voraussetzungen, wenn so eine wie Michelle in New York City weiterkommen will.

Diese Charakteristik trifft auch auf Suzie Q. exakt zu.

Während wir nach Greenwich Village gondeln, finde ich mich immer mehr Gefallen an Suzie Q’s Idee, einen Film über uns zu drehen. Wieso sollten wir nicht die Kamera auf uns selbst richten, dann brauchen wir nicht lange nach Schauspielern suchen.

The New York City Moviemakers

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