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9. Von Mann zu Mann

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Ich treffe Galvin überraschender Weise nicht in seinem Atelier, sondern auf der Myrtle Ave, in einem ziemlich windigen Lokal, das sich New Apollo nennt. Letztes Jahr noch im Juni hätte Galvin so einen Laden nicht einmal mit Verachtung bedacht, aber jetzt im Oktober scheint er hier schon zum Inventar zu gehören. Die Kellner begrüßen ihn freundlich und mit Namen, man kennt sich.

„Cool, dass du hier bist. Ehrlich gesagt, hätte ich nicht gedacht, dass du dich aus deinem Elfenbeinturm im Village bis hier her nach Brooklyn wagst“, feixt Galvin herum und schaufelt gleich mal Pommes ein, wie einer, der einen Ritt durch die Wüste hinter sich hat.

„Notiere das Date als ganz große Ehre in deinen Timer, ich unterbreche extra für dich meine Schicht, aber ich hätte sowieso bald Pause und es ist noch nicht viel los“, ergänzt Galvin.

„Was für eine Schicht?“

„Blöde Frage. Ich frage Taxi, was sonst“, gibt Galvin zurück.

„Wow. Seit wann?“

„Seit einem Monat. Gleich nach dem wir aus Spanien zurückgekommen sind.“

Ich bin platt.

„Mit einer Frau an der Seite, die noch dazu so gut wie nichts anschafft, ist der Dollar nur noch fünfzig Cent wert, da passt es mir ganz gut, dass ich mit dem Taxi fahre“, berichtet Galvin. Natürlich markiert er den Coolen, aber insgeheim wurmt es ihn total, dass er, wie jeder andere erfolglose Künstler in New York City, jobben muss um über die Runden zu kommen.

„Und hast du für die nächste Zeit Perspektiven?“ frage ich.

„Spinnst du?“

„Wieso?“

„Du redest wie mein Dad!“

„Sorry.“

„Ja. Ja. Sorry, sagt jeder. Überlege dir lieber einen Tipp, wie ich Michelle irgendwo reinbringen kann, damit sie sich nicht weiter so langweilt. Aber mit ihrem schlechten Englisch wird das hier total schwierig“, sagt Galvin.

„Das hat sie sofort raus.“

„Meinst du?“

„Klar, bis Weihnachten spricht sie perfekt Englisch.“

„Na hoffentlich kommt bald Santa Claus“, sagt Galvin und bestellt noch eine Portion Pommes. Immerhin hat er in den letzten Tagen drei kleine und ein etwas größeres Bilder verkaufen können, was ihm sehr hilft über die Runden zu kommen.

„Wenn ihre Eltern endlich was rausrücken würden. Die sind nicht schlecht bei Kasse dort drüben in Europa. Dort werden die Künstler vom Staat subventioniert“, berichtet Galvin.

Aha, Michelles Eltern haben den Geldhahn abgedreht, weil die Traumtochter Zicken macht, ich war also auf der richtigen Fährte.

„Ihr Dad ist in Madrid ein ziemlich bekannter Autor und ihre Mutter hat eine Kunstgalerie, die ziemlich gut läuft“, berichtete Galvin.

„Du hast Michelle also in der Galerie ihrer Mutter kennengelernt?“

„Exactamente.“

„Erzähl, wie das?“

„Ich bin dort in eine Vernissage reingeschneit und da hat es sofort gefunkt“, behauptet Galvin.

„Glaub ich dir nicht.“

„Doch! Und wie es gefunkt hat. Liebe auf den ersten Blick, du verstehst was ich meine“, Galvin gibt unheimlich an.

Ich bestelle noch zwei Doktor Peppers, solche Aufschneidereien darf ich mir nicht entgehen lassen, Suzie Q. wird platzen vor Neid, wenn sie erfährt, was für erstklassigen Tratsch sie versäumt hat.

Galvin erzählt mir irgendwelche Märchen von spontanem Sex in irgendwelchen finsteren Winkeln von Madrid. Ihre Eltern waren sofort dagegen und sie haben eher als Trotz geheiratet, weil die alten Pferde so einen Wind um ihre Beziehung gemacht haben und unterstellt, dass Michelle sich Galvin nur an den Hals geworfen hat, weil sie so problemlos in die USA einwandern kann, was kein Fehler wäre, aber sie ist erst zwanzig und nach Ansicht ihrer Eltern total unreif und verwöhnt. Die Scheidung wäre wohl der beste Ausweg aus der heiklen Misere, das wäre dann einfach eine Episode und Jugendsünde, über die man in zehn Jahren locker lachen kann, aber trotz allem guten Zureden ist das Fräulein Tochter jetzt in der Stadt des Lasters, in New York City, und da hilft nur noch der Stopp des Finanzflusses, um sie vielleicht doch noch zur Vernunft zu bringen.

Klingt nicht unlogisch, was Galvin da aus seiner jüngsten Vergangenheit berichtet.

Die Zeit drängt, Galvin muss wieder auf die Straße, seine Pause ist um. Ich bezahle, mein Gespräch von Mann zu Mann kommt nicht gerade billig, aber für eine gute Tratschgeschichte muss man löhnen.

„Wieso verkaufst du nicht die Akte von Michelle?“ frage ich abschließend.

„Spinnst du?“

„Nein. Michelle sieht fantastisch aus, solche Bilder verkaufen sich sicher gut.“

„Ich kann doch nicht die Akte von meiner Frau verkaufen?“

„Doch, gerade weil sie deine Frau ist, ist sie für die anderen unerreichbar“, argumentiere ich.

Immerhin scheint Galvin den Vorschlag nicht gleich abhaken zu wollen, dass er die Akte von Michelle verhökert.

„Wie lange brauchst du für so ein Bild?“ frage ich.

„Höchsten drei Tage.“

„Na dann, am Freitag wirfst du das erste unter die Leute“, sage ich zuversichtlich.

„Wieso gerade am Freitag?“

Seit er verheiratet ist, ist Galvin wohl total vernagelt.

„Das Wochenende beginnt, da könnt ihr das Geld sicher gut brauchen“, sage ich.

Galvin gibt mir Recht.

Ich lasse durchblicken, dass er schon einen kleinen Aktvorart in seinem Atelier ungenützt gebunkert hat und er verspricht mir 10 Prozent Provision, wenn er etwas davon verkauft. Noch heute will er einen ersten Probegalopp in Sachen Vermarktung von Akten seiner Frau und anderer Frauen starten, eine der anderen Akte ist von Suzie Q.

Wow, Galvin ist echt lernfähig. Weg ist er.

The New York City Moviemakers

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