Читать книгу The New York City Moviemakers - Christine Trapp - Страница 13

11. Aushilfskräfte brauchen keine Greencard

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Wow, Michelle betreibt den Hüftschwung mit Perfektion! Dabei trägt sie nicht einmal kurz, im Gegenteil, sie trägt eine weiße Bluse und eine weite, elegante Hose, die sie sicher aus Spanien mitgenommen hat, denn so ein edles Stück habe ich hier noch nie gesehen. Spielend hält die smarte iberische Schönheit die italienischen Gigolos in Schach.

Der männliche Teil der ehrenwerten Hochzeitsgesellschaft, inklusive des Bräutigams und der beiden Väter, rinnt das Wasser im Mund zusammen, der weibliche Teil versprüht eher giftige Blicke, der Padrone des Hauses wird von den Schwiegermüttern aufgefordert für eine etwas diskretere Bedienung zu sorgen und zwar subito.

Michelle wird zu Seite genommen und bekommt ein paar Hosen von Stella verpasst, die der rassigen iberischen Schönheit viel zu eng sind, daher muss Fratello Enzo mit ein paar Hosen aus seiner Kollektion aushelfen, doch so eine echte Señorita ist nicht auf den Mund gefallen, auch wenn Spanisch und Italienisch nicht kompatibel sind, setzt sie durch, dass sie gleich den ganzen Smoking von Signor Enzo trägt, inklusive ‚Fliege‘.

Der Skandal ist perfekt, Michelle sieht jetzt noch hinreißender aus als in der spanischen Hose und ihr Lächeln ist einmalig.

Die Gafferei kennt kein Ende. Zum Glück gibt es an diesem Nachmittag und Abend viel Musik. Die ortsansässigen italoamerikanischen Mädels lassen sich die Show von einer dahergelaufenen Spanierin nicht stehlen und nehmen die Herren vor Ort in Schlepptau.

Michelle ist total in Form, die perfekte Servierkraft und ich tue mein Bestes um die Tische abzuräumen, aber die Chefmannschaft kümmert sich in erster Linie um die unerwartete weibliche Verstärkung des Stuzzicadenti-Teams, immerhin wird lobend anerkannt, dass ich die neue Flamme vermittelt habe, die, das steht fest, hier ins Inventar aufgenommen wird, da gibt es weder was zu rütteln noch zu diskutieren und Michelle scheint ganz in ihrem Element zu sein. Nur Nicola und Enzo haben so ihre Probleme mit der lästig anschwellenden Beule in der Hose …

Stella hat nicht Unrecht, wenn sie Bedenken hat, aber auch Suzie Q. liegt richtig, Michelle ist kein naives Dorffräulein, die hat nicht nur Pfeffer im Hintern, die ist mit Chilischoten gefüttert und brandheiß. Bei so einer kann man sich die Finger ganz schön verbrennen, meine Herren!

Ich mag Michelle und sie mag mich, wahrscheinlich auch weil ich keine Annäherungsversuche mache, was neben Suzie Q. sowieso total sinnlos wäre.

Michelles Lächeln ist das Ereignis des Abends.

Wo bitte ist die Braut abgeblieben?

Gegen sechs Uhr morgens endet endlich unser Dienst, wir werden noch gut abgefüttert, dann gibt es den Lohn und unseren Anteil am Trinkgeld gleich bar auf die Kralle ausbezahlt.

Michelles Augen leuchten. Mit der Ausbeute kann Michelle Künstler Galvin locker eine Woche aushalten.

Die italienische Chefgemeinschaft verabschiedet sich überschwänglich von der spanischen Neuerwerbung, worauf Michelle offensichtlich steht, denn sie verteilt sehr viele Küsschen und lässt sich eine Spur zu herzlich drücken, gute Griffe aufs Hinterteil gehören zum Programm, immerhin wird mir anerkennend auf die Schultern geklopft, eine gestandene spanische Chica ist ein echtes Goldstück und kein Vergleich mit den Zicken aus Manhattan.

?

Hm?

An dieser, an sich chauvinistischen, Bemerkung ist schon was dran. Suzie Q., zum Beispiel, hätte ab Mitternacht so viel herumgemeckert, dass man sie spätestens um zwei Uhr morgens gefeuert hätte, nur damit endlich wieder Ruhe ist, aber bei Michelle gibt es keine Widerrede.

Mal sehen was Stella morgen dazu sagt, ich bin mir sicher, dass sie bereits alles brühwarm erfahren hat.

Galvin kommt mit dem Taxi und holt Michelle ab, seine Nachtschicht ist zu Ende und so macht er nicht einmal einen Umweg, wenn er das Auto in die Garage zurückbringen muss. Angenehmer Weise werde ich auch gleich mitgenommen. Michelle ist überglücklich und Galvin ist es wohl auch, natürlich verkneife ich mir die Frage, ob er schon einen Akt von ihr verkauft hat.

Ich penne bis 2 Uhr am Nachmittag, dann werde ich durch das penetrante Läuten meines Handys geweckt.

Suzie Q. ist an der Strippe und will alles ganz genau, aber auch wirklich ganz genau wissen, ob es gestern Abend den großen Skandal gegeben hat.

Hat es nicht.

Suzie Q. ist aufrichtig enttäuscht.

Eine Stunde später bin ich bei ihr, wir fahren noch mal hinaus an den Brooklyn Beach, noch ist es recht warm, aber der Herbst wartet nicht. Wir gehen noch mal im Atlantik schwimmen, spritzen, tauchen und tollen im Wasser herum und ich drehe die ersten Videosequenzen mit ihr am Strand.

Suzie Q. vor der Kamera zu haben hat was, sie hat einfach das gewisse Etwas!

Ich verfolge sie mit der Kamera und weiche ihr nicht mehr von der Seite. Suzie Q. geniest es vor der Kamera zu stehen, wir fahren mit der Metro ins Village zurück, die Kamera läuft, das wird die längste Plansequenz der Filmgeschichte, munter trägt sie ihre Lederhotpants auf den Straßen von Greenwich spazieren, ununterbrochen schwingen ihre Hüften, frech wackelt sie mit dem Hinterteil.

Plötzlich unterbricht die Aufnahme. Zeitüberschreitung. Zum Glück speichert die Kamera automatisch den längsten Clip aller Zeiten auf die SD-Karte, nicht auszudenken, wenn das Material verloren wäre.

Wir sehen uns am Kameramonitor ein paar Sequenzen an. Es gibt ein paar dicke Küsse, so was muss als Selfie daran glauben, was alles andere als filmkünstlerisch normal ist, aber für Suzie Q. und mich ist es okay.

Ich drehe ein paar Großaufnahmen von ihr und sie besteht drauf, mir eine kurze Performance der Impros von der Schauspielschule vorzuspielen.

Völlig ungezwungen steppt Suzie Q. vor einem Diner an der Houston Street.

Well, Suzie Q. vor der Kamera hat was. Suzie Q. als Stepperin kann noch mehr!

Weit nach Mitternacht schmeckt der Abschiedskuss besonders lecker.

Ab nach Hause, morgen beginnt das neue Studienjahr, die Postproduktion der Aufnahmen vom Sonntag muss warten.

Ich bin um keinen Dime besser als das ewige Talent Nick.

The New York City Moviemakers

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