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Die kurze Zeit einer Hoffnung

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Mit Jean Claude Diallo in Bosnien

Bei einer der Fahrten von Frankfurt nach Sanski Most haben Jean Claude und ich auch einmal über den Tod geredet. Ich habe damals gelacht: »Jean Claude, ich bin Jahre älter als Du! Du überlebst mich! Bestimmt! Viele Jahre!«

Es ist anders gekommen.

Wir kannten uns bereits seit mehr als zehn Jahren. Jean Claude und ich hatten mehrere Jahre mit unseren Familien in guter Nachbarschaft Haus an Haus gewohnt. Wir hatten uns angefreundet. Barbara und Veronika, unsere Ehefrauen, gehörten selbstverständlich in diese Freundschaft. Unsere Familien auch. Jean Claude und ich hatten beruflich das ein oder andere auf die Beine gestellt, er als leitender Repräsentant der kirchlichen Ausländerarbeit, ich als Gemeindepfarrer. So haben wir zum Beispiel Seminare zu Afrika gehalten oder Veranstaltungen zum Thema Flucht organisiert. Sogar ein Besuch bei den Diallos in Conakry war möglich geworden. Und dann tauchte Ende der 1990er Jahre das Projekt auf – »Sanski Most«!

Sanski Most ist eine Stadt im westlichen Bosnien. Sie wurde – wie alle Städte in Bosnien – von den Kriegshandlungen zwischen 1992 und 1995 tief getroffen und schwer gezeichnet. Hier wollte der Evangelische Regionalverband Frankfurt am Main (ERV) ein mit EU-Geldern finanziertes Aufbauprojekt organisieren. Ein Begegnungszentrum mitten in der Stadt sollte errichtet werden. Jean Claude war Initiator und Organisator dieses ungewöhnlichen Projektes. Ungewöhnlich, weil so gut wie alles an diesem Projekt für jede und jeden der Beteiligten neu war – nicht nur für uns Frankfurter, die wir uns in diesem Projekt engagiert hatten, ungewöhnlich war es auch für die bosnische Seite: ein Begegnungszentrum – wie sollte das gehen in der mehrheitlich muslimischen Stadt, die noch mitten dabei war, sich neu zu finden nach dem heftigen Krieg!? Jean Claude hatte eine kleine Gruppe zusammengestellt, die jeweils mit besonderen Aufgaben in dem Projekt tätig wurde: Zwei Mitarbeiter der Sozialberatung waren dabei, ebenso eine Psychologin des Psychosozialen Zentrums, auch ein Mitarbeiter der kirchlichen Öffentlichkeitsarbeit und die Geschäftsführerin des Fachbereichs in Jean Claude Diallos Büro. Der Hessische Rundfunk konnte als Medienpartner des Projektes gewonnen werden. Esther Gebhardt, Vorstandsvorsitzende des ERV11, hatte sich eigens Zeit genommen, bei einer der Fahrten nach Sanski Most mit dabei zu sein und sich vor Ort selbst ein Bild von der Situation zu verschaffen.

Ich war in der Zeit als Religionslehrer in einer Frankfurter Schule tätig, einer Schule, die von zahlreichen Kindern aus Familien von Kriegsflüchtlingen aus Ex-Jugoslawien besucht wurde. So erhielt ich die Aufgabe, eine Schulpartnerschaft zwischen dieser Frankfurter Schule und dem Gymnasium in Sanski Most aufzubauen.

Kriegsflüchtlinge aus dem Jugoslawienkrieg – sie waren der Grund für Jean Claude, sich für dieses Projekt zu engagieren. Viele der Geflüchteten hatten eine erste Unterkunft und Betreuung in evangelischen Kirchengemeinden gefunden. Notunterkünfte für sie gab es in Gemeindezentren, manchmal sogar auf der Empore einer evangelischen Kirche.

EIN FRANKFURTER AUS AFRIKA

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