Читать книгу EIN FRANKFURTER AUS AFRIKA - Christoph Busch - Страница 16

Begegnung mit Mehmed Alagić

Оглавление

Einer war bei diesem und weiteren Gesprächen nicht persönlich anwesend und schwebte doch über allem: Mehmed Alagić, der Bürgermeister und ehemalige General. Er empfing seine Besucher in seinem Amtszimmer im Rathaus. Doch erst ließ er uns vor der Tür warten (»Der Bürgermeister hat noch ein wichtiges Telefonat, er hat gleich Zeit für Sie!«). Schließlich durften wir eintreten. Das Amtszimmer war voll mit Emblemen und Erinnerungen an den Jugoslawienkrieg – Fotos von Soldaten und der ehemalige General stets im Mittelpunkt. Pläne hingen an den Wänden, in die erfolgreiche Vormärsche eingezeichnet waren. Und es »zierten« sage und schreibe zwei Handgranaten den Schreibtisch im Amtszimmer. Die bosnischen Gesprächspartner saßen mit in der Runde. Sie waren es ja, die das Projekt Begegnungszentrum bereits zu ihrer Sache gemacht hatten. Sie unterstützten den Plan mit ihrem persönlichen Engagement und mit belebender Fantasie. So hatten sie bereits eine »udruzenja gradana« gegründet, eine Bürgervereinigung. Für diese hatten sie einen pathetischen Namen gefunden »Neue Vision – Nova vizija«. Über das alles war der Bürgermeister inzwischen informiert, und jetzt im Gespräch in seinem Amtszimmer lobte er die bosnisch-deutsche Zusammenarbeit an diesem Projekt in höchsten Tönen. Abends zogen dann alle in eines der nahen Restaurants – mit Alagic an der Spitze. Dort erhoben sich die anwesenden Gäste, einige machten eiligst Platz. Dann wurde aufgefahren, was die Küche hergab, und der Wein floss in Strömen. Jean Claude Diallo schien selbst diese Inszenierungen zu genießen. Er redete und lachte, er hörte und fragte, aß und trank mit sichtlicher Freude. Und ließ sich doch nicht blenden.

Ich habe das bewundert: Jean Claude blieb stets auf Augenhöhe. Es ging um ein Begegnungszentrum in Sanski Most! Das war sein Ziel, ein Ort der Völkerverständigung und des Dialogs. Er selbst war von diesem Projekt überzeugt, und nun war er hier und wollte Mehmed Alagic und all die anderen auch davon überzeugen. Jean Claude, so habe ich ihn in diesen Situationen erlebt, stand dem Bürgermeister mit dessen Machtallüren jederzeit souverän und kompetent gegenüber.

Aber auf seinem Terminkalender in Sanski Most standen nicht nur Gespräche mit wichtigen Personen. Er nutzte vielmehr die Zeit seines Aufenthaltes vor Ort, um neue Kontakte zu knüpfen. Ihn interessierten auch informelle Gespräche mit den unterschiedlichsten Menschen. Ihre Erfahrungen im Jugoslawienkrieg und in der Zeit danach versuchte er zu verstehen. Ich glaube, er wollte dabei auch herausfinden, auf wen er sich hier verlassen konnte.

EIN FRANKFURTER AUS AFRIKA

Подняться наверх