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7.: Über Umwege zum Ziel: The Detours und ihr beschwerlicher Weg durch Londoner Nächte

„Ich wusste immer, dass ich es schaffen würde.“

Roger Daltrey

„Und du spielst also Bass?“ – „Yeah.“

Entscheidendes Gespräch zwischen Roger Daltrey und ­John ­Entwistle, der mit Bass und Verstärker die Straße quert

„Musik war für mich die einzige Möglichkeit, jemals zu gewinnen.“

Pete Townshend

Roger nahm die Musik sehr ernst, ernster als andere Jungen in seinem Alter und ernster alles andere in seinem Leben.

Schon während seiner Schulzeit hatte seine Band regelmäßig bei Partys, Geburtstagsfeiern, Hochzeiten und kleineren öffentlichen Veranstaltungen gespielt. Unter Rogers Führung machten sich The Detours auf, auch größere Aufgaben zu meistern. Immer häufiger traten sie in richtigen Klubs und Tanzsälen auf – gegen Lohn und Brot. Es mochte nicht viel sein, aber der materielle Aspekt hatte für Roger stets einen Antrieb dargestellt. Nach seinem vorzeitigen Schulabgang war dieses Geld der nötige Ansporn, sich auf der Bühne zu verbessern und seine Band nach vorn zu bringen. Andere Teenager machten nur aus Spaß Musik oder hängten sich Instrumente um den Hals, um sich zu profilieren. Roger dagegen betrachtete Rock’n’Roll von Anfang an als Geschäft und Berufung zugleich. Auch aus diesem Grund waren The Detours die beste Band in der Gegend; sie arbeiteten fast professionell und hatten Woche für Woche Gelegenheit, ihre Fähigkeiten vor einem nicht ganz einfachen Publikum zu erproben und weiter zu entwickeln.

Nach seinem Schulausschluss 1959 gab es für den fünfzehnjährigen Roger ­keinen Zweifel, dass er eine erfolgreiche Laufbahn als Musiker einschlagen würde. Seine Hoffnung speiste sich aus einem Karrierevorbild, das Zeitungen, Fernsehen, Kino, aber auch der Rock’n’Roll selbst suggerierten: Der aufsässige Junge aus bescheidenen Verhältnissen, der dank seiner Gitarre zum Star wird – das war damals ein gängiges Klischee, das Bill Haley und Elvis Presley, spätestens aber der Skiffleboom 1956/1957 und endgültig Chuck Berrys Rock’n’Roll-Hymne „Johnny B. Goode“ zementierten. Tausende Jugendliche in den Arbeitervierteln Englands fühlten sich dadurch zu einer Musikerkarriere aufgerufen. George ­Tremlett, damals Mitarbeiter des Fachblatts New Musical Express, schätzt, dass es in England zu Beginn der sechziger Jahre zwanzig- bis fünfundzwanzigtausend ­Amateurbands gab, die Abend für Abend in Tanzsälen oder Klubs auftraten.

Rogers Vision vom eigenen Starruhm war also keineswegs ungewöhnlich; außergewöhnlich waren jedoch seine Durchsetzungskraft und die Disziplin, mit der er schon als Teenager seinen Traum anging. Musik bedeutete ihm alles, mehr noch als Mädchen, die ihn trotz seiner unscheinbaren Körpergröße von einsdreiundsechzig liebten und die er bei seinen Auftritten von der Bühne herab wie ein Jäger mit großem Geschick eroberte.

Die einzige Konstante in seinem Leben aber blieb die Musik. Nachdem seine Eltern darauf bestanden hatten, dass er eine Lehre begann, um wenigstens eine gewisse Sicherheit zu haben, falls es nicht klappen sollte mit der großen Rock’n’Roll-Karriere, arbeitete er zunächst einige Wochen als Gehilfe eines Elektrikers – für fünf Pence die Stunde. Darauf fand er eine feste Anstellung in einer Fabrik namens Chase Products, nur ein paar Straßen vom Haus der Daltreys entfernt in der Colville Road. Als Blechschweißer lötete Roger dort Behälter für medizinische Geräte zusammen, für einen Wochenlohn von sieben Pfund: „Ich stand jeden Morgen um acht Uhr auf, arbeitete in der Fabrik bis sechs Uhr abends und dann mit der Band von sieben bis Mitternacht“, erzählt Roger.

Sein Vater berichtet, dass der Vorarbeiter Roger meist früher gehen ließ, weil der eh nur Musik im Kopf hatte: „Können Sie sonst irgendwas mit ihrem Sohn anfangen?“, fragte der Vorarbeiter Mr. Daltrey. „Ich? Gott behüte!“ erwiderte Rogers Vater, und der Vorarbeiter bestätigte resigniert: „Sehen Sie, ich auch nicht.“

Trotzdem war Roger nicht unbeliebt. Eine Anekdote berichtet, dass die ­Kollegen in den Teepausen darüber redeten, was sie mit einem Totogewinn anfangen würden. Roger wollte zunächst die besten Gitarren der Welt kaufen, ließ sich aber umstimmen, als die anderen forderten, er solle doch besser die Fabrik ­kaufen­ und seine Mitarbeiter zu Chefs machen. Zwanzig Jahre später tat er angeblich genau das. Er kaufte den Nachfolgebetrieb PCD Products und setzte seine früheren­ Kollegen als Direktoren ein. Mit welchem Erfolg, ist nicht bekannt.

Musik, Musik, Musik … nichts anderes zählte für Roger. Kaum hatte er den Brennschneider in der Fabrik niedergelegt, begann sein wahres Leben. Es führte ihn in die Nachtlokale und Pubs von West-London, wo er lernte, sich gegen zahlungsunwillige Kneipiers und betrunkene Stänkerer durchzusetzen. Sein Lehrlingsgehalt reichte kaum aus, um ein Mädchen auszuführen oder sich die jeweils neuesten Klamotten anzuschaffen. Um wie viel leichter, erfüllender und berauschender war da das Geld in einem Klub auf der Bühne verdient. So wie Pete sich geschworen hatte, reich und berühmt zu werden, um trotz seiner überdimensionalen Nase geliebt zu werden, so verschwor sich Roger immer mehr dem gleichen Ziel, um einer scheinbar vorbestimmten Zukunft im Arbeitermilieu zu entfliehen und ein selbstbestimmtes Leben ohne soziale Barrieren führen zu können.

Die Originalbesetzung der Detours, von Roger zwei Jahre zuvor in einem Jugendklub in der Goldhawk Road, Shepherd’s Bush, gegründet, bestand aus vier beziehungsweise fünf Mitgliedern: Daltrey selbst spielte Leadgitarre und bei Dixielandnummern Posaune; Colin Dawson, ein kräftiger, etwas schmalziger Junge aus Acton und ein Jahr älter als Roger, hatte den Gesang übernommen; Harry ­Wilson,­ der wie Roger aus „The Bush“ stammte und in der Yew Tree Road lebte, trommelte; Reg Bowen, in dessen Haus auch geprobt wurde, bediente­ die Rhythmusgitarre.

Ein zweiter Rhythmusgitarrist namens Roy East spielte insofern eine Rolle, als er etwas Geld und einen echten Vox-Verstärker in die Band einbrachte. Als der arme Kerl während des Urlaubs mit seiner Verlobten ertrank, erbten The Detours stillschweigend das wertvolle Stück. Auf frühen Fotos der Band sieht man Roger immer noch vor jenem schicken Vox AC-15 stehen, während der Rest der Gruppe­ an ein wild zusammengestückeltes Equipment aus Laut­sprechern und Verstärkern angeschlossen ist.

Was Roger jetzt noch fehlte, war ein Bassist. Diese Spezies zählte zu den Exoten­ in Amateurbands, nicht zuletzt, weil ihre Ausrüstung so schwer zu beschaffen war. Es wird wohl nie geklärt werden, ob Roger, der Jäger, dem einzigen ihm bekannten­ Bassisten mit einiger Berechnung in der Nähe der Acton Grammar School auflauerte, oder ob er ihn tatsächlich zufällig traf, „diesen großen, schweren­ Burschen, mit seinem selbstgemachten Bass, der wie ein Fußballstiefel aussah, aus dem ein überlanger Hals ragte.“

John kam gerade mit Freundin Alison von einer Probe mit The Scorpions, der Schulband, in der auch sein Kumpel Pete mitmischte. Er schleppte nicht nur die Bassgitarre über die Lexden Road, sondern auch den überdimensio­nalen­ Lautsprecher, und Allison trug den Verstärker, so dass Rogers unver­hoffte­ Annäherung im Rückblick einigermaßen befremdlich klingt: „Ich hab’ gehört, du spielst Bassgitarre?“ fragte der Teddyboy.

„Yeah“, antwortete John, gleichermaßen beeindruckt von der schieren Ignoranz, mit der Roger sein Gepäck übersah, wie von der ungenierten Selbstgefällig­keit des weithin gefürchteten Haudraufs Daltrey.

„Willst du’s mal in meiner Gruppe versuchen?“, meinte Roger gnädig.

„Ich bin schon in einer Gruppe“, erwiderte John vorsichtig.

„Schon möglich, aber meine verdient Geld.“

Mit diesem Argument, das freilich nicht der Wahrheit entsprach, hatte Roger den Bassisten am Haken. John konnte den Lockungen des Gelds nie wider­stehen­ und damals jeden Penny besonders gut gebrauchen. In The Complete Chronicle Of The Who 1958 – 1978 wird berichtet, dass Roger ziemlich übertrieben hatte. John wird folgendermaßen zitiert: „Roger sagte mir, dass ein Auftritt bevorstand, was eine Lüge war, und dass sie Geld verdienten, was eine Lüge war; aber zur Probe ging ich trotzdem …“

Wie auch immer: John wurde aufgefordert, sich am nächsten Abend im Probe­raum der Detours einzufinden, und er erschien ordnungsgemäß in Reg Bowens Haus in Shepherd’s Bush. Nach einigen Stücken wurde er gefragt, ob ihm die ­Darbietung gefallen habe. John nickte.

Mit diesem stummen Einverständnis wurde er offiziell Mitglied der Detours. Das bedeutete freilich auch, dass John fortan mit dem gefürchteten „Big Bad Roger“ spielte und seinen Schulfreund Pete verlassen musste. Um die Scorpions selbst tat es John nicht leid („wir hatten eh keinen Pfeffer im Hintern …“), aber Pete aufzugeben fiel ihm schwer, zumal jener inzwischen weit besser spielte als Detours-Gitarrist Reg Bowen, der nach einhelliger Meinung höchstens fünf Akkorde­ beherrschte, aber wegen seines Proberaums unverzichtbar erschien.

Nach einiger Zeit gelang es John, Roger für seinen Freund Pete zu interessieren. Über den genauen Ablauf der Eingliederung gibt es unterschiedliche Versionen, was zu einem Gutteil an Petes poetischem Gedächtnis und seiner ungenierten Redelust liegt. In Johnny Blacks Buch Eyewitness The Who hat er die Situation als spannungsgeladene Begegnung im Schulkorridor geschildert, wo ihm unversehens der längst ausgeschlossene Roger Daltrey entgegentritt: „Oh Gott, dachte ich, was wird er diesmal mit mir anstellen! Er war schrecklich, ein schrecklicher Typ. Aber er sagte: ‚Ich höre, du spielst Gitarre.‘ Ich nickte, und er sagte: ‚Bei mir zuhause. Heut’ Abend. Sieben Uhr dreißig.‘“

Es spricht einiges dafür, dass Roger die bei John bereits erfolgreich angewandte­ knappe Anwerbung in der gleichen Form auch bei Pete einsetzte. John erinnert sich jedoch, dass er Pete zunächst regelrecht weichklopfen musste, der Band von Roger beizutreten: „Er wollte erst nicht mitmachen, warum auch immer, aber dann erzählte ich ihm, dass wir einen richtigen Vox-Verstärker hatten. Da dachte er, wow, ein Vox-Verstärker, na dann … Was ich Pete allerdings nicht verriet, war, dass er den Vox eines ertrunkenen Vorgängers mit Roger teilen musste.“

Roger hält sich in seiner Variante recht einsilbig. Er sagt, er habe Pete erst getroffen, als der mit seiner Gitarre zum Vorspielen in seinem Haus aufkreuzte, wo die Detours seit Bowens Rausschmiss heimlich probten, wenn Rogers Eltern ausgingen. Für Pete war es in jedem Fall „der größte Triumph meiner Schulzeit, als Roger mich fragte, ob ich Gitarre spielen kann. Hätte er gesagt, komm auf den Schulhof, ich mach’ dich fertig, ich wäre mit einem Schlag erledigt gewesen. Musik war der einzige Weg für mich, jemals zu gewinnen.“

Aus dieser letzten Bemerkung können wir einiges über Petes noch schlummernde dominante Natur erfahren. Jedenfalls schien er von Anfang an wild entschlossen, Daltrey herauszufordern und sich und seine Vorstellung von Musik gegen den einstigen Schulhofkönig durchzusetzen.

Vorerst aber machte sich Pete nur auf den Weg zu seiner ersten Probe mit den Detours und musste dabei gleich einsehen, dass er seinem künftigen Widersacher noch lange nicht das Wasser reichen konnte. Townshend sah unvermittelt ein wunderschönes blondes Mädchen auf sich zu rennen und hegte schon gewisse­ Hoffnungen: „Sie weinte, und mein mitfühlendes Herz sprang ihr sofort ent­gegen. Eine Sekunde war ich unschlüssig, weil sie sich mir näherte. – ‚Gehst du zu Roger Daltreys Haus?‘ wollte sie wissen. Ich bestätigte stolz ihren Verdacht. ‚Gut, dann kannst du ihm ausrichten, entweder ich oder seine Gitarre!‘ Sie brach erneut in Tränen aus und stürmte hinaus in die Nacht.“

Soweit Pete es überblicken konnte, waren die Detours damit erledigt. Er platzte­ bei Roger herein, um ihn wissen zu lassen, dass es ihm nichts ausmachen würde, zu seiner Seekadettenkapelle zurückzukehren, mit der er seit Johns Abgang ­dudelte.­­ Aber: „Roger wählte seine Gitarre, und die erste Probe verlief prima, ohne Erwähnung des weinenden Mädchens, das ich nie wieder gesehen habe.“

Ungeachtet der verschiedenen persönlichen Einfärbungen lässt sich Petes Einstieg bei den Detours ziemlich genau auf Mitte 1961 festlegen, kurz bevor Pete und John ihren Abschluss an der Grammar School machten, während John vermutlich schon Ende 1960 festes Mitglied der Band war.

„Irish“ Jack Lyons, ein Who-Fanatiker der allerersten Stunde, beschreibt in den 2004 erschienenen Aufzeichnungen The Who Concert File, dass die Band nach Petes Aufnahme noch ein seltsames Intermezzo unter dem Namen Dale Angelo & The Detours zu überstehen hatte. Dawson, der Sänger hatte darauf gedrängt, die Gruppe um ein weibliches Element zu erweitern und stellte seine Freundin Angela Dives neben sich ans Mikro. Diese Idee war vermutlich sein erster­ Sargnagel, denn sie lieferte Roger einen guten Vorwand, den Kampf um die Alleinherrschaft in der Band gegen den älteren Dawson zu eröffnen.

Bald waren die Detours wieder eine reine Männergesellschaft. In Ermangelung eines richtigen Managers organisierte Roger die Auftritte in und um West-London. Er verhandelte die Gage und trieb sie notfalls auch mit der Faust ein, während Mr. Wilson, der Vater des Drummers, die minderjährigen Rock’n’Roller­ mit seinem Kleinlaster von Gig zu Gig kutschierte.

Geprobt wurde nun auch öfter bei Townshends zu Hause, nachdem Rogers Eltern sich wunderten, wer für den nächtlichen Lärm verantwortlich war, über den die Nachbarn klagten. Denn kaum waren Irene und Harry zum Kartenspiel mit Freunden aus dem Haus, schlüpften schon Pete und John und der Rest der Truppe hinein. Roger schickte seine beiden Schwestern streng ins Bett (wobei eine der beiden bald zuschauen durfte, nachdem Pete mit ihr anbandelte), und die Jungs bauten ihre Anlage im Elternschlafzimmer auf, Lautsprecher und Schlagzeug gegen die Wand zum Nachbarn gerichtet …

Bis Rogers Eltern zurückkamen, war der Spuk vorbei, und Roger mimte stets den Ahnungslosen, wenn man auf die Beschwerden der Nachbarn wegen des Krachs zu sprechen kam.

Natürlich unterstützten Petes Eltern die Karriereversuche ihres Sohns nach Kräften, aber oft waren auch ihnen der Lärm und die Unruhe in der oberen Hausetage zuviel. Betty hatte im Herbst 1960 einen dritten Sohn zur Welt gebracht, Petes fünfzehn Jahre jüngeren Bruder Simon, der, wahrlich kein Wunder, Jahrzehnte später an Petes Seite mit den verbliebenen Who auf der Bühne stehen würde, hatte er doch ihre Musik geradezu mit der Muttermilch aufgesogen.

Petes Vater wurde durch die etwas undifferenzierte musikalische Betätigung seines Erstgeborenen zu einer anderen Überlegung inspiriert: „Der Krach, den ich mit meiner ersten elektrischen Gitarre veranstaltete, legte meinem Vater nahe, dass ich besser an der Kunsthochschule aufgehoben war und mich auf Grafik konzentrierte, statt das Feld der musikalischen Ausbildung zu betreten.“

So schrieb sich Pete im Herbst 1961 als Student an der nahe gelegenen Ealing Art School ein, was für ihn wie auch für die Detours bald völlig neue Per­spek­tiven­ eröffnete.

John hatte nach dem Schulabschluss ebenfalls mit einem Studium, und zwar an der Musikhochschule, geliebäugelt, aber bei seiner Familie dafür keine Unterstützung gefunden. Ein Kunststudium wie bei seinem Kumpel Pete hätte die wenig begüterte Familie noch mitgetragen. Aber dazu hatte John keine Lust. Er suchte etwas, wo man nicht viel arbeiten musste, ein regelmäßiges, sicheres Gehalt erwarten durfte und trotzdem weiter Musik machen konnte, wie er seinem Berater­ beim Arbeitsamt erklärte. Der schlug daraufhin das Finanzamt vor, wo auch schon Johns Mutter arbeitete.

John war damit zufrieden. Er bekam eine Stelle am Auskunftsschalter der Inlandssteuerbehörde und konnte sich weiterhin die Nächte mit den Detours um die Ohren hauen. Einmal in der Woche ging er zur Berufsschule, und dort lernte­ er einen Freund kennen, der John und seiner Band das erste längere Engagement ihrer Laufbahn vermittelte: im Paradise Club von Peckham im Londoner Süden.

Roger war deswegen auf der Suche nach einem Übungsraum, als ihm ein Musiker über den Weg lief, der nicht größer war als er selbst, eher noch etwas kleiner, aber um vieles erfahrener. Er hieß Doug Sandom, war schon fast dreißig und unter Amateurbands bekannt als solider Schlagzeuger mit guten Kontakten in der Londoner Szene. Roger schaltete sofort und bewährte sich ein weiteres Mal als geschickter Anwerber. Folgender Dialog soll im Juli 1962 stattgefunden haben:

„Hoppla, Kumpel, was machst du hier?“, fragt Roger arglos.

„Ich will mir hier ein paar Jungs anschauen, in deren Band ich spielen soll“, antwortet der zwölf Jahre Ältere freundlich.

„Was spielst du denn?“

„Schlagzeug.“

„Willst du’s mal bei uns versuchen? Unser Schlagzeuger fährt in die Ferien.“

„Warum nicht?“

„Okay, am besten du kommst nächste Woche zu unserem Auftritt, hörst dir an, was wir so spielen, und vielleicht, wenn’s unserem Drummer nichts ausmacht, setzt du dich dazu und gewöhnst dich an uns.“

Doug Sandom tauchte tatsächlich auf, als die Detours ihren nächsten Gig im Paradise Club spielten. Er wurde dem regulären Drummer, Harry Wilson, als „Petes Cousin“ vorgestellt, dem man versprochen habe, zur zweiten Hälfte des Auftritts auch mal ein wenig die Trommelstöcke schwingen zu dürfen.

Doch als Harry zwei Wochen später aus dem Urlaub zurückkam, saß dieser enge Verwandte immer noch am Schlagzeug, und Harry hatte seinen Platz in der Band verloren. Doug Sandom verwaltete das rhythmische Hochamt der einmal „lautesten Rockband der Welt“ fast zwei Jahre lang treu und solide, ehe es einem Derwisch zufiel, der zunächst alles andere als zum König der Schlagzeuger aus­erkoren erschien.

The Who - Maximum Rock I

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