Читать книгу The Who - Maximum Rock I - Christoph Geisselhart - Страница 9

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4.: Eine Legende wird geboren: Aber wann?

„Er liebte einfach all die Aufmerksamkeit.“

Keiths Mutter über die frühe Lust ihres Sohns, im Mittelpunkt zu stehen

Der Mond symbolisiert das Unergründliche, ewig Emotionale; er reflektiert das schöpferische Licht der Sonne und erhellt die Nacht. Doch was auf seiner dunklen,­ dem Betrachter abgewandten Seite geschieht, bleibt verborgen.

Keith Moon, der mit seinem donnernden, rollenden, unvorhersagbaren, voranpeitschenden Schlagzeugspiel die Tradition seines Instruments revolutionierte und mit exzentrischen Eskapaden auch abseits der Bühne für Dramen und Burlesken sorgte, solange er lebte, hielt vieles verborgen.

Wie es sich für einen echten Rock’n’Roll-Mythos gehört, beginnt das Rätsel schon bei seiner Geburt. Nahezu alle Biografien über The Who, die offizielle der Band eingeschlossen, legen Keith Moons Eintritt in diese Welt auf den 23. August 1947 fest. Der Musikjournalist Tony Fletcher, der für seine Biografie Dear Boy über hundertzwanzig Zeugen aus Keiths Leben befragte, konnte jedoch nachweisen, dass sich der Drummer vor seinem Berühmtwerden ein Jahr jünger gemacht hatte, als er tatsächlich war. Keith Moon wurde in Wahrheit am 23. August 1946 geboren­ und war damit nur fünfzehn Monate jünger als Pete Townshend – was ihm wohl nicht ausreichte, um ein juveniles Image gegenüber dem saturiert wirkenden Songwriter zu etablieren.

Mit Keith Moon beginnt die Nachkriegszeit in der Geschichte der Who. Helden­ werden im Krieg geboren; doch um selbst ein Held zu werden, musste der letzte im legendären Quartett wohl außergewöhnliche Schritte unternehmen. Er begann damit konsequenterweise bei der Geburt und verschleierte seine ­Herkunft umso mehr, als sie beinahe langweilig zu nennen ist. Seine Mutter, Kathleen „Kitty“ Hopley, Tochter eines Eisenbahners, und der Bauernsohn Alfred Charles Moon trafen einander in den späten dreißiger Jahren, als Familie­ Hopley Urlaub in Kent machte. Die Farm der Moons lag unweit des Ferienorts Herne Bay, wo Arbeiterfamilien wie die Hopleys gern die Freuden des Strandlebens genossen. Als junger­ Bauer war Alf von der Einberufung freigestellt und konnte selbstbewusst um Kit werben.

Bald gewann er jedoch die Überzeugung, dass er eigentlich nie Bauer werden­ wollte und dass sein Land ihn brauchte. So nutzte er die Gelegenheit, sich ­freiwillig zum Wehrdienst zu melden, um nach dem Krieg ein anderes Leben führen zu können.

Alf und Kit heirateten noch im Krieg, 1941, in Nordwest-London. Sie bezogen ihr erstes urbanes Zuhause in Wembley, 224 Tokyngton Avenue, nahe dem Haus der Großeltern in Harlesden. Keith wurde auf dem Höhepunkt des britischen Nachkriegs-Babybooms im Central Middlesex Hospital, Acton Lane, geboren – ohne jede Komplikation. Er kam in eine geordnete, liebevolle und sichere Umgebung, die sich merklich von den dramatischen Umständen unterschied, in denen etwa Roger Daltrey sein erstes Lebensjahr verbrachte.

Keiths Eltern waren brave, einander fürsorglich und treu verbundene Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschten, als ein behagliches und unauf­geregtes­ Leben führen zu können und ihr aufgewecktes Söhnchen nach Herzenslust zu verwöhnen. Alf arbeitete als Maschinist in einem metallverarbeitenden Betrieb und brachte jede Woche ein festes Gehalt nach Hause, Kit versorgte den Haushalt und hatte viel Zeit, dem drolligen Keith eine gute Mutter zu werden.

Hätte diesen braven Eltern jemand prophezeit, welch uferloses, skandalum­wittertes und fieberhaftes Leben dieser niedliche Wonneproppen dereinst führen werde, es wäre ihnen äußerst unglaubwürdig erschienen.

The Who - Maximum Rock I

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