Читать книгу Splitter - Christoph Klesse - Страница 50
Weltliebe (48)
ОглавлениеGott, ich liebe deine Welt, ich liebe sie mit jeder Faser. Mit jedem Atemzug sauge ich sie ein. Hastig ziehe ich sie in meine Lungen ein. Wie ein ausgetrockneter Schwamm tauche ich in die Welt ein, um mit kühlem Wasser voll und schwer zu werden. Nur eins stört mich an dieser Welt, ein Schmutzfleck, den ich ausbürsten möchte, nämlich mich. Mit allem kann ich mich abfinden, außer mit diesem komischen Wesen, das ganz willkürlich meinen Namen trägt. Vielleicht kann ich dieses Geschöpf doch ändern. Vielleicht brauche ich es nicht hinzunehmen. Kann ich es modellieren wie Ton? Kann ich es zurechtmeißeln, wie ein Bildhauer sein Werkstück meißelt? Wenigsten kann ich mir das einbilden. Wie werde ich in zehn Jahren sein, in zwanzig, dreißig oder vierzig Jahren, vorausgesetzt ich bin dann noch am Leben? Werde ich meinem Ideal nähergekommen sein?
Manchmal fürchte ich den Dämon, der in mir sitzt, der mir den Mund verschließt und meine Glieder lähmt, der in mein Gehirn Nadeln stößt. Wie ein Soldat komme ich mir vor, der einem Sonderkommando zugeteilt wurde und nun trotzig, mit zusammengebissenen Lippen in den Kampf geht, die Gefahr vor Augen. Mein einziger Trost ist Jesus, der am Kreuz stöhnt und stirbt und dennoch obsiegt und alle in seine ausgebreiteten Arme zieht.