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Ideologie-Kern und gesellschaftliche Grundvorstellungen

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Rechtsextremismus basiert in weiten Teilen nicht auf einem geschlossenen, in sich logischen und systematischen Denksystem. Auf eine theoretische Unterfütterung, die versucht, bestehende Defizite und Lücken zu schließen und Widersprüche aufzulösen, wird im Vergleich zu anderen politischen Strömungen wenig Wert gelegt.

Trotz der Theoriearmut gibt es hervorstechende Kernelemente rechtsextremer Ideologie. Welche Formen von Nationalismus, Rassismus und Antisemitismus im Rechtsextremismus zusammenwirken, wird im Folgenden skizziert. Nur für sich genommen handelt es sich bei solchen Erscheinungen um keine Alleinstellungsmerkmale des Rechtsextremismus. Nationalismus und Rassismus gibt es in zahlreichen Varianten. Ein Rechtsextremismus ohne Nationalismus hingegen oder einer, der auf Rassismus zugunsten eines universalistischen Menschenbildes verzichtet, sind kaum denkbar. Auch in weiteren bedeutenden politischen und sozialen Feldern sind im Rechtsextremismus Positionen zu finden, die im Einzelnen je nach Subspektrum variieren, sich aber immer in einer bestimmten Richtung zuspitzen. Dies gilt etwa für die rechtsextremen Vorstellungen in Hinsicht auf Geschlechterrollen und Familien, die in rechtsextremen Gesellschaftsideen zentral gesetzt und rigide ausgelegt werden. Es ließen sich weitere Beispiele nennen: Betreffend der inneren Sicherheit beschwören die meisten Rechtsextremen die Gefahr einer ausufernden Kriminalität und befürworten deshalb autoritäre Ordnungsvorstellungen, eine strenge Strafverfolgung und erweiterte Befugnisse für die Polizei.

In anderen Bereichen hingegen sind die rechtsextremen Positionen je nach Subspektrum unterschiedlich ausgeprägt. Einer Demokratisierung der Gesellschaft im Sinne der Schaffung von umfassenden Partizipationsmöglichkeiten aller Menschen steht die extreme Rechte unisono ablehnend gegenüber. Zur Demokratie allgemein existieren jedoch Meinungsverschiedenheiten: Manche wollen explizit die Demokratie und das bestehende System revolutionär stürzen und eine Führerdiktatur errichten; andere streben eine Systemtransformation an und sehen die von ihr präferierte Herrschaft als »wahre Demokratie« an. Analog im Bereich der Wirtschaft: Prinzipiell werden Leistungs- und Konkurrenzprinzip bejaht, doch manche Rechtsextreme sehen sich selbst als vehement antikapitalistisch und andere wiederum als explizit »Mittelstands-« oder »wirtschaftsfreundlich« an. Sehr weit reicht die Vielfalt der rechtsextremen Positionen in der Religionsfrage: von Indifferenz und Opportunismus über die Betonung eines christlichen Charakters von Deutschtum und Abendland bis zur heidnischen Position, in der dem Christentum ein verwerfliches universalistisches Menschenbild vorgeworfen wird.

Rechtsextremismus

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