Читать книгу Das Orchester, das niemals schläft - Christoph Wagner-Trenkwitz - Страница 11
Vorbei am Karten- und Ballbüro …
ОглавлениеWir überqueren die Bösendorferstraße, die den Namen der berühmten Wiener Klavierfabrik trägt, und spazieren durch die Dumbastraße (benannt nach dem österreichischen Industriellen Nikolaus von Dumba, der im späten 19. Jahrhundert Vizepräsident des Musikvereins und Vorstandsmitglied des Wiener Männergesang-Vereins war) zum Kärntner Ring, wo wir uns nach links wenden.
Der philharmonische Dirigent Hans Richter bittet den »lieben Freund« Ludwig Bösendorfer, seine Klaviere zu stimmen.
Nach wenigen Metern erreichen wir das Karten- und Ballbüro der Wiener Philharmoniker, vor dem uns abermals Musiker-Sterne grüßen: jene für Pierre Boulez, Johann Sebastian Bach und Johann Strauß. Als einziges Musikerkollektiv besitzen auch die Wiener Philharmoniker selbst einen hier eingelassenen Stern, der an ihr erstes Konzert am 28. März 1842 erinnert. Diesem magischen Datum nähern wir uns nun, vorwärts schreitend, im historischen Rückwärtsgang an.
Vorbei an den Sternen für Dmitri Schostakowitsch, Anton von Webern und Herbert von Karajan (die Bodenplatte ziert auch die Unterschrift des Maestros, die laut Hildegard Knef wie ein »Kardiogramm« aussieht) gehen wir auf dem Ring zum Staatsoperngebäude, das sich zu unserer Rechten erhebt und das, wie der Musikverein, ebenfalls als Heimat unseres Orchesters bezeichnet werden kann. Denn die Philharmoniker rekrutieren sich seit ihrer »Geburt« aus Mitgliedern des Opernorchesters; das bietet neben der künstlerischen Vielseitigkeit auch eine wirtschaftliche Basis für die Musikerinnen und Musiker. Voraussetzung für die Aufnahme in das als Verein organisierte Konzertorchester ist jedenfalls die Mitgliedschaft im Opernorchester, wo eine mehrjährige »Probezeit« durchlaufen wird. Auf die »doppelte Identität« unseres Orchesters werden wir noch eingehen; halten wir für den Moment einmal fest, dass die Musikerinnen und Musiker der Wiener Philharmoniker, wenn sie in der Wiener Staatsoper spielen, zwar nicht so heißen, aber so klingen dürfen!