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Vorwort

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Unser Orchester feiert 2017 einen besonderen Geburtstag: Vor 175 Jahren wurden die Wiener Philharmoniker in Wien gegründet, in jener Musikstadt, die seit jeher bedeutende Komponistinnen und Komponisten sowie Musikerinnen und Musiker anzieht und beheimatet. Das Jubiläum ist ein geeigneter Anlass, den Traditionen und Herausforderungen in der Gegenwart sowie der besonderen Identität unseres Orchesters auf literarischem Wege auf die Spur zu kommen. Der bekannte österreichische Autor in Fragen Musik Christoph Wagner-Trenkwitz hat sich dieser Aufgabe gewidmet und mit dem vorliegenden Buch Das Orchester, das niemals schläft eine kurze Geschichte in Fakten, Bildern und Anekdoten verfasst.

Dieselbe Lebendigkeit, die er im Titel seines Buches dem Orchester zuschreibt, kann man auch seinem Buch bescheinigen. Denn Wagner-Trenkwitz nimmt die Leserschaft auf sehr charmante und kenntnisreiche Art mit auf eine Reise. Diese führt sie zunächst zu einem Ort, an dem das Orchester gegründet wurde und der im Namen des Orchesters gleichsam als Gütesiegel aufscheint: Wien. Wer sich mit dem Autor auf einen Gang durch Wien einlässt, begegnet auf Schritt und Tritt der Musik, und wo er der Musik begegnet, entdeckt er auch die Spuren der Wiener Philharmoniker.

Doch die Reise mit dem Orchester führt den Leser weiter: in die Städte Österreichs, allen voran Salzburg, in die Städte Europas, ja in Städte in aller Welt. Hier möchte ich eine Stadt in besonderer Weise hervorheben: Es ist New York, wo sich ein dem Orchester sehr verbundener Freundeskreis gebildet hat, The Vienna Philharmonic Society. Sein spezielles Anliegen ist es auch, den 175. Geburtstag des Orchesters in entsprechender Weise mitzufeiern. So entstand gemeinsam mit The Vienna Philharmonic Society und den Wiener Philharmonikern die Idee zu diesem Buch, das zur gleichen Zeit nicht nur in deutscher, sondern auch in englischer Sprache erscheint, um viele Menschen aus aller Welt an der literarisch-musikalischen Reise teilnehmen zu lassen.

Führte uns die Reise an verschiedene Orte, so führt sie uns auch in verschiedene Zeiten. Wagner-Trenkwitz leitet uns in Form einer Zeitreise von den Anfängen des Orchesters bis zur Gegenwart, und dies nicht in einer bloßen Aufzählung von Daten und Fakten, sondern in einer informativen, anekdotischen und bisweilen humorvollen Art und Weise. Wir werden Zeugen der großen Momente der philharmonischen Geschichte, aber auch jener Zeiten, als die Musiker und ihre Musik unter die Räder von Ideologie und Rassenwahn gerieten.

Der Autor begleitet uns in die Welt eines Philharmonikers, angefangen von seinem Probespiel über die Erfahrungen im Orchestergraben und am Konzertpodium bis hin zu den Abläufen und den Herausforderungen eines philharmonischen Jahres. Wagner-Trenkwitz eröffnet uns auch die Welt der großen Dirigenten und lässt uns mit so manch köstlicher Anekdote hinter die Kulissen des philharmonischen Alltags blicken.

Einer der besonderen Höhepunkte des Buches stellt das Kapitel Klang und Tradition dar, in dem sich der Autor dem Mythos »Wiener Klang« widmet. Das Geheimnis dieses Klangerlebnisses beruht auf vielen Komponenten, den besonderen Instrumenten, dem speziellen Ansatz der Tongebung, der besonderen Art des Vibrato, die durch den täglichen Operndienst erforderliche Orientierung an der menschlichen Stimme in Klang und Phrasierung und vielem mehr. Was aber in besonderer Weise zum Gelingen der Aufführungen beiträgt, ist das Vertrauen der Musikerinnen und Musiker untereinander und der familiäre Geist, die letztlich Garanten für das von vielen bescheinigte besondere Klangerlebnis und die darauf gründenden großen Erfolge des Orchesters sind.

Es liegt anlässlich eines so besonderen Geburtstages nahe, sich der Anfänge zu erinnern. Wer die Prinzipien unserer Gründerväter kennt, die einst den höchsten künstlerischen Qualitätsanspruch des Orchesters, seine demokratische Struktur und seine humanitäre Kompetenz einforderten, versteht, warum wir uns dieser Tradition verpflichtet wissen. Tradition jedoch bleibt nur durch Innovation lebendig, sowohl was die gesellschaftliche Verantwortung als auch die künstlerische Ausrichtung betrifft. So weist das Buch auf die konsequente Aufarbeitung der jüngeren Orchestergeschichte hin, auf die soziale Verantwortung von Künstlerinnen und Künstlern angesichts der drängenden Probleme unserer Zeit, auf lokale und globale Initiativen für Frieden und Völkerverständigung, auf die Gleichstellung von Mann und Frau im Künstlerkollektiv, auf eine verantwortliche Programmgestaltung auch im Hinblick auf zeitgenössisches Musikschaffen sowie auf die internationale Nachwuchsarbeit und Kulturvermittlungsprojekte. Zahlreiche Aktivitäten in diese Richtung zeigen, dass die Wiener Philharmoniker auch im 21. Jahrhundert ein Orchester sind, »das niemals schläft«.

Andreas Großbauer

Initiator des Buches und Vorstand

der Wiener Philharmoniker im Jubiläumsjahr 2017

Das Orchester, das niemals schläft

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