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Der Gebrauch von Münzgeld: Rom
ОглавлениеErst für die Zeit des Römischen Kaiserreiches wird es wiederum möglich, solche Themen recht detailliert und über einen viel größeren geographischen Raum zu untersuchen. Die papyrologischen Zeugnisse aus Ägypten sind den Zeugnissen aus jeder anderen Region weit überlegen, woraus allerdings auch die Gefahr verallgemeinernder Folgerungen entstehen könnte. Es ist klar, daß das Niveau der Monetarisierung innerhalb des Reiches und innerhalb der Zeit seiner Existenz variierte. Dennoch sind, wo es Zeugnisse gibt, die Unterschiede nicht so groß, wie man hätte annehmen können, und es entsteht so etwas wie ein allgemeines Bild. Wie in Athen (siehe S. 24) wurde das Fehlen von Münzgeld als die charakteristische Eigenschaft einer für ideal gehaltenen ursprünglichen Gemeinschaft oder als erwähnenswertes Merkmal entlegener und rückständiger Gebiete angesehen. Die umfassenden urkundlichen Zeugnisse wurden schon an anderer Stelle publiziert, so daß hier angesichts des knapp bemessenen Raumes nur die Schlußfolgerungen wiedergegeben werden sollten:
„Die normale Verwendung der Münze als Mittel des Austauschs war in der römischen Welt allgegenwärtig. Das heißt, die Münze wurde sowohl in Städten als auch in Regionen, wo es eine seßhafte Ackerbaukultur gab, verwendet, und das in den ‚weniger entwickelten‘ genauso gut wie in den ‚kultivierteren‘ Provinzen … Als Gesamtbild ergibt sich, daß Geld das dominierende Tauschmittel für Waren war, wenigstens in den Städten, wobei die Agrarproduktion, besonders Getreide, neben dem Geld eine wichtige Rolle bei der Besteuerung, bei Pachten, Löhnen und Krediten spielte. Die Verwendung von Geld auf all diesen Gebieten zeigt deutlich, wie dieses in der Struktur der Wirtschaft verankert war, während die Verwendung von Naturalien nicht mit einer Knappheit an Münzen erklärt werden muß. Trotzdem senkte der Gebrauch von Naturalien in wichtigen Sektoren der Wirtschaft das Niveau der Monetarisierung, und der Gebrauch des Geldes blieb relativ unausgeklügelt.“ (Howgego 1992: 30)
Mit anderen Worten, Rom entwickelte, genau wie Athen, niemals irgendein systematisches Mittel, um Geld anders als durch die Bewegung von Münzen zu transferieren. Die einzigen sichtbaren Ausnahmen waren in einigen Fällen die Übertragungen von Steuereinnahmen durch den Staat und die Nutzung von privaten Verbindungen in der Oberschicht (siehe S. 103). Es gab kein handelbares Papier, keinen Wechsel oder etwas ähnliches.
Die Verwendung von Geld war ein wesentliches Strukturelement des Römischen Kaiserreiches, wenn man dieses (wie alle Reiche es sein können) als ein System ansieht, das den Produktionsüberschuß abschöpfte. Wenn wir also wiederum die Frage stellen: „Wie veränderte Münzgeld die Gesellschaft?“, können wir uns eine provozierend breite Perspektive der Dinge zu eigen machen. Wie hätte das Römische Reich, viel mehr als die athenische Demokratie, ohne Münzgeld funktioniert?