Читать книгу Geld in der Antiken Welt - Christopher Howgego - Страница 7
Vorwort des Autors
ОглавлениеDieses Buch ist für Studenten und Lehrer der Alten Geschichte gedacht, die wissen möchten, auf welche Weise die Beschäftigung mit antiker Numismatik für sie von Interesse sein kann. Ein Ziel des Buches ist es zu zeigen, wie der Charakter, die Konzeptionen und das Verhalten von Münzprägung Einfluß auf zentrale Themen der Alten Geschichte haben. Darüber hinaus soll es darum gehen, die wichtigsten Ansätze numismatischer Forschung unter Rückgriff auf einige besonders überzeugende Beispiele vorzustellen. Außerdem hoffe ich, daß einzelne Kapitel als Deutungsversuche für diejenigen von einigem Nutzen sein können, die bereits Kenntnisse auf dem Gebiet der Numismatik besitzen. Das Buch umfaßt den Zeitraum von Beginn der Münzprägung, kurz vor oder nach 600 v. Chr., bis zur Herrschaft des Diokletian. Wo es angezeigt ist, reicht es noch weiter zurück, um die Geschichte des Geldes vor dem Entstehen der Münzprägung in die Untersuchung einzubeziehen, andererseits greift es auch noch weiter aus, nämlich bis in das 4. Jh. n. Chr., um den Kontrast zu früheren Vorgängen deutlich werden zu lassen.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit dem Geld, einem bedeutungsträchtigen Phänomen der Geschichte, für das die Münzprägung natürlich eine Hauptquelle darstellt, obwohl schriftliche Zeugnisse, wenn sie existieren, wichtig sind, besonders dann, wenn es darum geht, den Gebrauch von Geld darzustellen. Das zweite Kapitel erörtert einige Aspekte der Münzherstellung, die grundlegend für unser Verständnis von Münzen als historischen Quellen sind. Die zentralen Kapitel gehen den Beziehungen zwischen Großreichen und lokalen Prägungen unter dem Aspekt des Imperialismus nach wie auch den Zusammenhängen von politischer Ikonographie und der Ideologie eines Staates. Die beiden letzten Kapitel behandeln in der Hauptsache ökonomische Aspekte. Eigentlich hatte ich die Absicht, eher über Handel als über Münzumlauf zu schreiben, aber es stellte sich immer mehr heraus, daß durch diesen Ansatz wichtige Fragen präjudiziert worden wären; der Radius von manchen Emissionen hätte eine radikale Einengung erfahren, während er unter dem Aspekt des Münzumlaufs erhellt werden kann. Das Schlußkapitel beschäftigt sich damit, was wir von Währungssystemen, die unter Druck gerieten, sowie über finanzielle und ökonomische Krisen erfahren können.
Aus diesen Gründen ist der Aufbau thematisch, wobei das Hauptaugenmerk historischen Themen gilt. Ein kurzer Abriß der Geschichte des Münzgeldes findet sich in Kapitel 1, die numismatische Methodik tritt mit dem Fortgang des Buches zunehmend in Erscheinung, aber beides ist nicht der Hauptgegenstand der Abhandlung. Gute Einführungen zu diesen beiden Themen sind bereits vorhanden (für die Geschichte: Carradice und Price 1988; Kraay 1976; Mørkholm 1991; Crawford 1985; Burnett 1987; für die Methode: Crawford 1983a; Burnett 1991).
Es wurde kein Versuch unternommen, historische Ereignisse oder andere Phänomene, die auf den Münzen – und manchmal nur auf den Münzen – wiedergegeben sind, katalogmäßig zu erfassen. Es mag wichtig sein, Münzen in einer rein dokumentarischen Weise zu benutzen, aber dies liegt zu sehr auf der Hand, als daß man dazu ein Buch bräuchte, das dies behandelt.
Ich habe mich für den Titel „Ancient History from Coins“ (hier: „Geld in der Antiken Welt“) entschieden, weil das Buch eher historische Fragen behandelt, die sich aus der Existenz und dem Wesen der Münzprägung ergeben, als daß es zeigt, was Münzen im Gegensatz zu anderen Quellen vermitteln können. Münzen sind eine Quelle unter vielen, die zu unserem Wissen von der Vergangenheit beitragen, und keine Quelle kann – oder sollte überhaupt – isoliert betrachtet werden. Wenn einer meiner Leser das Gefühl gewinnt, der Titel sei deshalb unangemessen, weil sich das Buch eher mit der Verflechtung von Münzprägung und Geschichte als mit der eingleisigen Beeinflussung der Geschichte durch die Münzprägung beschäftigt, würde ich mich über diese Kritik außerordentlich freuen. Ebenso möchte ich mich bei jedem entschuldigen, der meinen Gebrauch des Begriffes „Ancient“ für ungerechtfertigt hält. Vieles von der Alten Welt wird hier nicht behandelt, andererseits geht die Verwendung des Wortes über die griechisch-römische Kultur und den Mittelmeerraum hinaus; jedenfalls konnte ich keinen passenderen Begriff finden.
Es gibt eine in der Natur der Sache liegende Tendenz der Numismatik, zu einer Spezialdisziplin zu werden, weil sie eine spezifische und beachtliche Menge an Material und Methoden besitzt und weil diejenigen, die sich mit ihr beschäftigen, in der Mehrzahl eher in Museen als an Universitäten arbeiten. Wenn dieses Buch in irgendeiner Weise dazu beiträgt, diese nicht wünschenswerte akademische Aufsplitterung zu verhindern, wird es sich durchaus gelohnt haben, es zu schreiben.