Читать книгу Geld in der Antiken Welt - Christopher Howgego - Страница 13
Оглавление2. Das Prägen von Münzen
Woher kam das Metall?
Wie sich Münzprägung gestaltete, hing von der Verfügbarkeit von Metallen ab und kann ohne Beachtung dieses Aspekts auch nicht verstanden werden. Damit gelangen wir an die eigentlichen Quellen historischer Dynamik. Die Verbindungen zwischen Metallen, Münzprägung und Macht liegen manchmal auf der Hand. Der Glanz von Athen und sein Reich basierten zum einen auf den Minen von Laurion, zum anderen auf den Tributzahlungen der Bündner in Silber. Die Goldbergwerke im Gebiet von Krenides schürten die makedonischen Ambitionen unter Philipp. Alexanders Eroberung und Ausmünzung der persischen Schätze im Jahre 333 v. Chr. muß, welche Rechnung man auch immer aufmacht, zu den großen Wendepunkten der Geschichte gezählt werden, sowohl aus monetärer Sicht als auch sonst. Rom lebte von dem angesammelten Reichtum der hellenistischen Welt und der systematischen Ausbeutung von Mineralvorkommen in seinem Reichsgebiet. Das schwindende Angebot an Edelmetallen in der römischen Welt war einer der Aspekte der Krise des 3. Jhs. n. Chr. (siehe S. 157–8).
Literarische Zeugnisse zur Herkunft von Münzmetallen nennen nicht nur Minen und Beute, sondern auch Entschädigungszahlungen, Geschenke, Kauf wie auch das Einschmelzen von Reichtümern, die in verschiedenen Formen zusammengebracht worden waren (so etwa Kultstatuen, Weihungen, Kränze, Gefäße, Möbel, Bauausstattung und Barren) (Howgego 1990: 4–7). Alte und auswärtige Münzen konnten neu ausgeprägt werden. Auf welche Weise Städte, die keinen Zugang zu Minen hatten, das Metall für ihre Münzprägung aus so verschiedenen Aktivitäten wie Kriegsführung, Handel und Steuer gewannen, ist ein wichtigeres historisches Problem.
Die naturwissenschaftliche Analyse kann in bestimmter Weise dazu beitragen, Anhaltspunkte zu gewinnen. Beträchtliche Vorsicht ist angebracht, wenn Schlüsse aus den Spurenelementen im Metall einer Prägung gewonnen werden sollen. Selbst in einer einzigen Mine können solche Elemente in großer Bandbreite variieren. Spurenelemente können sehr effizient für die Unterscheidung von Münzen aus verschiedenen Münzstätten herangezogen werden, sind aber als ein Mittel zur Identifizierung der ursprünglichen Herkunft von Metallen weniger nützlich. Von der Blei-Isotopen-Analyse können wir uns nach den vorliegenden Erfahrungen mehr versprechen. Die Hauptquelle für griechisches Silber in der archaischen Zeit war silberhaltiges Bleierz. Die Isotopen-Zusammensetzung des Erzes wurde zum Zeitpunkt der Mineralisation fest fixiert und änderte sich beim Läutern oder wiederholten Einschmelzen nicht. Die Blei-Isotopen-Werte sind somit etwas wie ein Fingerabdruck, der dazu verwendet werden kann, um Münzen mit Erzproben der vermuteten Metallquelle zu vergleichen. Leider müssen wir, wenn dieses Verfahren seine Berechtigung haben soll, rigoros unterstellen, daß es nicht zur Vermischung von Metallen verschiedener Herkunft gekommen ist. Für viele Prägungen wurde zwar wahrscheinlich bereits gebrauchtes und vermischtes Metall verwendet, doch wurde das Verfahren mit einigem Erfolg bei Silbermünzen der archaischen Zeit angewandt. Dabei ging man von der Annahme aus, daß die frühen Prägungen weniger wahrscheinlich aus bereits gebrauchtem Material hergestellt wurden (Gale, Gentner und Wagner 1980; Price 1980).
Zu den interessanten Ergebnissen gehört die Beobachtung, daß die Ägineten Silber aus den Minen von Siphnos ausmünzten. Über die Art der Beziehungen zwischen Ägina und Siphnos sind wir nicht genau informiert, aber die Ägineten waren berühmte Kaufleute. Die Folgen sind klarer: Ägina produzierte die wahrscheinlich massivste – einige meinen, die einzige massive – Silberprägung des 6. Jhs. v. Chr. [16]. Der Reichtum beider Inseln ist wohlbekannt; man denke an den Tempel der Aphaia auf Ägina und an das siphnische Schatzhaus in Delphi (vgl. Herodot III 57–9).
In Athen scheint es in der Zeit vor 500 v. Chr. nur gelegentlich zum Rückgriff auf das Laurionsilber zum Zwecke der Münzprägung gekommen zu sein. Es ist sicherlich kein Zufall, daß die Münzprägung Athens im Gegensatz zu seiner Keramikproduktion erst vom 5. Jh. v. Chr. an begann, auswärts eine marktbeherrschende Position zu gewinnen (siehe S. 111–2). Die überreiche Erzader der 480er Jahre hat ihre Spuren in der Münzprägung hinterlassen, die damals realisiert wurde: „Wahrscheinlich stellt sie eine der intensivsten Prägeperioden in der Geschichte der griechischen Münze dar“ (Price und Waggoner 1975: 63) [20].
Korinth ist ein gutes Beispiel für eine Stadt, die über keine Minen auf ihrem Territorium verfügte [17–8]. Sie dürfte über ihre Kolonien in Nordwestgriechenland Zugang zu Silber gehabt haben. Interessanterweise zeigen aber Blei-Isotopen-Analysen, daß Korinth genauso früh wie Athen Laurionsilber verwendete. Damit sind wir jetzt wenigstens in der Lage zu fragen, ob ein gewisser Grad der Abhängigkeit von attischem Silber erklären kann, warum Korinth zumindest in der ersten Zeit des Peloponnesischen Krieges – ganz überraschend – nur wenig Münzgeld produzierte (Mattingly 1989).
Blei-Isotopen-Analysen für spätere Zeiten liegen nicht vor, doch ist es verlockend, eine unerwartete Entwicklung besonders hervorzuheben, die durch die Spurenelement-Analyse entdeckt wurde. Der dramatische Anstieg des Platingehaltes in der römischen Goldprägung während der Jahre 346–388 n. Chr. und auch noch danach deutet darauf hin, daß damals eine bedeutendere neue Quelle für Gold ausgebeutet wurde (Morrisson und andere 1985: 92–5). Dies könnte durchaus viel wichtiger für die Etablierung der Vorherrschaft des Goldes in der spätrömischen Wirtschaft gewesen sein als Konstantins Ausmünzung heidnischer Tempelschätze. Die Lokalisierung der neuen Goldquelle ist aber noch nicht gelungen.