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7.1 Welche Art von Erfahrungsunabhängigkeit bedingt das apriorische ErkennenErkennen?

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PlatonPlaton, DescartesDescartesRené, KantKantImmanuel und auch HusserlHusserlEdmund, sie alle haben mit ihren jeweiligen Theorien nicht zu erklären vermocht, wie das apriorische ErkennenErkennen zu begründen ist, welches nicht analytischanalytisch, sondern synthetischsynthetisch ist. Denn analytische Erkenntnisse sind zwar notwendig und allgemeingültig, aber sie sind eine bloss erläuternde Begriffsanalyse und bedeuten keine Erweiterung des Wissens. Das WissenWissen erweitern dagegen die synthetischen Erkenntnisse. Synthetisch in diesem Sinne ist beispielsweise die EinsichtEinsicht in das KausalprinzipKausalprinzip, „jede Veränderung und jedes nicht-notwendige Sein bedürfen einer Wirkursache“. Denn die ErkenntnisErkenntnis, dass das PrädikatPrädikat dieses Satzes („einer UrsacheUrsache bedürfen“) dem SubjektSubjekt („jede Veränderung und jedes kontingente Seiende“) etwas Neues hinzufügt, macht den synthetischen, wissenserweiternden Charakter offenbar. Wissenserweiternde Erkenntnisse werden für gewöhnlich vermittels der Erfahrung erlangt, also aposteriorisch. Wie z.B. das Wissen um den Geschmack einer Schweizer Schokolade oder eines Wiener Schnitzels. Ohne diese Geschmäcke einmal erfahren zu haben, gelangt man nicht in den Stand des Wissens über diese Geschmäcke. Wohl kann es jemand schildern und beschreiben, doch ist es auch dann noch lange kein Wissen um den Geschmack der Schweizer Schokolade bzw. des Wiener Schnitzels.

An dieser Stelle geht die Suche jedoch nicht nach aposteriorischen, sondern nach apriorischen Erkenntnissen, also nach Erkenntnissen, die unabhängig von der Erfahrung gewonnen werden. Solcherart ist beispielsweise die ErkenntnisErkenntnis des AugustinusAugustinus: Was immer schön sei, sei nach unveränderlichen Gesetzen geordnet, „denn wo Ordnung, da ist auch SchönheitSchönheit“1. Womit er nichts anderes sagen will, als dass Schönheit und Ordnung notwendig verbunden sind, es also gleichermassen unmöglich ist, sich das Schöne als etwas zu denken, das nicht geordnet, wie das Geordnete als etwas, das nicht schön ist. Dass es solche Erkenntnisse gibt, war auch PlatonPlaton und DescartesDescartesRené klar, die Frage ist nur, wie sie begründet werden können. Bevor diese Möglichkeit begründet wird, ist erst die Erfahrungsunabhängigkeit des apriorischen Erkennens zu prüfen. Bezieht sich diese Unabhängigkeit auf jedwede Erfahrung, oder ist dieses Verständnis zu verfeinern?

Die Erfahrungsunabhängigkeit ist nicht im Sinne von PlatonPlaton oder DescartesDescartesRené als Unabhängigkeit von jedweder Erfahrung in der Gegenwart zu verstehen. Die Unabhängigkeit von der Erfahrung bezieht sich nur auf die „RealkonstatierungRealkonstatierung und InduktionRealkonstatierung und Induktion“2, d.h. die „Beobachtung von aussen“ mit nachfolgender InduktionInduktion, um verborgene Merkmale zu erreichen,3 nicht aber auf die Erfahrung des Soseins einer notwendigen EinheitEinheit. Vielmehr ist es gerade diese letztgenannte Erfahrung, die das apriorische ErkennenErkennen eines in dieser Einheit gründenden Sachverhalts überhaupt erst ermöglicht. Das apriorische Erkennen unterscheidet sich damit grundlegend von dem Wirklichkeitszugang eines PositivistenPositivisten, für den „nur die nackte Beobachtung oder Realkonstatierung zuverlässig“ und die allein „ernst zu nehmende, systematische ErkenntnisErkenntnis“ ist.4 Das apriorische Erkennen unterscheidet sich von dem positivistischen zudem auch dadurch, dass das apriorische Erkennen nicht der leibhaften Gegenwart des konkreten Gegenstands bedarf, sondern sein objektives Korrelat auf dem Wege der rationalen IntuitionIntuition von innen her durchdringt.5

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