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IX. Kapitel

43.

1. Einige Leute aber, die sich für besonders begabt halten, erklären es für richtig, daß man sich weder mit Philosophie noch mit Dialektik beschäftigt, ja daß man nicht einmal die Naturwissenschaft erlernt, und fordern einzig und allein den Glauben. Das ist aber gerade so, wie wenn sie, ohne irgendwelche Mühe auf die Pflege des Weinstocks verwendet zu haben, gleich von Anfang an die Trauben ernten wollten.

2. Mit dem „Weinstock“218 wird aber allegorisch der Herr bezeichnet, und von ihm muß man mit Sorgfalt und mit einer der Lehre entsprechenden Sachkunde die Frucht abernten. Man muß aber die Zweige beschneiden, graben, den Weinstock aufbinden und das übrige tun, und man braucht, meine ich, für die Pflege des Weinstocks Winzermesser und Hacke und die anderen landwirtschaftlichen Geräte, damit er uns die eßbare Frucht zeige.

3. Wie aber beim Ackerbau und bei der Heilkunde jener am besten unterrichtet ist, der sich mannigfachere Kenntnisse erworben hat, so daß er den Landbau besser betreiben und die Heilkunde besser ausüben kann,

4. so nenne ich auch hier den am besten unterrichtet, der alles mit der Wahrheit in Beziehung setzt, so daß er auch von der Geometrie und der Musik und von der Grammatik und von der Philosophie selbst das Brauchbare entnimmt und damit den Glauben unangreifbar gegen alle Anschläge macht. Verachtet wird auch der Kämpfer, der zum Wettkampf nichts als Körperkraft mitbringt.219

44.

1. So loben wir auch den vielerprobten Steuermann, der „vieler Menschen Städte sah“,220 und den Arzt, der Gelegenheit gehabt hat, vieles kennenzulernen; und dies ist auch das Kennzeichen, wonach manche den Empiriker bestimmen.221

2. Wer nun alles mit dem rechtschaffenen Leben in Beziehung setzt und aus Griechentum und Barbarentum Vorbilder beibringt, der ist ein vielerfahrener Erforscher der Wahrheit und in der Tat „erfindungsreich“;222 gleich dem Probierstein (das ist ein lydischer Stein, der nach allgemeiner Überzeugung echtes und falsches Gold unterscheiden kann223) ist er, unser „Vielwisser“224 und Sachverständiger (Gnostiker), fähig, zu scheiden die Sophistik von der Philosophie, die Putzkunst von der Gymnastik, die Kochkunst von der Heilkunst, die Rhetorik von der Dialektik225 und nach den andern auch die in der barbarischen Philosophie (d.i. dem Christentum) auftretenden Irrlehren von der eigentlichen Wahrheit.

3. Wie sollte es aber nicht nötig sein, daß derjenige über geistige Dinge philosophische Untersuchungen anstellt, der sich darnach sehnt, der Kraft Gottes teilhaftig zu werden? Wie sollte es ferner nicht auch nützlich sein, die in den beiden Testamenten doppelsinnig oder (an verschiedenen Stellen) in verschiedener Bedeutung verwendeten Ausdrücke auseinanderzuhalten und zu erklären?

4. Denn mit dem Doppelsinn (von Schriftworten) überlistet der Herr zur Zeit der Versuchung den Teufel,226 und ich verstehe hier nicht mehr, wie denn dieser, der, wie manche annehmen, Erfinder der Philosophie und Dialektik ist, durch die Verwendung des Doppelsinns getäuscht und abgewiesen werden kann.

45.

1. Wenn aber die Propheten und Apostel die Fächer nicht kennengelernt haben, in denen sich die philosophische Schulung betätigt, so verlangt doch der Sinn (der Worte) des weissagenden und belehrenden Geistes, der verhüllt ausgesprochen wird, weil nicht alle das zum Verständnis geeignete Ohr besitzen,227 für das Verständnis die nötigen sachkundigen Erklärungen.

2. Denn ganz richtig hatten die Propheten und die Schüler des Geistes jenen Sinn erkannt; auf Grund ihres Glaubens nämlich faßten sie ihn so auf, wie der Geist ihn gesagt hat; aber es ist nicht möglich, daß man ihn leicht so auffaßt, wenn man nicht Jünger geworden ist.228

3. „Die Gebote“, so heißt es, „schreibe dir doppelt auf, für Rat und Kenntnis, auf daß du Worte der Wahrheit denen antworten kannst, die dir eine Frage vorlegen.“229

4. Was ist nun die Kenntnis, die das Antworten ermöglicht? Die gleiche, die auch beim Fragen hilft. Das wird aber wohl die Dialektik sein.230

5. Wie nun? Ist nicht auch das Reden eine Tätigkeit und ist nicht das Handeln eine Folge vom Reden und Überlegen? Denn wenn wir nicht mit Überlegung handeln, so ist unser Tun unüberlegt und unvernünftig. Jede vernünftige Tat wird aber entsprechend dem Willen Gottes vollführt. „Und nichts ist ohne es geworden“,231 so heißt es, nämlich ohne das Wort Gottes. Oder hat nicht auch der Herr alles durch sein Wort gemacht?232

6. Es arbeiten aber auch die Haustiere, doch nur getrieben von dem Zwang der Furcht. Geraten aber nicht auch die sogenannten Orthodoxasten auf gute Werke, ohne zu wissen, was sie tun?233

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