Читать книгу Teppiche - Clemens von Alexandria - Страница 37
ОглавлениеXVI. Kapitel
74.
1. Aber nicht nur bei der Philosophie, sondern auch bei der Kunstfertigkeit sind Barbaren die Erfinder.399
2. So machten die Ägypter zuerst die Sternkunde unter den Menschen bekannt, in gleicher Weise aber auch die Chaldäer.400 Die Ägypter führten auch zuerst ein, Lichter anzuzünden, und teilten das Jahr in zwölf Monate ein; sie verboten, in Tempeln Geschlechtsverkehr mit Frauen auszuüben, und ordneten an, daß man nach dem Verkehr mit einem Weibe nicht ungewaschen Tempel betreten dürfe;401 die nämlichen sind auch Erfinder der Geometrie geworden.
3. Manche sagen, die Karer hätten es ersonnen, die Zukunft durch die Sterne zu erkennen.
4.Den Flug der Vögel beobachteten zuerst die Phryger, und die Opferkunde gestalteten zuerst die Tusker, die Nachbarn (der Einwohner) Italiens, aus.402
5. Die Isaurier und Araber bauten die Kunst der Vogelschau, die Einwohner von Telmessos (in Karien) ihrerseits die der Traumdeutung aus.
6. Die Tyrrhener erfanden die Trompete und die Phryger die Flöte; Phryger waren nämlich Olympos und Marsyas.
75.
1. Kadmos, der, wie Ephoros sagt, für die Griechen Erfinder der Buchstaben war,403 stammte aus Phönikien; deshalb heißen die Buchstaben, wie Herodotos schreibt,404 auch phönikische Zeichen; andere behaupten, daß Phöniker und Syrer zuerst Buchstaben erfunden haben.
2. Die Heilkunde erfand, wie man sagt, Apis, ein Ureinwohner von Ägypten, bevor Io nach Ägypten kam; später bildete Asklepios die Kunst weiter aus.
3. Der Libyer Atlas war der erste, der ein Schiff erbaute und das Meer befuhr.
4.Die Idäischen Daktylen Kelmis und Damnameneus erfanden zuerst die Eisengewinnung auf Kypros, und Delas, ein anderer Idäer, erfand den Erzguß; nach Hesiodos aber war der Erfinder ein Skythe.405
5. Ferner erfanden die Thraker zuerst die sogenannte Harpe (das ist ein gekrümmtes Schwert) und verwendeten zuerst kleine Schilde zu Pferde.
6. Ebenso erfanden die Illyrier den kleinen Schild, der Parme heißt.
7. Ferner sollen die Tuskaner die Bildhauerkunst erfunden406 und Itanos (er war ein Samnite) zuerst den großen (viereckigen) Schild angefertigt haben.407
8. Der Phöniker Kadmos legte zuerst einen Steinbruch an und richtete das Goldbergwerk am Pangäischen Gebirge ein.408
9. Ferner hat ein anderes Volk, die Kappadoker, das Nabla genannte Musikinstrument erfunden, ebenso wie die Assyrier das Dichordon, die Leier mit zwei Seiten.
10. Die Karthager ließen zuerst einen Vierruderer bauen, und Bospotos zimmerte ihn nach eigenem Plan.409
76.
1. Die Kolchierin Medeia, die Tochter des Aietes, ersann zuerst das Haarfärben.410
2. Ferner bearbeiteten die Noroper (das ist ein paionisches Volk, jetzt heißen sie Noriker) zuerst das Erz und läuterten das Eisen.
3. Und Amykos, der König der Bebryker, erfand zuerst die Faustkämpferriemen.411
4. In der Musik bildete der Myser Olympos aus Kunstliebe die lydische Tonart aus, und die sogenannten Troglodyten erfanden die Sambyke, ein (harfenartiges) Musikinstrument.
5. Ferner soll die Querpfeife der Phryger Satyros erfunden haben und ebenso das Trichordon (die dreisaitige Leier) sowie die diatonische Harmonie Agnis, der ebenfalls ein Phryger war.
6. Ebenso soll der Phryger Olympos das Spielen auf Saiteninstrumenten erfunden haben, wie Marsyas, der aus dem gleichen Land wie die Zuvorgenannten stammt, die phrygische, die mixophrygische und mixolydische Tonart, und der Thraker Thamyris die dorische.412
7. Die Perser ließen der Überlieferung nach zuerst Wagen, Speiselager und Fußschemel herstellen und die Sidonier zuerst ein Schiff mit drei Reihen Ruderbänken erbauen.
8. Die Sikeler, die nahe bei Italien wohnen, erfanden zuerst die Phorminx, die sich nicht viel von der Kithara unterscheidet, und die Klapper.
9. Unter dem ägyptischen König Semiramis413 sollen die Linnengewänder erfunden worden sein.
10. Und zuerst schrieb Briefe die Perserkönigin Atossa, wie Hellanikos erzählt.414
77.
1. All dies haben in ihren Schriften „Über Erfindungen“ berichtet Skamon von Mitylene,415 Theoprastos von Eresos,416 Kydippos von Mantonea,417 ferner Antiphanes,418 Aristodemos419 und Aristoteles,420 außerdem Philostephanos,421 aber auch der Peripatetiker Straton.422
2. Ich habe einiges wenige daraus angeführt, um eine richtige Vorstellung von der erfindungsreichen und das Leben fördernden Begabung der Barbaren zu geben, von denen die Griechen für ihre Hantierungen Nützliches gelernt haben.
3. Wenn aber jemand Ungünstiges von der Sprache der Barbaren sagt, so erinnere ich an das Wort des Anacharsis: „Für mein Gefühl sprechen alle Griechen skythisch.“423
4.Das ist der Mann, der bei den Griechen viel bewundert wurde, der sagte: „Meine Kleidung ist ein Wollmantel, meine Nahrung Milch und Käse.“424 Daran kannst du sehen, daß die Philosophie der Barbaren Werke zu lehren verheißt, nicht Worte.
78.
1. Der Apostel aber sagt: „So steht es auch mit euch: Wenn ihr mit eurer Sprache kein verständliches Wort von euch gebt, wie soll dann das Gesprochene verstanden werden? Ihr werdet einfach in den Wind reden. Es gibt wer weiß wie viele verschiedene Sprachen auf der Welt, und keine von ihren Arten ist ohne Worte mit einem bestimmten Sinn; wenn ich nun die Bedeutung eines solchen Wortes nicht kenne, so werde ich für den Sprechenden ein Fremdling sein und ebenso der Sprechende ein Fremdling für mich.“ Und: „Wer in Zungen redet, der bete darum, daß er es (auch) auslege.“425
2. Wirklich erst spät kam zu den Griechen die Unterweisung in der richtigen Verwendung der Worte und die Veröffentlichung des Gesprochenen durch die Schrift.
3. So verfaßte Alkmaion, der Sohn des Peirithoos, aus Kroton zuerst ein Buch über die Natur.
4. Nach den Angaben anderer gab zuerst Anaxagoras,426 der Sohn des Hegesibulos, aus Klazomenai ein Buch durch die Schrift an die Öffentlichkeit.427
5.Andererseits schuf Terpandros von Antissa zuerst Melodien zu den Gedichten428 und setzte die Nomen der Lakedämonier in Musik; Lasos von Hermione erfand den Dithyrambos, Stesichoros von Himera den Hymnos, Alkman von Lakedämon das Chorlied, Anakreon von Teos die Liebeslieder, Pindaros von Theben das Tanzlied, und Timotheos von Milet ließ zuerst Nomen im Chor und mit Kitharabegleitung singen.
79.
1. Ferner erfand den Iambos Archilochos von Paros, den Hinkiambos Hipponax von Ephesos, und die Tragödie Thespis von Athen, die Komödie Susarion von Ikaria.
2. Die Zeiten dieser Männer verzeichnen die Grammatiker; es wäre aber zu umständlich, diese Zeiten im einzelnen genau anzugeben, wenn doch alsbald gezeigt werden wird, daß Dionysos selbst, dem zu Ehren doch die Dionysischen Schauspiele stattfinden, jünger als Moses ist.429
3. Ferner soll die schulmäßige Beredsamkeit und die Stilunterschiede der Rhetorik erfunden und zuerst gegen Bezahlung die Verteidigung übernommen haben, indem er eine Gerichtsrede auf Bestellung verfaßte, Antiphon, der Sohn des Sophilos, aus Rhamnus, wie Diodoros sagt.430 Apollodoros von Kyme führte zuerst den Namen Grammatiker an Stelle von der (früheren) Bezeichnung Kritiker ein und ließ sich selbst Grammatiker nennen; einige sagen dies aber von Eratosthenes von Kyrene, weil dieser zwei Bücher mit dem Titel „Grammatisches“ herausgab. Grammatiker in dem Sinn, wie wir jetzt das Wort gebrauchen, wurde zuerst Praxiphanes, der Sohn des Dionysophanes, von Mitylene genannt.431
4. Zaleukos von Lokroi soll der Überlieferung nach zuerst Gesetze gegeben haben nach anderen Minos, der Sohn des Zeus, zur Zeit des Lynkeus.
5. Dieser lebte, wie wir nur wenig später zeigen werden,432 nach Danaos im elften Menschenalter nach Inachos und Moses.
6. Lykurgos, der viele Jahre nach der Einnahme von Ilion lebte, gibt hundert Jahre vor dem Beginn der Olympiadenzählung den Lakedämoniern Gesetze. Solons Zeit haben wir ja schon früher genannt.433
80.
1. Drakon aber, der gleichfalls Gesetzgeber war, lebte, wie feststeht, um die 39. Olympiade.434
2. Antilochos wiederum, der Verfasser einer Geschichte der Gelehrten, rechnet von der Zeit des Pythagoras bis zum Tode des Epikuros, der während des Archontats des Pytharatos, und zwar am 10.Gamelion, eintrat, im ganzen 312 Jahre.435
3. Ferner soll das epische Versmaß, den Hexameter, Phanothea, die Gattin des Ikarios, oder nach anderen Themis, eine der Titaniden, erfunden haben.
4. Didymos aber berichtet in seinem Werk über die Pythagoreische Philosophie, daß Theano von Kroton zuerst von allen Frauen Philosophie getrieben und Gedichte verfaßt habe.436
5. Nun erfaßt die griechische Philosophie, wie die einen sagen, durch Zufall die Wahrheit bis zu einem gewissen Grade, freilich nur undeutlich und nicht in vollem Umfange; wie aber andere behaupten, verdankt sie ihre Entstehung dem Teufel. Einige haben auch angenommen, daß gewisse untergeordnete Mächte die gesamte Philosophie eingegeben haben.437
6. Aber wenn auch die griechische Philosophie die Wahrheit nicht in ihrer ganzen Größe erfaßt und außerdem nicht die Kraft hat, die Gebote des Herrn zu erfüllen, so bereitet sie doch wenigstens den Weg für die im höchsten Sinn königliche Lehre, indem sie irgendwie zum Nachdenken veranlaßt, die Gesinnung beeinflußt und zur Aufnahme der Wahrheit geeignet macht.438