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XVIII. Kapitel

88.

1. Und von solchen Weisen sagt die Schrift: „Ich werde die Weisheit der Weisen zuschanden machen und den Verstand der Verständigen als wertlos erweisen.“467 Der Apostel fügt noch hinzu: „Wo ist ein Weiser? Wo ein Schriftgelehrter? Wo ein gelehrter Wortkämpfer dieser Welt?“468 Dabei nennt er zum Unterschied von den Schriftgelehrten die Gelehrten dieser Welt, nämlich die heidnischen Philosophen.

2. „Hat nicht Gott die Weisheit der Welt töricht gemacht?“469 Was gleichbedeutend ist mit: „als töricht erwiesen“ und als nicht wahr, wofür man sie hielt.

3. Und wenn du nach dem Grund ihres Weisheitsdünkels fragst, so wird die Schrift antworten: „Wegen der Verstocktheit ihres Herzens.“470 „Da die Welt in der Weisheit Gottes“, d.i. der durch die Propheten verkündigten, „durch die Weisheit“, die durch die Propheten sprach, „ihn“, nämlich Gott, „nicht erkannte, so beschloß dieser Gott, durch die Predigt der Torheit“, d.i. dessen, was den Griechen als Torheit erschien, „die Gläubigen zu retten.

4. Denn die Juden“, so heißt es, „verlangen Wunderzeichen“ zur Beglaubigung, „und die Griechen suchen Weisheit“, offenbar die sogenannten zwingenden Begründungen und die übrigen Schlußfolgerungen, „wir aber predigen Jesus Christus als den Gekreuzigten, der für die Juden ein Ärgernis ist“, weil sie, obwohl sie die Weissagung kennen, nicht an die Erfüllung glauben, „für die Griechen aber eine Torheit.“471

5. Denn die sich weise Dünkenden halten es für eine Fabel, daß durch einen Menschen ein Gottessohn rede und daß Gott einen Sohn habe und gar, daß dieser gelitten habe; infolgedessen verführt sie ihre vorgefaßte Meinung zum Unglauben.

6. Denn das Kommen des Herrn machte die Menschen nicht töricht und verstockten Herzens und ungläubig, sondern verständig und willig zu gehorchen und schließlich gläubig.

7. Durch die willige Hingabe der Gehorsamen wurden im Unterschied zu ihnen diejenigen, die nicht gehorchen wollten, als unverständig und ungläubig und töricht erwiesen.

8. „Für die Berufenen selbst aber, für Juden sowohl wie für Griechen, ist Christus Gottes Kraft und Gottes Weisheit.“472

89.

1. Soll man nicht vielleicht, was wohl auch besser ist, den Satz „nicht zur Torheit hat Gott die Weisheit der Welt gemacht“ für verneinend halten im Sinn von „er hat sie nicht zur Torheit gemacht“, damit ihre Verstocktheit nicht von Gott, der ihre Weisheit zur Torheit machte, verschuldet erscheine?473 Denn umgekehrt sind sie freilich dadurch, daß sie der Predigt nicht glaubten, obwohl sie weise waren, in größere Schuld geraten. Denn es stand bei ihnen, die Wahrheit zu wählen oder zu verwerfen.

2. Aber auch mit dem Wort „Ich werde die Weisheit der Weisen zuschanden machen“474 will der Herr sagen, daß er sie durch die Gegenüberstellung der verachteten und geringgeschätzten barbarischen Philosophie überstrahle, wie man von einer Lampe, die von der Sonne überstrahlt wird, sagt, sie sei zuschanden geworden, weil sie nicht mehr die gleiche Wirkung hervorbringt.

3. Während nun alle Menschen berufen worden sind, wurden doch nur diejenigen, die gehorchen wollten, „Berufene“ genannt.475 Denn „bei Gott gibt es kein Unrecht.“476 So sind denn auch die Gläubigen aus beiden Geschlechtern „das auserwählte Volk.“477

4. Und in der Apostelgeschichte kann man wörtlich finden: „Die nun sein Wort annahmen, wurden getauft“,478 während sich diejenigen, die nicht gehorchen wollten, selbstverständlich selbst davon ausschlossen.

90.

1. Zu diesen sagt die Weissagung: „Und wenn ihr wollt und auf mich hört, werdet ihr alles Gute, das das Land hervorbringt, essen.“479 Damit weist sie darauf hin, daß das Annehmen und das Ablehnen in unserer Macht liegt. „Gottes Weisheit“480 aber nannte der Apostel die auf den Herrn gegründete Lehre, um zu zeigen, daß die wahre Philosophie durch den Sohn übergeben wird.

2. Aber auch dem sich weise Dünkenden gelten einige Ermahnungen, nämlich die des Apostels, die gebieten, „den neuen Menschen anzuziehen, der nach Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Deshalb legt die Lüge ab und redet die Wahrheit! Gebt dem Teufel keinen Raum! Wer gestohlen hat, der soll nicht mehr stehlen, sondern sich vielmehr abmühen, um das Gute zu erarbeiten.“

3. Erarbeiten bedeutet, sich beim Suchen nach der Wahrheit abmühen, verbunden nämlich mit der vernünftigen Wohltätigkeit, „damit ihr dem Bedürftigen Anteil geben könnt“, sowohl an dem weltlichen Überfluß als auch an der göttlichen Weisheit.481

4. Denn er will, daß die Lehre verbreitet und das Geld, nachdem es sorgfältig auf seine Echtheit geprüft ist, auf die Bänke der Wechsler gelegt werde, damit sie es auf Zinsen ausleihen.482

5. Deshalb fährt er fort: „Kein häßliches Wort soll aus eurem Munde hervorgehen“, ein häßliches Wort ist das aus falschem Dünkel heraus gesprochene Wort, „sondern nur ein Wort, das zur Erbauung da, wo es not tut, nützlich ist, damit es den Hörern Segen bringe.“483 Da aber Gott gut ist, muß notwendig sein Wort gut sein. Wie sollte aber ein Wort, das Heil bringt, nicht gut sein?

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