Читать книгу Teppiche - Clemens von Alexandria - Страница 35
ОглавлениеXIV. Kapitel
59.
1. Die Griechen sagen, daß nach Orpheus und Linos und ihren ältesten Dichtern wegen ihrer Weisheit zuerst die sogenannten Sieben Weisen bewundert wurden. Von ihnen stammten vier aus Asien, Thales von Milet, Bias von Priene, Pittakos von Mitylene und Kleobulos von Lindos, zwei aus Europa, Solon von Athen und Chilon von Lakedaimon; als siebenten aber nennen die einen Periandros von Korinth, die andern den Skythen Anacharsis,
2. wieder andere den Epimenides von Kreta, den der Apostel Paulus in dem Brief an Titus mit folgenden Worten erwähnt: „Es sagte einer von ihnen selbst, ihr eigener Prophet, so: Lügner sind immer die Kreter, wie Tiere, nichtsnutzige Schlemmer. Und dieses Zeugnis ist wahr.“317
3. Siehst du, wie er auch den Propheten der Griechen ein Stück Wahrheit zugesteht und kein Bedenken trägt, in den Worten, die er zur Erbauung und zur Beschämung von irgend jemand spricht, auch griechische Dichter mitzuverwenden?
4. Wie er z.B. zu den Korinthern (denn jene Stelle ist nicht die einzige) über die Auferstehung der Toten spricht, verwendet er den iambischen Vers eines Tragikers; er sagt nämlich: „Was nützt mir das? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann lasset uns essen und trinken, denn morgen sterben wir.318 Laßt euch nicht irreführen! Die guten Sitten macht ein schlechter Umgang schlecht.“319
5. Andere haben den Akusilaos von Argos zu den Sieben Weisen gerechnet, wieder andere den Pherekydes von Syros. Und Platon setzt an die Stelle des Periandros, der wegen seiner Tyrannenherrschaft des Lobes der Weisheit nicht würdig sei, den Myson von Chen.320
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1. Daß nun die griechischen Weisen erst nach der Zeit des Moses gelebt haben, wird ein wenig später gezeigt werden.321 Aber schon jetzt müssen wir betrachten, daß ihre Philosophie der Art und Weise nach der hebräischen ähnlich und in Rätselworte gekleidet war.
2. Mit Vorliebe verwendeten sie kurze Sätze, eine Redeform, die besonders für Ermahnungen geeignet und sehr vorteilhaft ist. Schon Platon sagt, daß diese Redeweise in alter Zeit beliebt war, und zwar überhaupt bei allen Griechen, in besonderem Maße aber bei den Lakedaimoniern und Kretern, die die besten Gesetze hatten.322
3. Der Spruch „Erkenne dich selbst!“ stammt wie die einen annahmen, von Chilon; Chamaileon aber schrieb ihn in seinem Buch über die Götter dem Thales,323 Aristoteles der Pythia zu.324
4. Er bedeutet aber die Aufforderung, nach der Erkenntnis . Denn es ist nicht möglich, ohne die Kenntnis des Wesens des Ganzen die Teile zu erkennen. Demnach muß man sie Entstehung der Welt zu erforschen suchen, wodurch es möglich werden wird, auch das Wesen des Menschen zu verstehen.
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1. Ferner führt man gleichfalls auf Chilon von Lakedaimon den Satz zurück: „Nichts zu sehr!“ Aber Straton in seinem Buch über Erfindungen schreibt den Ausspruch dem Sodamos von Tegea zu,325 und Didymos legt ihn dem Solon bei, wie allerdings dem Kleobulos den Satz: „Maß ist das Beste“.326
2. Der Satz „Bürgerschaft und nahe dabei Unheil“ ist, wie Klemomemes in seiner Schrift über Hesiodos sagt, schon vorher von Homer in folgendem Vers ausgesprochen worden: „Schwach ist die Sicherheit, welche die Bürgschaft für Schwache verbürget.“327 Aristoteles und seine Schüler meinen, daß der Satz von Chilon stamme,328 während Didymos behauptet, die Mahnung rühre von Thales her.329
3. Was dann den folgenden Spruch betrifft, „Alle Menschen sind schlecht“ oder „Die meisten Menschen sind schlecht“ (in doppelter Form wird nämlich der gleiche Ausspruch überliefert), so sagen Sotadas von Byzanz und die von ihm Abhängigen, daß er dem Bias gehöre; sie erklären auch, daß der Satz „Übung bewältigt alles“ von Periandros stamme, und in gleicher Weise, daß die Mahnung „Erkenne den richtigen Standpunkt“ Eigentum des Pittakos sei.
4. Jener Solon gab den Athenern und Pittakos den Mitylenäern Gesetze; erst spät aber nannte sich Pythagoras, der Schüler des Pherekydes, als erster einen Philosophen.330
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1.331 In der Philosophie sind nun nach den Genannten Männern drei Schulen entstanden, benannt nach den Gegenden, die ihre Heimat waren, die Italienische, ausgehend von Pythagoras, die Ionische, von Thales, die Eleatische, von Xenophanes.
2 Von ihnen war Pythagoras, der Sohn des Mnesarchos, ein Samier, wie Hippobotos sagt, wie aber Aristoxenos in seinem Leben des Pythagoras332 und Aristarchos333 und Theopompos334 sagen, ein Tyrrhener, dagegen nach der Angabe des Neanthes335 ein Syrier oder ein Tyrier, so daß nach den Angaben der meisten Pythagoras seiner Herkunft nach ein Nichtgrieche (Barbar) war.
3. Aber auch Thales war, wie Leandros336 und Herodotos337 erzählen, ein Phönizier, wie aber einige andere angenommen haben, ein Milesier.
4. Dieser scheint nur338 mit den Propheten der Ägypter zusammengekommen zu sein; aber als Lehrer von ihm wird niemand erwähnt, ebenso wenig von Pherekydes von Syros, dessen Schüler Pythagoras wurde.339
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1. Aber diese philosophische Schule, die des Pythagoras, die Italienische, verfiel allmählich in der italienischen Stadt Metapontion.
2. Auf Thales aber folgt Anaximandros, der Sohn des Praxiadas, von Milet, auf diesen Anaximenes, der Sohn des Eurystartos, von Milet, nach ihm Anaxagoras, der Sohn des Hegesibulos, aus Klazomenai. Dieser überführte die Schule aus Ionien nach Athen.340
3. Auf ihn folgt Archelaos, dessen Hörer Sokrates wurde. „Aber ein Steinmetz wich aus der Bahn, von Gesetzlichkeit redend, Und so die Griechen bezaubernd.“341 So sagt Timon in den Sillen, weil sich Sokrates von der Naturphilosophie zur Sittenlehre wandte.
4. Ein Hörer des Sokrates, Antisthenes, begründete die Kynische Schule, ein anderer, Platon, zog sich in die Akademie zurück.
5. Nachdem er bei Platon Philosophie getrieben hatte, siedelte Aristoteles in das Lykeion über und wird Gründer der Peripatetischen Schule. Auf ihn folgt Theophrastos, auf diesen Straton, auf diesen Lykon, dann Kritolaos, dann Diodoros.
6. Auf Platon aber folgte Speusippos, auf diesen Xenokrates, auf ihn Polemon. Polemons Hörer waren Krates und Krantor, mit denen die von Platon begründete Alte Akademie ihr Ende erreichte. Krantors Schüler war Arkesilaos; von ihm bis Hegesinus blühte die Mittlere Akademie.
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1. Dann folgen auf Hegesinus Karneades und die übrigen der Reihe nach. Dagegen des Krates342 Schüler wird Zenon von Kition, der Begründer der stoischen Schule. Auf diesen folgt Kleanthes, auf diesen Chrysippos und die Späteren.
2. Die Eleatische Schule begründet Xenophanes von Kolophon, der nach der Angabe des Timaios343 zur Zeit Hierons, des Herrschers von Sizilien, und des Dichters Epicharmos lebte, nach der des Apollodoros344 aber in der 40. Olympiade345 geboren wurde und bis in die Zeiten des Dareios und Kyros hinein am Leben blieb.346
3. Des Xenophanes Hörer wird nun Parmenides, dessen Zenon, dann Laukippos, dann Demokritos.
4. Des Demokritos Hörer sind Protagoras von Abdera und Metrodoros von Chios,347 des letzteren Diogenes von Smyrna, dessen Anaxarchos, dessen Pyrrhon, dessen Nausiphanes. Des letzteren Schüler wurde, wie einige sagen, Epikuros.
5. Dies ist im Auszug die Reihenfolge der griechischen Philosophen; im Anschluß daran sind die Zeiten der Begründer ihrer Philosophie zu nennen, damit wir dann vergleichen und beweisen können, daß die hebräische Philosophie um viele Geschlechterfolgen älter ist.
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1. Nun ist über Xenophanes, den Begründer der Eleatischen Philosophie, bereits gesprochen;348 was aber Thales betrifft, so sagte er, wie Eudemos in seiner Geschichte der Astrologie berichtet,349 jene Sonnenfinsternis voraus, die zu der Zeit eintrat, als die Meder unter dem König Kyaxares, dem Vater des Astyages, und die Lyder unter dem König Alyattes, dem Vater des Kroisos, in einer Schlacht miteinander handgemein wurden. Mit Eudemos stimmt auch Herodotos in seinem ersten Buch überein.350 Es war dies aber um die Zeit der 50. Olympiade.351
2. Bei Pythagoras aber steht fest, daß er zur Zeit des Tyrannen Polykrates um die 62. Olympiade lebte.352
3. Als ein Schüler Solons wird Mnesiphilos genannt, in dessen Schule Themistokles ging.353 Demnach fällt die Blütezeit Solons in die 46.Olympiade.354
4. Ferner überredete Herakleitos, der Sohn des Blyson, den Tyrannen Melankomas, seine Herrschaft niederzulegen. Dieser schlug die Einladung des Königs Dareios, nach Persien zu kommen, aus.355