Читать книгу Leise Wut - Cornelia Härtl - Страница 13
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Оглавление»Sie schon wieder!« Herr Buckpesch klang nicht erfreut.
»Ach, Frau Borowski«, piepste seine Frau und drängelte sich an ihm vorbei zur Tür. »Kommen Sie rein. Ich habe gerade frischen Kaffee aufgesetzt.«
Lena ignorierte den unwilligen Blick des Mannes und folgte seiner Frau in die Wohnung. Klein war sie und vollgestopft mit Möbeln, die mehr Raum benötigt hätten. Aber alles war picobello, sauber und wesentlich aufgeräumter als Lenas eigene Wohnung.
»Sie kommen sicher wegen Angelika«, begann die ältere Frau das Gespräch, kaum dass sie das Wohnzimmer betreten hatten.
Lena ließ sich auf ein geblümtes Sofa sinken. »Es lässt mir einfach keine Ruhe.«
Frau Buckpesch nickte, sie sah traurig aus. »Wir machen uns ebenfalls Vorwürfe. Aber wir haben die Nachbarn doch gehört. Sie haben am Samstagabend das Haus verlassen. Angelika hatte den Urlaub angekündigt. Gefreut hat sie sich. Ein bisschen im Meer baden, das täte Toby ganz gut. Und sie wollte mal was anderes sehen als immer nur das hier.« Sie unterstrich ihre Worte mit einer vielsagenden Geste. »Ihr Freund hat ihr die Reise spendiert, erzählte sie mir. Sie selbst hatte ja kein Geld. Die Streitereien …«, sie zog die Schultern hoch und ließ sie wieder fallen, »die waren doch an der Tagesordnung.«
»Kennen Sie den Mann, mit dem Ihre Nachbarin zusammen war?« Lena hatte nachgerechnet. Sie war fast ein dreiviertel Jahr nicht mehr zuständig für Frau Kiewitz. Damals war die Frau Single gewesen.
»Hm«, machte ihr Gegenüber und warf einen unsicheren Blick zu ihrem Mann hinüber.
»Wir wollen in nichts hineingezogen werden«, brummte der. Eine betretene Stille trat ein, die durch die Türklingel durchbrochen wurde. Herr Buckpesch verschwand und zog die Tür bis auf einen Spalt hinter sich zu.
»Frau Buckpesch, ich brauche Ihre Hilfe«, sagte Lena leise. »Wie Sie wissen, war ich einige Jahre die zuständige Sozialarbeiterin im Jugendamt. Jetzt ist ein kleiner Junge tot, dessen Mutter mich kurz zuvor noch angerufen hat und ich habe keine Ahnung, was genau geschehen ist.« Sie blickte kurz zur Tür, von draußen war lebhaftes Gemurmel zu hören.
»Man hat mich vom Dienst suspendiert.«
»Ach herrje!« Frau Buckpesch hob die Pergamenthände an den Mund und sah Lena mitfühlend an. »Aber Sie können doch nichts dafür.«
»Leider ist die Situation im Moment etwas unübersichtlich.«
Herrn Buckpeschs Stimme hob sich, offensichtlich war er verärgert.
»Der Freund, er hatte ebenfalls ein Kind«, flüsterte die ältere Frau nun hastig. »Auch ein kleiner Junge, ungefähr in Tobys Alter. Das hat mir Angelika erzählt. Der Mann selbst war eher unauffällig. Aber er fuhr ein großes Auto. Einen Chevrolet, sagt mein Mann.«
Der schlug nun gerade draußen jemandem lautstark die Tür vor der Nase zu.
»Reporterpack!«, schimpfte er verärgert, als er zurück ins Zimmer kam. »Wollten mich doch tatsächlich über unsere Nachbarin ausquetschen.«
Er ließ sich in den Sessel neben dem seiner Frau fallen und musterte Lena auf einmal neugierig. »Die Kerle wollten wissen, ob das Jugendamt sich um die Familie gekümmert hat.«
Lena schloss kurz die Augen. »Woher wissen die denn schon Bescheid?« Sie selbst hatte erst vor einer knappen Stunde von den Geschehnissen erfahren.
»Schmeißfliegen. Die haben ihre Quellen und Methoden«, ließ Herr Buckpesch sie wissen. Augenscheinlich gehörten Reporter für ihn in eine ähnliche Kategorie wie Beamte und Polizisten.
»Wer hat die beiden gefunden?«, fragte Lena.
»Ramona. Ein Mädchen aus der Nachbarschaft. Die hatte einen Schlüssel. Wegen der Post. Und Tobys Hamster.«
Wie sich herausstellte, kannten die Buckpeschs den Teenager nicht. Doch als das Mädchen am Vortag die Wohnung betreten hatte, um den Hamster zu füttern, war sie angesichts dessen, was sie dort vorfand, schreiend auf den Gang gerannt.
»Die war so durch den Wind, die konnte nicht mal mehr den Notruf wählen. Das mussten wir dann tun«, brummte Herr Buckpesch.
»Die Polizisten haben auch uns vernommen«, fuhr seine Frau fort.
»Befragt. Lediglich befragt.«
Lena brummte der Kopf. Das ältere Ehepaar hatte also einen heftigen Streit gehört, danach aber angenommen, dass sowohl Angelika und Toby Kiewitz als auch ihr neuer Freund mit seinem Sohn gemeinsam zu einer Urlaubsreise aufgebrochen waren.
»Wohin sollte es denn gehen? Wissen Sie das?«
Die beiden schüttelten zunächst den Kopf, bevor ihnen doch noch etwas einfiel.
»Mallorca? Ich glaube, es war Mallorca«, meinte er.
»Nein, etwas, das so ähnlich klang«, meinte sie.
»Ist auch egal. Sie ist ja nicht gefahren. Womöglich wollte sie nach dem Streit nicht mehr.«
»Vielleicht hat er sie verlassen und ist alleine weggefahren. Und deshalb hat die Angelika sich umgebracht.«
Die beiden fingen nun an, alle möglichen Szenarien durchzuspielen. Lena ahnte, dass das Gespräch sie nicht mehr weiterbringen würde, und verabschiedete sich. Es gab noch jemanden, mit dem sie dringend sprechen musste.