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POSITIVER UND NEGATIVER STRESS
ОглавлениеDie Wirkungen dieses Überlebensprogramms erlebte ich nicht nur an diesem Augusttag 2008, sondern in meiner Zeit als Leistungssportler bei jedem Wettkampf am eigenen Körper. Ich habe ihn geliebt, diesen Adrenalinkick – und ich genieße ihn immer noch: beim Sport, bei Vorträgen, bei der Arbeit in meinem eigenen Unternehmens. Die sogenannten Stresshormone verschaffen uns Momente, in denen wir über uns hinauswachsen. Wir können plötzlich ungeahnte Kräfte mobi lisieren, sind doppelt so aufmerksam wie sonst, haben alles im Blick und können uns mühelos auf die vor uns liegende Herausforderung konzentrieren.
BELIEBTE IRRTÜMER ÜBER STRESS
»STRESS MUSS MAN BEKÄMPFEN.«
Schon die Formulierung klingt anstrengend – und irgendwie ein bisschen paradox. Kampf ist schließlich purer Stress! Wie wäre es denn damit, die positive Energie von Stress für die eigenen Ziele zu nutzen und gleichzeitig die negative Energie rauszunehmen? Das geht tatsächlich. Und macht das Leben viel entspannter.
Diese Reaktion auf äußere Reize, die ursprünglich einmal das Überleben gesichert hat, das ist Stress. Das englische Wort Stress (abgeleitet vom lateinischen »stringere« – straff ziehen, anspannen) bedeutet übersetzt ja nichts anderes als Druck oder Anspannung und ist damit erst mal ziemlich wertneutral. Anspannung kann eben sowohl zu bestandenen Prüfungen führen als auch zu schlaflos durchgrübelten Nächten. In der Wissenschaft unterscheidet man deshalb oft zwischen Eustress (positivem Stress, von der griechischen Vorsilbe εὖ – gut, leicht) und Distress (negativem Stress, von der griechischen Vorsilbe δύς, die schlecht bedeutet).
Positiver Stress ist das, was ich in meinen ersten zwanzig Lebensjahren erlebte: Ab der dritten Klasse spielte ich Wasserball. Mit sechzehn trainierte ich jeden Abend, zweimal in der Woche sogar noch zusätzlich vor der Schule, und hatte an den Wochenenden Spiele. Die Schule fiel mir leicht, nach dem Abitur fing ich an, neben dem Leistungssport Psychologie zu studieren und jobbte außerdem bei einem Investor. All das fühlte sich nicht anstrengend an, sondern vollkommen natürlich. Es passte zu mir. Die Erfahrung, die ich in diesen Jahren verinnerlichte, lautete: Wenn ich etwas erreichen will, muss ich mich nur anstrengen. Wenn ich es noch nicht erreicht habe, dann habe ich mich noch nicht genug angestrengt. Ich lebte auf Adrenalin – ein super Gefühl.
Bis ich mit einundzwanzig auf einmal den negativen Stress kennenlernte. Bis jetzt war alles bestens gelaufen: Ich war als Kapitän meines Wasserballteams dreimal deutscher Jugendmeister geworden und hatte jahrelang in der deutschen Junioren-Nationalmannschaft gespielt. Im Männerbereich spielte ich in der 1. Bundesliga und führte mein Team als Kapitän in den Europapokal – zu diesem Zeitpunkt der größte Erfolg der Vereinsgeschichte. Das Studium lief, der Nebenjob machte mir Spaß – und plötzlich hatte ich keine Energie mehr. Ich schlief schlecht, konnte mich kaum konzentrieren und spürte nichts mehr von der gewohnten Lust, mich immer weiter zu pushen. Stattdessen empfand ich Angst und Leere. Meine Leistungen sackten ab, im Sport genau wie im Studium. Ich erkannte mich selbst nicht mehr wieder. Was passierte da mit mir?
DAGMAR FRAGT JACOB
»Manche Menschen lassen sich von den Gedanken stressen, dass es bei einer Einladung unhöflich wäre, nicht aufzuessen – auch wenn sie eigentlich schon satt sind. Wie kommt man aus diesem Dilemma heraus?«
Wenn ich für jemand anders gekocht habe, und der lässt etwas auf dem Teller liegen, weil er satt ist – würde ich mir wünschen, dass er (oder sie) sich überfrisst? Mit diesem Gedankenspiel kann man sich meistens klarmachen, dass die Angst vor der vermeintlichen Unhöflichkeit unbegründet ist.
Und wie immer gilt: offen kommunizieren! »Das war sehr lecker, aber ich kann nicht mehr essen, weil ich sonst Magenschmerzen bekäme.« Wer könnte dagegen wohl etwas einwenden?