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APPETIT ODER HUNGER?

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Der pawlowsche Hund ist im Allgemeinwissen fest verankert: Der Verhaltensforscher Pawlow fütterte seinen Hund jeden Tag pünktlich beim Glockenläuten. Das prägte sich dem Hund so stark ein, dass er beim Bimmeln auch ohne Fütterung mit Speichelfluss reagierte.

Außenreize können also so mächtig sein, dass sie die Rolle der inneren Stimme übernehmen oder sie übertönen. Wenn nach einem üppigen Essen in einem guten Restaurant ein Dessertwagen präsentiert wird, dann ist von Hunger keine Rede. Doch den Appetit wecken sie, die dekorativen Törtchen! Auch der Duft, den Blitzbäckereien oder der Bratwurststand verströmen, appelliert an unsere Sinne. Appetit entsteht, wenn genussvolle Assoziationen geweckt werden – unabhängig davon, ob denn tatsächlich ein Bedarf besteht. Werbung arbeitet damit, die Gastronomie und letzten Endes auch Fast-Food-Restaurants. Übergewichtige Menschen scheinen eher von diesen Außenreizen abhängig zu sein als Schlanke. Das lassen zumindest einzelne Studien vermuten.

Kalifornische Forscher des Human Nutrition Research Centers untersuchten die Neurophysiologie des Stressessens. Im Labor wurden Testpersonen mit unterschiedlicher Stressbelastung 500 unterschiedliche Bilder präsentiert: teilweise von gesunden, kalorienarmen Lebensmitteln, dann von süßen, eher fetten Snacks – und von Alltagsgegenständen, die nichts mit Essen zu tun hatten. Dabei wurde mithilfe von Magnetresonanztomografie die Signalwege im Gehirn abgebildet. Die Forscher fanden heraus, dass Personen mit hoher Stressbelastung ganz andere Gehirnaktivitäten zeigten als die weniger gestresste Gruppe.

Wenn die Gestressten Bilder von Kalorienbomben sahen, war die Gehirnregion, die mit Selbstkontrolle zu tun hat, fast ausgeschaltet. Eine erhöhte Aktivität fand sich dagegen im Gehirnteil, der für Emotionen zuständig ist (Amygdala). Wer unter starkem Stress leidet, der ist wohl besonders empfänglich für süßes, fettes Junkfood.


JACOB FRAGT DAGMAR

»Wenn ich zwischendurch Hunger bekomme: Woran kann ich erkennen, ob dieses Gefühl wirklich Hunger ist?«

Hunger baut sich langsam auf und ist tatsächlich eher in unserer Leibesmitte lokalisiert. Appetit kommt plötzlich – oft ausgelöst durch Düfte, ein appetitliches Gericht, Erinnerungen – durch äußere Reize. Er ist eher im Mundbereich lokalisiert – das Wasser läuft uns im Mund zusammen. Appetit kann man auch bekommen, wenn man vor Kurzem erst gegessen hat.

Wie können Sie feststellen, ob’s nun echter Hunger oder »nur« Appetit ist? Hören Sie in sich hinein – es ist ein anderes Gefühl, ob der Bauch gut gefüllt ist, oder darin hungrige Leere herrscht.

Richtiger Hunger tritt erst mehrere Stunden nach der letzten Mahlzeit auf – Appetit dagegen ist ziemlich unabhängig davon, wann Sie was gegessen haben. Hunger strahlt vom oberen Bauchbereich aus – der Appetit dagegen beginnt im Mundbereich: Das Wasser läuft uns buchstäblich im Mund zusammen. Richtiger Hunger beginnt langsam und wächst, wenn er nicht gestillt wird – Appetit dagegen ist urplötzlich da. Hunger verschwindet, wenn man satt ist, und hinterlässt ein Gefühl der Zufriedenheit. Appetit dagegen bleibt auch bei Sättigung bestehen. Wer ihm nachgibt, fühlt sich danach eher schuldig und schämt sich. Mit anderen Worten: Hunger ist ein klares Körpersignal, Appetit hat oft viel tiefer liegende, seelische Ursachen. Psychologen sprechen dabei auch von emotionalem Hunger.

Appetit ist unabhängig vom wirklichen Kalorienbedarf.


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