Читать книгу Macht euch die Erde untertan - Daniel Headrick - Страница 67

Mesopotamien und die Levante

Оглавление

Mesopotamien war seit Jahrtausenden bewohnt, bewässert und kultiviert worden, doch das schützte es nicht davor, von mächtigen Staaten noch stärker verändert zu werden. Die Sassaniden, die Persien, Mesopotamien und die umliegenden Regionen von 224 bis 651 n. Chr. regierten, waren sehr daran interessiert, die Landwirtschaft in ihrem Reich zu entwickeln. Das bedeutete eine Ausweitung der bewässerten Gebiete. In den hügeligen Gebieten Westpersiens war Wasser wertvoller als Land und wer das Wasser kontrollierte mächtiger als die Landbesitzer. Die Sassaniden bewässerten die Flusstäler des Helmand und des Amu Darya in Zentralasien. Die Regierung und wohlhabende Männer ließen Tunnel namens Qanats errichten, manche mehrere Kilometer lang, die Wasser aus entfernten Gebirgen auf trockenes Land brachten.6 Auf der mesopotamischen Ebene ließen die Sassanidenkönige große Projekte durch Kriegsgefangene ausführen, die aus anderen Gegenden umgesiedelt worden waren. Unter Führung einer starken zentralisierten Bürokratie bauten sie fünf große Dämme und erweiterten die Kanalsysteme von Nahwaran und Katul al-Kisrawi.7 Das erlaubte den Bauern, im Winter Weizen und Gerste und im Sommer Baumwolle, Reis und Zuckerrohr anzubauen. Durch die Ausweitung des bewässerten Gebiets des Diyala-Beckens nördlich von Bagdad verwandelten sie es in eine fruchtbare Agrarregion von 8000 Quadratkilometern. Unter der Sassanidenherrschaft wuchs die Bevölkerung Mesopotamiens auf 5 Millionen an, was erst im 20. Jahrhundert wieder erreicht wurde.8

Die Schaffung einer so ausgedehnten artifiziellen Umwelt hatte aber auch einen Preis. Große und komplexe Bewässerungssysteme mussten ständig instand gehalten werden, weshalb das Regime hohe Steuern und Fronarbeit von der Bevölkerung fordern musste. Außerdem waren diese Systeme nicht nachhaltig. Die Bewässerung durstiger Pflanzen wie der Baumwolle ließ den Grundwasserspiegel steigen und bewirkte die Verschlammung von Kanälen und die Vernässung und Versalzung des Bodens. Als die Baumwolle den Boden seiner Nährstoffe beraubte, gingen die Erträge zurück. Im Jahr 608 erreichte die Beulenpest Mesopotamien und kehrte 627 zurück, was die Bevölkerung dezimierte wie auch die Steuereinnahmen senkte, die zur Instandhaltung von Kanälen und anderen Bewässerungsanlagen gebraucht wurden. 628 führte eine große Überflutung dazu, dass der Tigris sein Bett verschob und Teile des Bezirks zu Sümpfen oder Salzwüste machte. Der Mangel an Arbeitskräften führte zur Vernachlässigung von Kanälen, Stauwehren und Deichen. Die Hälfte der besiedelten Fläche des Dyala-Beckens wurde aufgegeben. Die Sassanidenherrschaft wurde brüchig, „ein kopfloser, schwankender Organismus ohne den Willen oder die Fähigkeit, das Landwirtschaftssystem zu erhalten, auf dem sein Wohlstand beruhte.“9 Gleichzeitig führten die Sassaniden häufige und kostspielige Kriege gegen ihre Nachbarn. Als 632 plündernde Stämme aus Arabien erschienen, war das Reich zu schwach, um ihnen zu widerstehen.

Macht euch die Erde untertan

Подняться наверх