Читать книгу Macht euch die Erde untertan - Daniel Headrick - Страница 65

Bevölkerung und Urbanisierung

Оглавление

Obwohl die Bevölkerungsstatistik für die Antike allenfalls begründete Vermutungen abgeben kann, haben einige Demografen geschätzt, dass die Weltbevölkerung um 10 000 v. Chr., bevor die Domestizierung der Pflanzen begann, bei rund 6 Millionen lag. Bis 1200 v. Chr. war sie wegen der größeren Nahrungsmenge, die der Ackerbau produzierte, auf 100 Millionen gewachsen. Um die Zeitenwende hatte sie sich erneut auf über 200 Millionen verdoppelt. Dann begann ein langes und sehr unregelmäßiges Absinken bis 700 n. Chr., und erst um 1000 erholte die Zahl sich wieder. Sie begann wieder zu steigen und erreichte 1500 über 250 Millionen.1

Anders gesagt, die menschliche Besiedlungsdichte schwankte bei Jägern und Sammlern von 0,01 bis 0,9 Menschen pro Quadratkilometer, bei nomadischen Hirten von 0,8 bis 2,7, bei den Bauern der Jungsteinzeit von 10 bis 60 und bei den traditionellen Bauern der Hochkulturen bei 100 bis 950 Menschen pro Quadratkilometer.2 Damit spiegelte die wachsende Bevölkerung die Ausbreitung des traditionellen Ackerbaus auf Kosten von Hirten und neolithischem Ackerbau wider.

Statt sich gleichmäßig über die Landschaft zu verteilen, war die Bevölkerungsdichte zivilisierter Gesellschaften sehr ungleichmäßig, von sehr dünn besiedelten Wäldern, Gebirgen und Steppen zu kleinen und großen Städten voller Menschen. Demografen haben geschätzt, dass es 1360 v. Chr. nur eine Stadt mit mehr als 100 000 Einwohnern gab: Theben in Ägypten. Um 100 v. Chr. war die Zahl auf 16 gestiegen, danach schwankte sie von 8 bis 15 und stieg bis 1000 n. Chr. auf 18. Danach stieg sie bis 1150 auf 25 und schwankte bis 1500 zwischen 19 und 23.3 Die Zahl der Städte mit über 50 000 und über 250 000 Einwohnern schwankte ähnlich.

Wachstum wie Schwankungen der Stadtbevölkerungen war eng mit dem Handel verknüpft, denn dieser brachte das Holz und den Stein, aus denen Städte gebaut wurden, und die Nahrung, um die große Zahl ihrer Bewohner zu ernähren. Auf dem Wasser ließen sich solche Güter billig über weite Strecken transportieren. Es überrascht also nicht, dass die meisten großen Städte am Wasser lagen oder dort – wie im Fall Chinas –, wo ein Kanal einen schiffbaren Fluss ersetzen konnte.

Städte brauchten aber mehr als Zugang zu billigem Transport auf dem Wasser. Die Nahrung, die sie importierten, musste lagerfähig sein; nur Feldfrüchte, die sich lagern ließen, wie Gerste und Weizen im Nahen Osten und im Mittelmeerraum oder Reis in Ostasien, konnten von einer Ernte zur nächsten Grundlage des städtischen Lebens und damit der Kultur sein. (In Südamerika spielten diese Rolle getrockneter Mais und gefriergetrocknete Kartoffeln.) In Neuguinea, Äquatorialafrika und anderen tropischen Regionen pflanzten Bauern Hackfrüchte wie Jams und Cassava an oder Früchte wie Bananen und Kochbananen, die sich nicht weit transportieren ließen und nach der Ernte nicht lange hielten. Aus diesem Grund bauten die Bewohner dieser Regionen auch nach Jahrtausenden der Landwirtschaft keine Städte und erschufen keine Staaten und Reiche.4

In Regionen, wo lagerfähige Feldfrüchte wuchsen, bezahlten die Städte ihre Importe mit Handwerksprodukten oder – im Fall von Hauptstädten – mit Schutz und Verwaltung. Athen wuchs am schnellsten im 5. Jahrhundert v. Chr., als es auf der Höhe seiner Macht stand. Alexandria wuchs im 1. Jahrhundert v. Chr. auf über 300 000 Einwohner, Rom im 2. Jahrhundert n. Chr. auf etwa eine Million. Die chinesischen Städte wuchsen und schrumpften mit dem politischen Schicksal des Landes, aber um 1100 n. Chr. besaß es fünf Städte mit über einer Million Einwohnern.5

Macht euch die Erde untertan

Подняться наверх