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Frühe Kulturen

Im Verlauf Hunderter oder sogar Tausender von Jahren wurde die Landschaft dort, wo der Boden gut und das Klima für domestizierte Pflanzen günstig war, allmählich von jungsteinzeitlichen Dörfern und Feldern übersät. In vielen Gebieten war Regen der wichtigste Faktor für die Landwirtschaft. Zu viel oder zu wenig Regen oder Regen zur falschen Jahreszeit konnte die Ernte ruinieren. Es überrascht nicht, dass Bauern sich gern an Flüssen, Seen und Feuchtgebieten ansiedelten, wo sie weniger von den Launen des Wetters abhängig waren und Menge und Zeitpunkt der Bewässerung kontrollieren konnten. Sobald sie gelernt hatten, das Wasser zu kontrollieren, wurden sie mit größeren Erträgen belohnt als auf regenbewässerten Feldern, ernteten oft mehr, als sie für den Eigenbedarf brauchten. Der Überschuss, der gelagert werden konnte, half ihnen über magere Zeiten hinweg oder erlaubte es, größere Familien zu ernähren.

Doch der Überschuss konnte von den Bauern auch zu Menschen gebracht werden, die keine Landwirtschaft betrieben, sondern andere Arbeiten verrichteten, wie den Schutz der Gemeinschaft vor Angriffen, das Abhalten religiöser Rituale, den Bau von Monumenten oder die Herstellung von Waren, die die Bauern nicht selbst herstellen konnten. Letztlich hingen komplexe Gesellschaften – traditionell Kulturen oder Zivilisationen genannt – davon ab, dass Bauern mehr Lebensmittel produzierten, als sie zum Überleben brauchten, vor allem Lebensmittel, die sich lange lagern ließen. Die ersten komplexen Gesellschaften sind „Flusstalkulturen“ genannt worden und entwickelten sich an Orten, wo es wenig Regen, aber reichlich Flusswasser gab. In Mesopotamien, Ägypten, dem Indus-Tal und an der Westküste Südamerikas entwickelten sich komplexe Gesellschaften, in denen Bauern künstliche Bewässerung praktizierten. In anderen Gebieten wie Zentralmexiko oder den Anden konnten flache Seen oder Feuchtgebiete in der Trockenzeit als Anbaufläche dienen. Anderswo wiederum, etwa im Südwesten der USA, gab es Quellwasser für die Feldfrüchte in der Trockenzeit.

Wasserkontrolle gab es in unterschiedlicher Form auch außerhalb von Flusstälern. In relativ flachen Ebenen, wo ein Fluss das Land vor der Aussaat überschwemmte, bauten Bauern niedrige Deiche, um das Wasser festzuhalten, bis der Boden ganz vollgesogen war. Wo ein Fluss auf derselben Höhe wie das Land oder höher entlang floss, gruben sie Kanäle, um Wasser zu ihren Feldern zu leiten. An Hügeln bauten sie Terrassen, um das Abfließen und die Bodenerosion zu verhindern. Wo ihre Felder von Überflutung bedroht waren, gruben sie Entwässerungsgräben oder legten die Felder über dem Wasserpegel an. Und in Regionen mit regelmäßigen Trocken- und Regenzeiten, die nicht den Bedürfnissen der Pflanzen entsprachen, bauten sie Speicher, um das Wasser zu sammeln, bis es gebraucht wurde. In all diesen Fällen waren Bauern nicht länger auf den Regen angewiesen, sondern hatten gelernt, durch die Manipulation der Natur viel höhere Erträge zu erzielen. Trotz ihrer Arbeit und ihres Erfolgs waren solche Bauern aber immer noch den Launen der Natur ausgeliefert. Flüsse, Seen und Quellen waren nicht verlässlich; sie konnten den Bauern und den Kulturen, die von ihnen abhingen, immer noch Schaden durch Dürren und Überflutungen zufügen.

Die Entwicklung wasserregulierender Kulturen in verschiedenen Teilen der Welt geschah keineswegs gleichzeitig, denn sie hing von den Pflanzen ab, die in der jeweiligen Region kultiviert wurden, den Feldfrüchten, die Bauern anbauten, und den Umweltbedingungen, die sie vorfanden. In Mesopotamien geschah das vor 6000 Jahren, in Teilen Amerikas vor weniger als 2000 Jahren. Diese Zeitdifferenz spiegelt Unterschiede in Klima und Topografie wider, aber auch den verschiedenartigen Charakter der Pflanzen, die Menschen vorfanden, und die viel längere Zeit, die für die Kultivierung der amerikanischen Pflanzen im Vergleich zu denen der östlichen Hemisphäre nötig war.

Macht euch die Erde untertan

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