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Die Folgen

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Der Klimaschock von 535 bis 537 und die darauffolgende Pest hatten weitreichende Folgen für den Mittelmeerraum, für Europa und für den Nahen Osten. Kurz vor diesen Ereignissen hatte Justinian 533 einen großen Feldzug gestartet, um das Weströmische Reich von den Germanen zurückzuerobern. Fast hätte er Erfolg gehabt. Sein Feldherr Belisarius besiegte rasch die Vandalen und verleibte Nordafrika dem Oströmischen Reich ein. Dann marschierte Belisarius in Italien ein und führte 535–554 verlustreiche Kämpfe gegen die Ostgoten.

Die Stadt Rom hatte zwar seit der Blütezeit des Imperiums stark an Bedeutung verloren, war aber immer noch ein wichtiges Verwaltungs- und Wirtschaftszentrum. Andere Städte in Italien funktionierten noch. Bauern beackerten noch ihre Felder und ernteten. Die Bewohner sprachen wie ihre germanischen Herren einen lateinischen Dialekt, aus dem das Italienische wurde. Es war die Kombination aus dem Klimaschock von 536 bis 537, der Pest und dem Krieg zwischen Ostgoten und byzantinischer Armee, die Italien verwüstete. Rom, das viele Invasionen fast intakt überstanden hatte, bestand nur noch aus Ruinen, und der Rest der Halbinsel war so verwüstet, dass sie sich erst nach Jahrhunderten erholte. Die gegenseitige Zerstörung der Ostgoten und Byzantiner schuf ein Machtvakuum im westlichen Mittelmeerraum und öffnete die Tore für viel weniger romanisierte Invasoren wie die Langobarden in Norditalien und die nomadischen Berber in Nordafrika.100

Im östlichen Mittelmeerraum hatten das katastrophale Wetter 536–537, die daraus resultierenden Missernten und Hungersnöte sowie die rasch folgende Pestepidemie die Bevölkerungszahl des Byzantinischen Reichs stark vermindert. Konstantinopel verlor die Hälfte seiner Einwohner. Zur selben Zeit, als Justinian gegen Germanen im Westen und das Sassanidenreich im Osten kämpfte, machten diese Katastrophen sein Reich zu einem Schatten des Römischen Imperiums auf seinem Höhepunkt. Und auf den eurasischen Steppen trieb eine von 535 bis 545 andauernde Dürre die Awaren mit ihren Pferde- und Schafherden zur Flucht nach Westen und drängte slawische Stämme 536–537 und noch mehrfach danach zur Invasion des oströmischen Reichs, was die Byzantiner vom Balkan vertrieb.101 Als ein Jahrhundert später muslimische Krieger aus Arabien kamen, war Byzanz zu schwach, um sie an der Eroberung Ägyptens, der Levante und eines Teils von Anatolien zu hindern.

Die Konsequenzen des Klimaschocks waren nicht auf den Westen Eurasiens beschränkt. Auch in China war die Mitte des 6. Jahrhunderts eine Zeit der Wirren. Schlechte Ernten, die das Steueraufkommen senkten, lösten eine politische Krise aus. Die nördliche Wei-Dynastie zerfiel in mehrere Staaten, der Süden versank im Chaos. Die Unruhen dieser Zeit förderten die Ausbreitung des Buddhismus. Der daraus folgende Bruch trug vielleicht zur Eroberung Chinas durch die Xianbei bei, ein Nomadenvolk aus dem Norden, das 589 die Sui-Dynastie begründete.102

Macht euch die Erde untertan

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