Читать книгу Gebrochene Flügel - Daniela Hochstein - Страница 13

Zwischenspiel

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Als der Drache ihnen nicht antwortete, zogen sich seine Freunde langsam zurück. Einer nach dem anderen flog davon. Bloß eine blieb. Ein Drachenmädchen, das den Drachen immer sehr gern gehabt hatte. Voll Sorge harrte sie neben ihm aus, doch er nahm sie nicht wahr. Wenn sie sich ihm zu nähern versuchte, kehrte er ihr den Rücken zu und schwieg.

Die Tiere des Waldes beobachteten das Spiel neugierig, bemerkten bald jedoch, dass es gar keines war. Sie erkannten die Niedergeschlagenheit des Drachen und die Traurigkeit des Drachenmädchens, und sie kamen näher, um zu helfen. Vorsichtig traten sie an den Drachen heran, stupsten ihn sanft mit ihren Nasen in die Seite und fragten, wie sie ihn glücklich machen könnten. Doch er antwortete nicht.

Das Drachenmädchen hoffte so sehr, dass es ihr mit Hilfe der Tiere gelingen würde, des Drachens Herz zum Schmelzen zu bringen, auf dass der Sprung darin zerfließen und es zu neuer Kraft gelangen würde. Wie sehr aber hatte sie sich getäuscht.

Lange hatte der Drache sich nicht bewegt, doch nun schien er langsam zu erwachen. Das Drachenmädchen war ganz aufgeregt, glaubte sie doch, nun würde endlich alles gut. Sie lachte ihn an und versicherte ihm, dass sie ihm helfen würde, wo er sie brauchte. Sie und die Tiere warfen sich zuversichtliche Blicke zu, doch oh weh, es kam ganz anders.

Der Drache betrachtete die kleine Gefolgschaft aus absurden Gestalten. Das Drachenmädchen. Ja, auch er hatte sie gemocht. Vor dem Absturz. Doch nun mochte er ihr Mitleid nicht. Er mochte ihre mitfühlenden, bekümmerten Worte nicht, weil man so mit einem starken, mächtigen Drachen nicht spricht, nicht mit einem Drachen, den man bewundert.

Und die Tiere? Ja, was sollte er mit diesen niederen Kreaturen anfangen? Ein Drache war ein Wesen der Lüfte und redete nicht mit den Tieren. Und nun sollte er sich zu ihnen herablassen? Nun, wo er keine Flügel mehr besaß und in den Augen der anderen ein elender Wurm war, dem es bloß noch vergönnt war, auf der Erde zu kriechen?

Niemals!

„Geht!“, sagte er zu ihnen. „Ich will alleine sein.“

Doch sie gingen nicht. Vielmehr wurden ihre Blicke nun noch bekümmerter, noch mitfühlender, noch beharrlicher.

Die Tiere respektierten den Drachen, ja sie fürchteten ihn sogar. Daher hielten sie Abstand. Doch das Drachenmädchen gab nicht auf. Sie näherte sich ihrem geliebten Drachen und rieb ihren Kopf an seinem.

„Bitte“, sagte sie, „schicke uns nicht fort, mein Liebster. Wir wollen dir helfen und du brauchst uns!“

Doch anstatt ihre Worte in sein Herz zu lassen, wo sie ihm hätten Wärme gegen das Erkalten spenden können, stieß er das Drachenmädchen von sich.

„Geht!“, fauchte er sie an und Rauch trat aus seinen Nüstern. Furchtsam wichen die Tiere zurück und auch das Drachenmädchen bekam nun Angst.

„Aber...“, wollte sie protestieren, doch da wurde der Drache zornig.

„Ihr sollt endlich gehen!“, schrie er jetzt und stieß einen Feuerschwall aus. Aber dieser war nicht mehr golden, wie einst, wo er der Leben spendenden Sonne glich. Nein, nun war er rot. Rot wie der glühende Zorn, rot wie das vergehende Blut, rot wie das unerträgliche Leid.

Wieder und wieder spie der Drache sein rotes Feuer und verbrannte jedes Wesen, das ihm zu nahe kam, jeden Busch und jede Blume, ja sogar die Erde um sich herum; solange bis alle geflohen waren, die sein Feuer überlebt hatten.

Auch das Drachenmädchen war geflohen. Tief in einen Felsen hatte sie sich verkrochen und ihre Tränen kühlten nun die Brandwunden, die der Drache ihr zugefügt hatte.

Gebrochene Flügel

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