Читать книгу Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln - Datis Kharrazian - Страница 32
Glutenintoleranz
ОглавлениеZu den wichtigsten Aufgaben des Immunsystems gehört es, den Körper vor fremden Eindringlingen zu schützen. Manchmal „erkennt“ es in einem häufig gegessenen Nahrungsmittel einen gefährlichen Feind (z. B. weil der Darm nicht in Ordnung ist), und so bleibt es in eine dauerhafte „Schlacht“ verstrickt. Das in Mitleidenschaft gezogene, unberechenbar gewordene Immunsystem weiß sich dann nur noch zu wehren, indem es körpereigenes Gewebe angreift. Das häufigste Beispiel für ein solches Szenario bei Hashimoto-Patienten ist Gluten, das Protein, das in Weizen vorkommt sowie in Getreiden, die dem Weizen ähnlich sind, u. a. Dinkel, Kamut, Roggen, Gerste, Triticale (eine Kreuzung aus Weizen und Roggen) und Hafer. Im Grunde genommen ist Gluten eine unzutreffende Bezeichnung, da es der Gliadinanteil im Gluten ist, der die Immunreaktion verursacht. Gluten ist inzwischen aber ein geläufiger Begriff, daher wird er in diesem Buch auch verwendet.
Zahlreiche Studien aus mehreren Ländern sehen eine enge Beziehung zwischen einer Glutenintoleranz und der Hashimoto Thyreoiditis.41, 42, 43, 44, 45, 46 Da die Molekularstruktur des Glutens derjenigen der Schilddrüse sehr ähnlich ist, könnte das Problem durch eine Verwechslung zustande kommen.
Jedes Mal, wenn nicht verdautes Gluten versehentlich in den Blutstrom gelangt, wird es vom Immunsystem zerstört, damit es entfernt werden kann. Denn eigentlich gehört es dort nicht hin, findet aber seinen Weg durch eine Barrierestörung der Darmschleimhaut. Auf dieses sogenannte „Leaky-Gut“-Syndrom wird in Kapitel 3 und Kapitel 6 näher eingegangen. Bei Menschen mit einer genetischen Prädisposition zur Glutenintoleranz – der Mediziner und Glutenforscher Dr. Kenneth Fine schätzt, dass bis zu 81 Prozent der Amerikaner davon betroffen sind –, schwächt das Gluten selbst den Darmtrakt und erhöht seine Durchlässigkeit. Die Betroffenen laufen Gefahr, eine Glutenintoleranz oder Zöliakie zu entwickeln, wobei Letztere eine Form der Glutenintoleranz ist, die eine Autoimmunreaktion im Dünndarm hervorruft. Etwa einer von 100 Amerikanern ist von Zöliakie betroffen, wobei nach Schätzungen nur jeder Achte von seiner Krankheit weiß, da die Symptome oft stumm sind.47 (In Deutschland beträgt die Häufigkeit 1:500, wobei auch die durch Screeninguntersuchungen diagnostizierten Fälle berücksichtigt sind; Anm. d. Übers.) Die Glutenintoleranz betrifft laut Fine jedoch etwa 35 Prozent der Amerikaner, wobei die Prozentzahl für Hochrisikopatienten oder Symptomträger auf über 50 Prozent hochschnellt. Die meisten Menschen glauben, dass sich eine Glutenintoleranz nur auf den Darm beschränkt, doch bei vielen Patienten verursacht sie andere Probleme, wie Entzündungen in den Gelenken, auf der Haut, in den Atemwegen oder im Gehirn. Es ist wichtig zu wissen, ob eine genetische Prädisposition zu Glutenintoleranz vorliegt, entsprechende Blutuntersuchungen werden angeboten. Sind diese Gene einmal „angeschaltet“, muss Gluten lebenslang gemieden werden.
* Bindegewebige Schicht, die die einzelnen Muskelfasern eines Skelettmuskels oder die einzelnen Fasern der glatten Muskeln umgibt; Anm. d. Übers.