Читать книгу Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln - Datis Kharrazian - Страница 41
Alarmstufe Rot für andere Autoimmunkrankheiten
ОглавлениеHat ein Patient eine Autoimmunreaktion auf ein Gewebe entwickelt, ist es nicht ungewöhnlich, dass solche Angriffe auch auf andere Gewebe stattfinden.84, 85 Ich stelle in meiner Praxis ein solches Übergreifen häufig fest, und daher ist eine Immunmodulation bei Menschen mit einer Hashimoto Thyreoiditis so wichtig.
Wie bereits erwähnt, kommt es bei Hashimoto-Patienten oft nach einer gewissen Zeit zu einer perniziösen Anämie, bei der das Immunsystem den Intrinsic-Faktor des Magens angreift, sodass Vitamin B12 nicht mehr aufgenommen werden kann. Das nächste Angriffsziel können die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse (Pankreas) sein, und die betroffene Person erkrankt an Typ-1-Diabetes. Schreitet die Schädigung des Immunsystems ungehemmt fort, verschlechtert sich trotz veränderter Ernährungsgewohnheiten auch der Diabetes. Beispielsweise wird in solchen Fällen oft ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert, da das Pankreas noch immer eine geringe Menge Insulin produzieren kann, obwohl die Krankheit gegenüber der Ernährungsumstellung resistent zu sein scheint. Werden die Angriffe des Immunsystems nicht entdeckt, kann die Krankheit schließlich in einen insulinabhängigen Diabetes vom Typ 1 übergehen. Bei meinen Hashimoto-Patienten überprüfe ich zum Beispiel auch immer, ob sie hohe Antikörpertiter gegen die Langerhansschen Inselzellen aufweisen. In stark fortgeschrittenen Fällen leidet unter der Hashimoto Thyreoiditis zuletzt sogar das Kleinhirn.86 Hier manifestiert sich die Autoimmunerkrankung als Gleichgewichtsstörung, als Reisekrankheit, als Schwindel und damit einhergehender Übelkeit durch das Fixieren bewegter Objekte oder aufgrund von Blinklichtern auf einem Monitor, Fernseher oder einer Filmleinwand. Eine Autoimmunerkrankung des Kleinhirns liegt wahrscheinlich auch der Gluten-Ataxie zugrunde, einer Krankheit, bei der durch Gluten neurologische Probleme ausgelöst werden.
Es liegt also nahe, dass es diesen Patientinnen und Patienten, trotz normalisierter TSH-Werte durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen, immer schlechter geht. Hätte man von Anfang auf eine immunmodulierende Behandlung gesetzt, könnten sie ihre Leben mehr genießen, wären gesünder und würden den Kampf gegen die Autoimmunerkrankung nicht verlieren.