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Gluten-Intoleranz und Zöliakie

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Bei Glutenintoleranz und Zöliakie richtet sich der Blick der Wissenschaftler auf Histokompatibilitätsantigene vom Typ HLA DQ (HLA steht für Humanes Leukozytenantigen). Bei Trägern des Genotyps HLA DQ kommt es häufiger zu einer Glutenintoleranz, einer Zöliakie und anderen Autoimmunerkrankungen, unter anderem Hashimoto Thyreoiditis. (Spezifische genetische Untersuchungen werden von diversen Labors angeboten). Untersuchungen von Fine zufolge weisen zum Beispiel 90 Prozent der Zöliakie-Patienten HLA DQ2 auf, das bei Menschen nordeuropäischer Abstammung häufiger vorkommt. Neun Prozent sind Träger von HLA DQ8, das in Südeuropa weiter verbreitet ist. Die Varianten DQ1 und DQ3 werden öfter einer Glutenintoleranz als einer Zöliakie zugeordnet. Alles in allem besteht bei schätzungsweise 43 Prozent der Amerikaner eine genetische Prädisposition für eine Zöliakie und bei 81 Prozent für eine Glutenintoleranz.

Weitere in Betracht kommende Marker für die Diagnose Zöliakie sind positive Antikörper gegen

• Gliadin, ein Proteinbestandteil von Gluten,

• Transglutaminase, ein Enzym im Darmtrakt,

• Endomysium, eine Umhüllung der Muskelfasern.

Ist einer oder sind alle diese Marker positiv, weist das darauf hin, dass der Betroffene nicht nur glutenintolerant ist, sondern von Zöliakie betroffen ist.

Manche Menschen bilden zwar Antikörper gegen Gluten, haben aber keine genetische Disposition für HLA DQ, was sie zu einer Sensibilität gegenüber Gluten prädestinieren würde. Die Bildung von Gluten-Antikörpern kann auch von einer Barrierestörung der Darmschleimhaut (Leaky-Gut-Syndrom) herrühren, und sobald das Verdauungssystem sich regeneriert hat, wird Gluten wieder problemlos vertragen.

Letzten Endes kann eine Zöliakie auch aufgrund einer negativen Biopsie des Dünndarms nicht ausgeschlossen werden, da falsch negative Ergebnisse möglich sind. Eine positive Biopsie ist jedoch beweisend.

Hieran erkennt man, wie das Immunsystem eines Menschen mit einer Glutenintoleranz oder Zöliakie, der regelmäßig glutenhaltige Nahrungsmittel zu sich nimmt, konstant in Alarmbereitschaft gehalten wird und praktisch dauerhaft unter Strom steht. Und so werden die Voraussetzungen für eine Hashimoto Thyreoiditis geschaffen: Markieren die Antikörper Gluten, um es abzubauen, stimulieren sie auch die Bildung von Antikörpern gegen die Schilddrüse (weil sie einander strukturell so ähnlich sind). Mit anderen Worten, jedes Mal, wenn Gluten aufgenommen wird, löst das Immunsystem einen Angriff nicht nur auf das Gluten, sondern auch auf die Schilddrüse aus. Besonders schlimm ist, dass die Immunreaktion auf Gluten – trotz umgehenden Verzichts – bis zu sechs Monate anhalten kann.

Meine eigenen klinischen Beobachtungen haben dieses Szenario immer wieder bestätigt. Alle Patienten mit einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse sollten auf eine Glutenintoleranz oder eine Zöliakie48 untersucht werden. Im umgekehrten Fall natürlich auch: Alle Patienten mit einer Glutenintoleranz oder Zöliakie sollten eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse abklären lassen.49 Ich rate meinen Hashimoto-Patienten, Gluten völlig aus dem Speiseplan zu streichen, wenn sie ihre Schilddrüse erhalten wollen. Selbst von geringsten Mengen ist abzuraten, da auch wenig Gluten das Schilddrüsengewebe irreversibel schädigt. Ich halte sie auch dazu an, Fremdkontaminationen in Restaurants, durch abgepackte Nahrungsmittel und in der eigenen Küche zu meiden. Lea kann das bestätigen: Als ich ihr sagte, sie solle nichts Glutenhaltiges mehr zu sich nehmen, um ihre Hashimoto Thyreoiditis positiv zu beeinflussen, stellte sie mit Verblüffung fest, dass daraufhin ihr beängstigendes Herzrasen aufhörte. Doch wie bei vielen Menschen basierten manche ihrer Lieblingsspeisen auf Weizen. „Anfangs dachte ich noch, ich könnte mir gelegentlich eine kleine Sünde leisten, aber sobald ich das dann tat, kam mein Herzrasen wieder“, sagt Lea. „Jetzt habe ich sogar manchmal Herzklopfen, wenn ich glutenfreies Essen im Restaurant bestelle, weil trotzdem Spuren von Gluten enthalten sind. Ich habe gelernt, vorsichtig zu sein.“

Zur Feststellung einer Glutenintoleranz und Zöliakie gibt es eine Vielzahl von Untersuchungen. Man sollte ihnen jedoch mit ein wenig Skepsis begegnen. Manchmal kann das Immunsystem so erschöpft sein, dass die Gesamtzahl der gebildeten Antikörper extrem niedrig ist, auch wenn es Gluten angreift. Infolgedessen sind Testergebnisse negativ, obwohl die Glutenintoleranz in Wirklichkeit weiterhin ihr Unwesen treibt. Am besten ist eine Eliminationsdiät mit anschließendem Provokationstest, bei dem Glutenhaltiges zwei Wochen lang gemieden und dann erneut verzehrt wird. (Weitere Einzelheiten hierzu in Kapitel 6) Angesichts der erdrückenden Belege für eine Verbindung zwischen Glutenintoleranz und Hashimoto Thyreoiditis ist es jedoch am vernünftigsten, alles Glutenhaltige aus dem Speiseplan zu streichen, wenn man seine Schilddrüse erhalten will.

Es ist nicht ungewöhnlich, dass allein durch die Einhaltung einer glutenfreien Ernährung hypothyreote Symptome bedeutend zurückgehen. Durch das Meiden von Gluten wird die Krankheit jedoch nicht geheilt.50 Diese Ernährungsumstellung trägt lediglich dazu bei, das Immunsystem im Zaum zu halten, damit es nicht mehr zum Angriff auf das Schilddrüsengewebe kommt.

Anmerkung: Viele Ärzte sind der Meinung, dass der Verzicht auf Kasein, ein Protein, das in allen Kuhmilchprodukten enthalten ist, ebenfalls wichtig für die Gesundheit der Schilddrüse ist. In Bezug auf eine Kaseinintoleranz gibt es noch nicht so viele Untersuchungen wie das bei Gluten der Fall ist; Einzelfallberichte sprechen jedoch sehr dafür, dass eine Ernährungsweise, die nicht nur glutenfrei, sondern auch frei von Kuhmilch und Kuhmilchprodukten ist, beste Ergebnisse im Umgang mit einer Hashimoto Thyreoiditis verspricht.

Schilddrüsenunterfunktion und Hashimoto anders behandeln

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