Читать книгу 99 Namen Gottes - David Steindl-Rast - Страница 19

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15 al-Qahhārder Alles-Bezwinger, die OBERHAND

OBERHAND ruft in unserer Vorstellung das Bild von Streitkämpfen wach, in denen eine Seite die OBERHAND gewinnt. Wenn aber OBERHAND als Name Gottes gebraucht wird, dann kann nicht die Rede sein von Kampf, und schon gar nicht von zwei Seiten. Gott ist ja auf beiden Seiten, auf allen Seiten. Und Gott braucht nicht zu kämpfen und zu siegen. Die letzte höchste Wirklichkeit hat von Anbeginn die OBERHAND und hat sie fraglos und selbstverständlich. Nur wir müssen kämpfen, vor allem gegen Gewalttätigkeit: Also müssen wir gewaltfrei kämpfen.

Können wir aber gegen Gewalt für Gewaltfreiheit einstehen und wirklich die OBERHAND gewinnen? Ja, aber nur dann, wenn wir die OBERHAND schon haben, das heißt, nur wenn wir uns vorbehaltslos auf die einzige, die göttliche OBERHAND verlassen. Manchmal zeigt sich der Sieg der Gewaltfreiheit sogar auf geschichtlicher Ebene, aber doch eher selten. OBERHAND weist über die Zeit hinaus. „Was hier wir sind“, und dazu gehört auch das, was wir hier erreichen, „kann dort ein Gott ergänzen“, heißt es bei Friedrich Hölderlin. Und dieser Gott hat nicht nur die Oberhand, sondern ist die OBERHAND.

Finden die folgenden Zeilen aus Rainer Maria Rilkes „Herbst“, in denen die OBERHAND von unten alles auffängt, bei dir ein Echo?

Wir alle fallen. Diese Hand da fällt.

Und sieh dir andre an: Es ist in allen.

Und doch ist Einer, welcher dieses Fallen

unendlich sanft in seinen Händen hält.

99 Namen Gottes

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