Читать книгу 99 Namen Gottes - David Steindl-Rast - Страница 5

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1 ar-Raḥmānder ERBARMER

„Alles ist Gnade“, sagt Augustinus: Alles ist uns geschenkt. Aus dieser Einsicht entspringt eine Quelle freudiger Dankbarkeit und dankbarer Freude. Jedoch wirklich einzusehen, dass alles, wirklich alles, was es gibt, Geschenk ist, setzt voraus, dass wir freudig anerkennen: Aus eigener Kraft habe ich nichts. Wie Brachland, das darauf warten muss, gepflügt, geeggt und besät zu werden, wie ein Acker, der völlig abhängig von Regen und Sonnenschein ist, so bin ich von Geburt an auf Andere angewiesen und auf Lebensumstände, über die ich keine Kontrolle habe. Ja, dass es mich überhaupt gibt, ist ein reines Geschenk. Es kann mir zur unerschöpflichen Freudenquelle werden, solange ich es mir immer wieder in Erinnerung rufe. Darum mahnt uns Matthias Claudius „täglich zu singen“:

Ich danke Gott und freue mich

wie’s Kind zur Weihnachtsgabe,

dass ich bin, bin! Und dass ich dich,

schön menschlich Antlitz, habe.

Aus der Erwägung, wie arm ich von mir selbst aus bin, erwächst so die Freude, dass der ERBARMER die Armut derer, die ihre Armut anerkennen, mit überströmendem Reichtum füllt. Diese Einsicht macht uns dann auch bereit, ja begierig, aus der Fülle des uns Geschenkten weiterzuschenken. Sooft wir Gott ERBARMER nennen und uns dessen bewusst sind, dass alles Gnade und Erbarmen ist, wächst in uns das Verlangen, uns selbst Anderer zu erbarmen und an allen, die Erbarmen brauchen, barmherzig zu handeln.

Was ist mir von all dem mir Geschenkten am wertvollsten? Was kann ich heute davon weiterschenken? Ist nicht meine Lebensfreude das größte Geschenk, das ich allen machen kann, die mir begegnen?

99 Namen Gottes

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