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Soziale Netzwerke als Weltcafé

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Dies bestätigt auch ein Blick in die sozialen Netzwerke. Seit einigen Jahren folge ich mit großem Interesse den Beiträgen einiger Introversionsseiten auf Facebook, zum Beispiel Introverts are Awesome (»Introvertierte sind fantastisch«). Diese Seite wurde im Jahr 2011 von einer introvertierten jungen Frau ohne bestimmte Absicht ins Leben gerufen. Heute (im Mai 2017) zählt ihre Facebook-Seite rund eine halbe Million Fans weltweit! Gar über zwei Millionen Menschen folgen den Bildern und Zitaten auf Introvert Problems (»Probleme der Introvertierten«). Auch Seiten wie Introvert Nation oder Introvert, Dear6 sind rege besucht.

Reaktionen auf einen Beitrag im Herbst 2016 haben mich dermaßen überrascht und bewegt, dass ich eine Menge Screenshots auf meinem Smartphone gespeichert habe. Leider habe ich in meiner Faszination vergessen festzuhalten, zu welcher Facebook-Seite dieser Beitrag gehörte, und ich konnte es nachträglich nicht mehr feststellen. Ganz beiläufig wurde am Ende des Posts in die (eher passive) Runde der Introvertierten gefragt: »Hey, wo kommt ihr denn eigentlich her?« Und dann ging es los … Tausende von Menschen rund um den Globus meldeten sich innerhalb kürzester Zeit zu Wort: Apapa aus Nigeria, Sushmita aus Indien, Rookeya aus Südafrika, Mauri aus Finnland, Miguel aus Südkalifornien, Eleonora aus Italien, Beth aus einem Vorort von Chicago, Jagadish aus Nepal, Elin aus Schweden, Syahnaz aus Singapur, Ole aus Norwegen, Zsófia aus Ungarn, Frits aus Holland, Kerry aus Australien, Janet aus Schottland, Joe aus England, Gaby aus Deutschland und – um noch ein letztes verblüffendes Beispiel zu nennen – Rene von der Kenai-Halbinsel in Alaska. Viele von ihnen öffneten ihr Herz und erzählten, wie es ihnen als Introvertierte erging in ihrem Umfeld, ihrem Land, ihrer Kultur. Andere äußerten ihre große Dankbarkeit für diese Gruppe, die ihnen das Gefühl gab, nicht so einsam zu sein. Ich lag auf dem Sofa, als ich mich durch diese Flut von Beiträgen scrollte. Dabei liefen mir Tränen über die Wangen, weil mich dieses globale Zusammentreffen auf seltsame Weise anrührte.

Das Zeitalter von Web 2.0 eröffnet dem »Volk der Introvertierten« ganz neue Möglichkeiten, sich zu sammeln. Nicht zuletzt deswegen, weil viele Introvertierte die schriftliche Kommunikation bevorzugen. Dies erinnert mich an den englischen Slogan, den ich neulich auf einem T-Shirt im Internet gesehen habe (ja, es gibt tatsächlich Artikel für Introvertierte!): Introverts unite – separately in your own homes (»Introvertierte, vereinigt euch – alle separat, in euren eigenen Häusern«)! Dieser Slogan kommt tatsächlich nicht von ungefähr. Social Media machen aus der Welt ein Dorf. Die sozialen Netzwerke werden zum virtuellen Marktplatz oder Weltcafé. Dies birgt selbstverständlich Gefahren, aber (und ganz speziell für Introvertierte) auch ganz viele Chancen! So ist dieses globale »Dorfwissen« auch maßgeblicher Bestandteil dieses Buches, indem vieles mit einfließt, was mir im Laufe der vergangenen Wochen, Monate und Jahre im Netz begegnet ist.

Die leisen Weltveränderer

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