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36 mögliche Verhaltensweisen oder Kennzeichen von introvertierten Christen
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1. Es ist (oder wäre) einfacher für Sie, sonntags zu Hause eine Radiopredigt anzuhören oder eine TV-Predigt anzuschauen, als sich den sozialen Interaktionen eines Gottesdienstes zu stellen.
2. Nach einer intensiven Woche mit zahlreichen Begegnungen kostet Sie ein Gottesdienstbesuch viel Überwindung. Sie würden sich lieber einen Tag in die Stille zurückziehen, um neue Energie für die kommende Woche zu tanken.
3. Sie erscheinen in der Regel pünktlich (eine Verspätung würde auffallen!), aber meist relativ knapp zum Gottesdienst. Auf diese Weise können Sie zu viele Begegnungen und Small Talk vor dem Gottesdienst vermeiden.
4. Generell gilt, dass Sie sich vor Veranstaltungen stets so gut wie möglich informieren, damit Sie nicht durch Unwissen oder Fehlverhalten auffallen (insbesondere, wenn es sich um einen außergewöhnlichen Gottesdienst, ein spezielles Kinderprogramm oder was auch immer handelt).
5. Unter Menschen – selbst wenn es sich dabei um den bekannten Rahmen eines Gottesdienstes und mehrheitlich vertraute Gesichter handelt – fühlen Sie sich oft unwohl und unsicher.
6. Sie setzen sich in der Kirche oder im Gottesdienstraum bevorzugt in die hintersten Reihen. Dort fallen Sie weniger auf. Sie fühlen sich weniger beobachtet und sind dadurch entspannter. Zudem bietet sich Ihnen dort eine optimale Beobachterposition. (Sofern es nicht die hintersten Reihen sind, setzen Sie sich vermutlich immer an einen ähnlichen Ort oder dorthin, wo Sie schon wissen, wer sich noch dazusetzen wird, was Ihnen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt.)
7. Sie sind eine exzellente Beobachterin/ein exzellenter Beobachter. Dank Ihrer Beobachtungsgabe können Sie Stimmungen erfassen oder sich ein Bild vom Ergehen einzelner Gottesdienstbesucher machen. Dadurch gewinnen Sie eine Menge Informationen, die den meisten Extrovertierten entgehen (außer sie sind hochsensibel!).
8. Interaktionen mit Sitznachbarn während des Gottesdienstes sind Ihnen unangenehm. (Zum Beispiel wenn der Moderator dazu auffordert, den Sitznachbarn mit Händeschütteln oder einem netten Wort zu begrüßen. Erst recht, wenn der Sitznachbar unbekannt ist.)
9. Wenn während des Gottesdienstes Freiwillige gesucht werden (zum Beispiel für eine Veranschaulichung der Predigt), lassen Sie liebend gerne anderen den Vortritt. Dies gilt auch dann, wenn eine Frage gestellt oder das Wort freigegeben wird (selbst wenn Sie die richtige Antwort wüssten oder eine wertvolle Ergänzung hätten).
10. Wenn Sie stark erkältet sind, eine sichtbare Verletzung oder Ähnliches haben, bevorzugen Sie, auf einen Gottesdienstbesuch zu verzichten. Abgesehen von der körperlichen und emotionalen Anstrengung möchten Sie auch hier nach Möglichkeit alles unterlassen, was Aufmerksamkeit erregt und Rückfragen provoziert.
11. Es kostet Sie viel Mut und Kraft, auf neue Gottesdienstbesucher zuzugehen, obwohl Sie grundsätzlich neugierig sind.
12. Ein Gottesdienst mit Anschlussprogramm – zum Beispiel Kirchenkaffee oder gemeinsames Mittagessen – ist für Sie (sofern Sie nach dem Gottesdienst nicht auf direktem Weg nach Hause gegangen sind) wegen der vielen Begegnungen mit anderen Menschen wesentlich anstrengender als der Gottesdienst an sich.
13. Sie halten sich beim Kirchenkaffee lieber am Rand der Menge oder in einer Ecke auf als mitten im Gedränge.
14. Sie sind ein guter Zuhörer/eine gute Zuhörerin. Sie stellen Ihrem Gegenüber gerne Fragen und hören aufmerksam und ehrlich interessiert zu, was Ihr Gegenüber antwortet.
15. Es hilft Ihnen sehr, wenn Sie sich beim Kirchenkaffee oder einfach generell nach Gottesdienstschluss extrovertierten Freunden anschließen und ihrem Gespräch zuhören können.
16. Sie mögen keinen Small Talk und können es von Natur aus auch nicht besonders gut. Oft fällt Ihnen mitten im Small Talk einfach nichts mehr ein, was Sie noch sagen könnten, so sehr Sie sich auch anstrengen, einen passenden nächsten Satz zu finden.
17. Falls sich ein tieferes Gespräch entwickelt (insbesondere zu einem Thema, das Ihnen am Herzen liegt), kann es gut sein, dass Sie Ihre Zurückhaltung ablegen und zu einem/einer sehr engagierten Gesprächspartner/-in werden.
18. Wenn Sie im Gespräch von jemandem verletzt werden, lassen Sie sich meistens nichts anmerken. Die Aussage trifft Sie aber hart und zu Hause beginnt dann das große Grübeln.
19. Sie scheuen sich vor Auseinandersetzungen. Meistens geben Sie um der Harmonie willen nach und ziehen sich zurück. Sie machen keine Szene und werden – wenn überhaupt – nur äußerst selten laut.
20. Sie neigen zu Schuldgefühlen. Wenn Sie das Gefühl haben, einem anderen Menschen Umstände zu bereiten oder ihn falsch behandelt zu haben, leiden Sie schnell unter einem schlechten Gewissen.
21. Sie zweifeln oft an sich selber und sind selten von sich überzeugt. Daher haben Sie vermutlich Mühe damit, Komplimente anzunehmen.
22. Ihrem Empfinden nach werden die Gaben, die Ihnen besonders am Herzen liegen, in der christlichen Gemeinschaft, in der Sie sind, nur wenig beachtet. Sie fühlen sich eher als Außenseiter/-in.
23. Sie fühlen sich häufig übersehen und unbeachtet und denken, dass es vermutlich kaum jemandem (oder nur Einzelnen) auffallen würde, wenn Sie sich stillschweigend aus der christlichen Gemeinschaft, der Sie angehören, zurückziehen würden. Und dass wohl (wenn überhaupt) nur wenige Sie vermissen würden.
24. In Gruppen und Teams halten Sie sich meistens zurück. Sie hören aufmerksam zu, sind ansonsten aber eher still. Falls Sie jedoch etwas zur Diskussion beitragen, hört man Ihnen in der Regel aufmerksam zu.
25. Sie sind vorausschauend. Sie neigen dazu, nicht nur die positive Seite zu sehen, sondern erahnen schon frühzeitig mögliche Probleme und weisen darauf hin. Dadurch wirken Sie auf andere manchmal pessimistisch oder negativ.
26. Sie klären Dinge lieber schriftlich als mündlich.
27. Auf andere Menschen wirken Sie eventuell kühl, reserviert, distanziert und geheimnisvoll, weil Sie nicht viel von sich preisgeben.
28. Sie bevorzugen Dienste, die nicht so viele soziale Interaktion erfordern (zum Beispiel Dekoration, Kaffee ausschenken, Gemeindeinformationen sammeln, Einladungen gestalten etc.).
29. Es kostet Sie viel Mut und Überwindung, eine Aufgabe im Rampenlicht zu übernehmen. (Trotzdem sind auch einige introvertierte Christen dazu berufen!)
30. Aufgrund der Komplexität Ihres Denkens brauchen Sie mehr Zeit, Informationen zu verarbeiten, sich eine eigene Meinung zu bilden oder zu einer Entscheidung zu gelangen.
31. Sie reagieren emotional zurückhaltender und nüchterner als extrovertierte Christen und damit auch weniger euphorisch. Mit anderen Worten: Sie lachen oder weinen im Gottesdienst seltener als Ihre extrovertierten Freunde, da Sie die Gefühle in erster Linie innerlich verarbeiten.
32. Sie erleben es als Grenzüberschreitung, wenn Ihnen jemand im Zweiergespräch zu nahe kommt beziehungsweise weniger räumliche Distanz wahrt, als Ihnen angenehm ist. In solchen Fällen ertappen Sie sich dabei, wie Sie nach hinten ausweichen, um die für Sie nötige Distanz wiederherzustellen.
33. Wenn Sie am Mittag nach dem Gottesdienst nach Hause kommen (insbesondere, wenn Sie beim Kirchenkaffee noch verschiedene Gespräche geführt haben), fühlen Sie sich erschöpft und ausgelaugt und sehnen sich nach einer Pause und einem ungestörten Nachmittag.
34. Nicht selten spiegelt Ihr Körper nach einem Gottesdienstbesuch etwas von der emotionalen Anspannung wider, der Sie ausgesetzt waren, zum Beispiel durch Verspannungen, Kopfschmerzen, Übelkeit oder Ähnliches.
35. Sie neigen dazu, zu viel über vergangene Ereignisse, Begegnungen oder Gespräche nachzudenken (gilt auch für extrovertierte Hochsensible). So gehen Sie zum Beispiel lange nach dem Gottesdienst Begegnungen und Gespräche nochmals im Kopf durch und überlegen sich (insbesondere, wenn es schwierige Gespräche waren), was Sie hätten besser machen können.
36. Es fällt Ihnen schwer, im Alltag mit anderen Menschen über den Glauben zu sprechen (überhaupt mit jemandem ins Gespräch zu kommen!).
Je mehr der oben genannten Verhaltensweisen auf Sie zutreffen, desto stärker sollten Sie sich mit dem Gedanken anfreunden, dass auch Sie zu den introvertierten Christen gehören könnten! In diesem Fall hoffe ich sehr, dass die Auseinandersetzung mit dem Thema Introversion zu einem großen Gewinn für Sie wird. Und falls Sie den Test für jemand anderen ausgefüllt haben oder Ihnen bei den Testfragen eine bestimmte Person durch den Kopf ging, die diesen Aussagen nach introvertiert sein könnte – dann wäre dieses Buch vielleicht auch für sie oder ihn eine praktische Hilfe.
In diesem Sinne lade ich Sie herzlich dazu ein, gemeinsam mit mir eine Horizonterweiterung zu wagen. Allen Nicht-Introvertierten wünsche ich ein offenes Herz dafür, die Not, aber auch die verborgene Stärke ihrer introvertierten Mitmenschen zu entdecken. Überdies einen klaren Blick dafür, wen Sie in Zukunft besser in seiner Andersartigkeit unterstützen könnten. Allen Introvertierten, die dieses Buch lesen, wünsche ich eine Offenheit dafür, sich nicht hinter ihrer Introvertiertheit zu verstecken. Sondern mutig ihre introvertierte Komfortzone zu erweitern und sich dem Abenteuer des Lebens, behutsam und leise die Welt zu verändern, mit neuem Mut zu stellen.
In der wertschätzenden und respektvollen Ergänzung beider Extreme liegt ein Geheimnis und eine besondere Kraft, gerade auch für die christliche Gemeinde!