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Katholische Reform

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Bereits Leopold von Ranke erfasste, dass der Grund für das neuerliche Erstarken des Katholizismus seit der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts in seiner inneren Erneuerung lag. Den Begriff katholische Reformation prägte der protestantische Historiker Wilhelm Maurenbrecher (1838 – 1892) mit seiner 1880 erschienenen gleichnamigen Darstellung. Katholische Autoren nahmen dies auf, um die Erneuerung der römisch-katholischen Kirche im 16. Jahrhundert aus eigener Kraft zu betonen. Ludwig Frhr. von Pastor (1854 –1928) gebrauchte in seiner monumentalen Papstgeschichte die Epochenbezeichnungen katholische Reformation und Restauration ab dem Pontifikat Julius’ III. (1550 –1559). Er setzte ihren Beginn ohne Beeinflussung durch die von Martin Luther ausgelöste Bewegung mit der Gründung des römischen Oratorio del Divino amore in den letzten Regierungsjahren Papst Leos X. (1513 –1521) an. Damit hatte die katholische Reformation den Charakter einer Antwort auf die Luthers verloren und war zu einer eigenständigen Bewegung geworden. In seiner Tradition verwendeten katholische Historiker den Begriff katholische Restauration statt Gegenreformation.

Abhängig vom konfessionellen Standpunkt der Autoren wurden den Begriffen Gegenreformation und katholische Reformation bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts konträre Inhalte beigemessen. Grundlegend für die Begriffsklärung wurde der Beitrag des katholischen Kirchenhistorikers Hubert Jedin (1900 –1980) „Katholische Reformation oder Gegenreformation?“ aus dem Jahr 1946. Mit einer prägnanten Formulierung schuf er Klarheit: „Die katholische Reform ist die Selbstbesinnung der Kirche auf das katholische Lebensideal durch innere Erneuerung, die Gegenreformation ist die Selbstbehauptung der Kirche im Kampf gegen den Protestantismus.“ Die Vorstellung einer zeitlichen Abfolge von Reformation und katholischer Reform respektive Gegenreformation als Reaktion darauf ist damit überholt. Die Bewegungen liefen nicht zwangsläufig nacheinander, sondern oft parallel. Damit ging eine neue Wertung auch der Reformation aus katholischer Sicht in den Werken von Joseph Lortz (1887–1975) und Jedin einher. Freilich droht damit der Epochencharakter von Reformation und Gegenreformation verloren zu gehen.

Verstärkt wurde nun der Akzent in der Forschung auf die innerkirchliche katholische Erneuerung gelegt. Reformbemühungen gab es in mehreren Wellen bereits im Mittelalter. Im 16. Jahrhundert verdichteten sie sich zu einem breiten Strom, gespeist besonders aus Spanien, Italien, der Bewegung der Devotio moderna in den Niederlanden und dem christlichen Humanismus. Das Konzil von Trient bedeutete die dogmatische Festigung der kirchlichen Lehre und gleichzeitig einen Neuaufbruch. Maßgeblich zu seiner Umsetzung trugen das erstarkende Papsttum, die reformierte Kurie mit ihren Kongregationen und Nuntiaturen sowie die Reformorden bei. In ihrer Gesamtheit sorgten sie in den katholischen Gebieten in einem längeren Prozess, der bis ins 18. Jahrhundert dauerte, für die Durchdringung des gesamten Lebens mit den kirchlichen Vorstellungen.

Katholische Reform und Gegenreformation

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